Kreis Segeberg. Vier Einrichtungen im Kreis Segeberg sind von der Insolvenz des Bremer Unternehmens betroffen. Was man jetzt wissen muss.

Die Insolvenz des Bremer Wohn- und Pflegeheimbetreibers Convivo versetzt auch die Bewohnerinnen und Bewohner von Altenheimen im Kreis Segeberg in Sorge. Convivo betreibt vier Einrichtungen im Kreis, die Seniorenresidenz Ellerau, das Pflegezentrum Kisdorf, das Pflegeheim Bark-Bockhorn und die Seniorenresidenz Großenaspe.

Convivo hatte vergangene Woche für alle wesentlichen Gesellschaften des Unternehmens Insolvenzanträge gestellt. Gestiegene Kosten, Fachkräftemangel, der Einsatz von Zeitarbeitern und deutlich gestiegene Krankenstände im Personal, dazu eine sinkende Belegungsquote von nur noch 70 Prozent – das habe Convivo in die Pleite getrieben.

Altenpflege: Convivo-Pleite – 237 Heimbewohner bangen um ihre Zukunft

Auch das Pflegezentrum Kisdorf ist von der Convivo Insolvenz betroffen.
Auch das Pflegezentrum Kisdorf ist von der Convivo Insolvenz betroffen. © Convivo

Das Amtsgericht Bremen hat die Rechtsanwälte Malte Köster und Christoph Morgen als Insolvenzverwalter bestellt. „Im Moment verschaffen wir uns gemeinsam mit unseren Teams ein Bild vor Ort, um im Anschluss die Mitarbeitenden über die bevorstehenden Schritte im Insolvenzverfahren zu informieren“, teilten die beiden mit.

An die Bewohnerinnen und Bewohner, sowie Mitarbeitende gerichtet versicherten die Anwälte: Die pflegerische Versorgung werde vollumfänglich sichergestellt. Löhne und Gehälter der Mitarbeitenden seien über das Insolvenzgeld für die Monate Januar bis März gesichert.

Pflegebetrieb werde aufrecht erhalten, Löhne und Gehälter seien gesichert

„Die Unternehmensgruppe ist sich ihrer Verantwortung den Menschen gegenüber bewusst und wird die nächsten Schritte gewissenhaft begleiten“, sagte Torsten Gehle, gelernter Krankenpfleger und geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensgruppe. Es seien Informationskanäle für Mitarbeitende, Bewohnerinnen und Bewohner und deren Angehörige eingerichtet worden, um Nachfragen zielgerichtet beantworten zu können.

Gehle: „Die Unterstützung des Prozesses hat für uns oberste Priorität. So werden die Gehälter unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesichert und die Versorgung der Pflegebedürftigen aufrechterhalten. Wir wissen, dass es viele Fragen gibt, deshalb werden wir alle Beteiligten laufend informieren.“

237 Menschen leben in den vier Convivo-Heimen im Kreis Segeberg

Laut der Heimaufsicht des Kreises Segeberg sind in den vier betroffenen Heimen zusammen etwa 237 Bewohnerinnen und Bewohner untergebracht. 350 Plätze werden in den vier Einrichtungen angeboten, Die Belegungsquote liegt hier also bei 68 Prozent. In Kisdorf leben 55 Menschen (79 Plätze), in Ellerau 76 (92), in Bark-Bockhorn 44 (87) und in Großenaspe 62 (92).

„Die Insolvenz eines Betreibers bedeutet nicht automatisch die Schließung und damit den Umzug der betroffenen Bewohner“, teilte Sabrina Müller, Sprecherin des Kreises Segeberg, gegenüber der „Segeberger Zeitung“ mit. Die Insolvenzverwalter suchten nach Lösungen für den Weiterbetrieb. „Dazu gehört unter anderem die Möglichkeit der Übernahme von einzelnen Einrichtungen durch einen anderen Träger.“ Ein Umzug aller Bewohner in andere Heime könne nicht sofort, sondern – falls es erforderlich werden sollte – erst nach und nach umgesetzt werden.

Kreis Segeberg: „Insolvenz bedeutet nicht automatisch Schließung“

„Die Wohnpflegeaufsicht würde dies dann entsprechend unterstützend begleiten.“ Ob und mit welchem Ergebnis die Heimaufsicht die vier Heime von Convivo geprüft hat, wollte Müller nicht sagen. „Aus Datenschutzgründen geben wir grundsätzlich zu einzelnen Einrichtungen keine Auskunft.“

Neben dem zwischenzeitlichen Verkauf von Standorten habe Convivo bis zur letzten Sekunde versucht, Beteiligungspartner zur Stabilisierung des Geschäftsbetriebs einzubinden. Nach anfänglich erfolgreichen Gesprächen sei es Ende 2022 und durch die nochmals verschärfte Marktsituation am Anfang des Jahres 2023 zu einer weiteren kurzfristigen Absage der angestrebten Beteiligungen gekommen.

Altenpflege: Gespräche mit Politik brachten keine Lösung

Auch das Einbringen umfangreicher privater Mittel Torsten Gehles habe die enormen Belastungen nicht kompensieren können. Parallel geführte Gespräche mit der Politik konnten aufgrund des zeitlichen Engpasses keine Lösung herbeiführen, so Gehle.

Die Unternehmensgruppe hat ihren Ursprung und Sitz in Bremen. Bereits seit 30 Jahren ist Convivo im Pflegemarkt aktiv, vereint über 100 Pflegeeinrichtungen mit Schwerpunkt im Nord-Westen Deutschlands und beschäftigt 4800 Mitarbeitende. Über die letzten Jahre habe sich das inhabergeführte Unternehmen unter den Herausforderungen des Marktes zu einem der größten Pflegebetreiber in Deutschland entwickelt, heißt es in der Eigenbeschreibung von Convivo.