Kreis Segeberg. Der verdiente CDU-Politiker hatte den Kreis Segeberg Jahrzehnte im Bundestag vertreten. Traurige Reaktionen in sozialen Medien.
Eine Nachricht, die im Kreis Segeberg und bei der CDU für große Trauer sorgt: Gero Storjohann (64), Bundestagsabgeordneter für den Kreis Segeberg, verstarb am Sonntag im Alter von 64 Jahren. Das bestätigte sein Berliner Abgeordnetenbüro.
Der Sether Bundespolitiker lag seit dem 1. April 2022 auf einer Intensivstation. Zuvor hatte er am 31. März bei einer verkehrspolitischen Tagung der Bundes- und Landes-CDU im Nordport Plaza Hotel in Norderstedt seinen letzten öffentlichen Auftritt. Wie erst viel später bekannt wurde, war Storjohann bewusstlos ins Krankenhaus eingeliefert worden. Bis zuletzt hatte die Familie nicht öffentlich bekannt gegeben, woran genau Storjohann erkrankt war. Parteifreunde hatten gemutmaßt, dass er nach einem schweren Schlaganfall nicht mehr ansprechbar gewesen sei.
Gero Storjohann: Nach langer Krankheit – Bundestagsabgeordneter stirbt mit 64 Jahren
Storjohann hatte die CDU-Politik im Kreis Segeberg fast zweieinhalb Jahrzehnte lang maßgeblich bestimmt. 1997 wurde er zum Kreisvorsitzenden und damit zum Nachfolger von Peter Kurt Würzbach gewählt. Bei den darauf folgenden Vorstandswahlen wurde er stets mit großer Mehrheit in seinem Amt bestätigt und war lange der dienstälteste Vorsitzende in ganz Schleswig-Holstein. 2021 aber gab er den Posten freiwillig ab und überließ ihn dem Landtagsabgeordneten Ole-Christopher Plambeck, der von Storjohann lange für diese Aufgabe vorbereitet worden war.
Bis dahin hatte der stets ruhig und ausgeglichen wirkende Storjohann alle Fäden in der Hand gehabt und sich mit seinen Personalentscheidungen in aller Regel bei den Parteifreunden durchgesetzt. Bereits 1994 war er in den Landtag von Schleswig-Holstein gewählt worden. Dort war er wohnungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Seit 2002 vertritt Storjohann den Kreis Segeberg als CDU-Bundestagsabgeordneter – ebenfalls als Nachfolger des Klein Rönnauers Peter Kurt Würzbach.
Lange Jahre dienstältester CDU-Vorsitzender im Land
Seit der jüngsten Bundestagswahl gehörte Gero Storjohann, wie auch in der Legislaturperiode davor, zum Fraktionsvorstand von CDU/CSU. Er war ordentliches Mitglied im Familienausschuss und im Petitionsausschuss des Bundestages.
„Sein Leben widmete er seit seiner Jugend der Politik“, teilt sein Berliner Büro mit. Angefangen hatte es mit dem Wunsch, im direkten Umfeld gestaltend mitzuwirken. Dafür trat er 1975, mit 18 Jahren, in die Junge Union ein, zwei Jahre später dann in die CDU.
Sorgen der Menschen lagen Gero Storjohann am Herzen
„Er zeichnete sich zeitlebens dadurch aus, immer ein offenes Ohr für die Sorgen der Menschen zu haben und diese ernst zu nehmen.“ Sein immer ruhiges und verbindliches Auftreten verschaffte ihm über die Jahre zahlreiche Freunde und Unterstützer. Auch von seinen Mitarbeitern wurde er wegen seiner angenehmen Umgangsweise geschätzt.
Im Verkehrsausschuss setzte er sich immer wieder erfolgreich für die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur in Schleswig-Holstein ein. Ein besonderes Anliegen waren ihm darüber hinaus die Verkehrssicherheit und die Förderung des Radverkehrs.
Als CDU/CSU-Vorstand gestaltete Storjohann die Bundespolitik mit
Ebenso lange wie für die Verkehrspolitik setzte Gero Storjohann sich im Petitionsausschuss für die vielfältigen Belange der Bürger ein, die an den Bundestag heran getragen werden. Es war ihm in seiner fast 20-jährigen Tätigkeit als Bundestagsabgeordneter ein echtes Anliegen, das durch die Verfassung verbriefte Petitionsrecht mit Leben zu füllen und sich der Sorgen der Bürger mit Ernsthaftigkeit zu widmen.
Zuletzt konnte er dies als Sprecher für Petition der CDU/CSU-Fraktion in hervorgehobener Position tun. Hierdurch war er Mitglied im Vorstand der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und konnte so an der Gestaltung der Bundespolitik mitwirken.
Gero Storjohann hinterlässt seine Frau Maren und drei erwachsene Söhne
Beruflich hatte Gero Storjohann nach dem Abitur an der Dahlmannschule in Bad Segeberg und zwei Jahren als Zeitsoldat zunächst eine Lehre als Getreide-Großhandelskaufmann gemacht. Im Anschluss studierte er an der Fachhochschule Kiel Volks- und Betriebswirtschaftslehre. Bevor er die politische Arbeit vom Ehrenamt zum Beruf machen konnte, arbeitete er von 1988 bis 1994 im Kostencontrolling bei der Deutschen Bundespost.
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Gero Storjohann war verheiratet und hinterlässt neben seiner Frau drei erwachsene Söhne. Mit seiner Frau Maren lebte er in Seth bei Bad Segeberg. Zu seinen liebsten Beschäftigungen gehörte das Fahrradfahren: von der täglichen Runde um sein Dorf, den täglichen Wegen im Zentrum Berlins, über ausgedehnte Fahrradtouren bis hin zum Urlaub auf zwei Rädern. Die Förderung des Radverkehrs wird in den Köpfen vieler noch lange mit dem Namen Gero Storjohann verbunden bleiben.
Viele Parteikollegen reagieren bestürzt auf Storjohanns Tod: "Nach längerer schwerer Krankheit ist heute unser Parlamentskollege und Freund Gero Storjohann verstorben. Wir trauern mit seiner Familie und seinen Freunden", schreibt CDU-Chef Friedrich Merz bei Twitter und verspricht: "Wir werden ihm in der CDU/CSU-Fraktion ein ehrendes Andenken bewahren."
CDU-Bundestagsabgeordneter Sepp Müller bezeichnet Storjohann in einem Twitter-Post als "leidenschaftlichen Parlamentarier": "Er hatte sein Ohr immer am Volk, gerade und wegen seiner geschätzten Arbeit im Petitionsausschuss. Ich werde ihn vermissen."
"Mit großer Bestürzung und tief erschüttert" hat die CDU im Kreis Segeberg den Tod des Parteifreundes aufgenommen. "In tiefer Trauer sind unsere Gedanken und Gebete in dieser schweren Zeit bei seiner Frau, den Söhnen und seiner Familie", schreiben die Christdemokraten in einer gemeinsamen Mitteilung. Die CDU Segeberg bestätigt, dass Storjohann sich seit April in intensivmedizinischer, stationärer Betreuung befunden habe. Zu den genaueren Umständen schweigt sie.
Ole-Christopher Plambeck stand bis zuletzt im engen Kontakt mit Storjohanns Familie. "Traurig und bestürzt bin ich über die Nachricht vom Tod unseres Freundes Gero Storjohann", schreibt der Landtagsabgeordnete aus Henstedt-Ulzburg bei Facebook. Und weiter: "Wir Segeberger Christdemokraten trauern und sind in Gedanken bei seiner Familie."
Ex-Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier bekundet ebenfalls seine Trauer in den sozialen Medien: "Das ist wirklich ein Schock und sehr traurig. Danke lieber Gero für Deinen langjährigen Einsatz für unser Land."
"Der Tod meines Kollegen Gero Storjohann macht mich sehr traurig", schreibt CDU-Bundestagsabgeordneter Thomas Jarzombek. "Uns verband die Leidenschaft für das Radfahren und ein freundschaftliches Miteinander über viele Jahre. Ruhe in Frieden, lieber Gero."
Auch der langjährige Bundestagsabgeordnete Johann Wadephul (CDU) nimmt Abschied bei Twitter: "Wir Nordlichter trauern um einen guten Freund, einen leidenschaftlichen Abgeordneten. Gero war immer nah bei den wirklichen Problemen der Menschen – am liebsten auf dem Rad. Ich bin in meinen Gedanken bei seiner Frau und seinen drei Söhnen."
Der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Tobias Koch erinnerte daran, dass Storjohann von 1994 bis 2002 Mitglied der CDU-Landtagsfraktion Schleswig-Holstein war. "In seiner Zeit als Landtagsabgeordneter setzte er sich für die Themen Umwelt, Wirtschaft und Bildung ein, bis er 2002 in den Deutschen Bundestag einzog. Untrennlich verbunden mit ihm ist die wichtige Arbeit des Petitionsausschusses auf Bundesebene. Er war immer dicht an den Themen der Bürger, am liebsten auf dem Fahrrad. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau mit den drei Söhnen sowie der Familie und den Freunden, die nach dem Schicksalsschlag im vergangenen Jahr nun dies schmerzliche Ende zu verkraften haben. Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren", so Koch.
Melanie Bernstein wird für Gero Storjohann in den Bundestag nachrücken
Das Mandat im Bundestag von Gero Storjohann wird von Melanie Bernstein (46) übernommen. Sie ist die nächste Nachrückerin auf der CDU-Landesliste Schleswig-Holstein. Die Wahlstedterin ist stellvertretende CDU-Kreisvorsitzende in Segeberg. Sie war vier Jahre Bundestagsabgeordnete, hatte aber im Wahlkreis Plön-Segeberg 2021 den Wiedereinzug in den Bundestag knapp verpasst. Zurzeit ist sie Co-Geschäftsführerin der Kommunikations- und Werbeagentur Inmedium in Neumünster.