Rickling. 9,5 Millionen Euro flossen in die Einrichtung der Inneren Mission. Wie junge Leute für Pflegejobs begeistert werden sollen.
Die Pflegeberufsschule des Landesvereins für Innere Mission in Rickling bei Bad Segeberg ist ausgebaut und um 90 auf 150 Ausbildungsplätze erweitert worden. Damit ist sie die größte Ausbildungsstätte für die Pflegeberufe im Kreis Segeberg.
Für 9,5 Millionen Euro, davon 5,6 Millionen Euro Zuschuss vom Land, hat die diakonische Einrichtung an ihrem Hauptstandort im Kreis Segeberg jetzt einen neuen Hörsaal, fünf Klassenräume und ein hochmodernes Ausbildungslabor errichtet, das jetzt mit 100 geladenen Gästen feierlich eröffnet wurde.
Rickling: Segebergs größte Pflegeberufsschule wurde modern ausgebaut
„Bildung braucht Räume und hier haben wir besonders schöne Räume geschaffen“, sagte Pastor Matthias Dargel. „Pflege ist nicht nur ein Job, sondern eine Haltung. Das vermitteln und leben wir hier vor“, betonte der Vorstand des Landesvereins.
Jetzt können hier auf einer zusätzlichen Nutzfläche von 1800 Quadratmetern 150 Schülerinnen und Schüler für die Senioren- und Kinderpflege sowie 25 Berufsschüler in der Krankenpflege ausgebildet, erklärt Schulleiterin Sigrid Kapitzke. Besonders stolz ist sie auf das neue „Skills-Lab“, also dem hochmodernen Fertigkeiten-Labor, indem die angehenden Pflegefachkräfte an besonders präparierten Puppen, die sogar sprechen und atmen können, Puls fühlen oder Blut abnehmen üben können.
In „Skill-Labs“ lernen Schülerinnen und Schüler an Puppen
In Rickling ist eine von landesweit 35 Pflegefachschulen, sagte Staatssekretär Oliver Grundei aus dem Gesundheitsministerium. „Pflege ist Arbeit am Menschen und mit den Menschen“, sagte er. Darum sollten Pflegeroboter nur als Assistenten von pflegenden Menschen eingesetzt werden. Um den Fachkräftemangel im Pflegebereich, der von Experten bis 2030 auf landesweit 30.000 fehlende Kräfte geschätzt wird, sei dieser Neubau „ein wichtiges Signal“, um wieder mehr junge Menschen für diesen schönen Beruf zu begeistern.
Das allein aber reiche nicht aus, sagte Andreas Westerfellhaus, der viele Jahre der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung war. „Der Beruf ist attraktiv.“ Aber die Ausbildung der Pflegekräfte müsse auch so gestaltet werden, dass die Auszubildenden bis zum Examen durchhielten. Die Schülerinnen dürften nicht überfordert werden und sollten unbedingt professionell und psychosozial betreut und auf die Praxis vorbereitet werden, forderte Westerfellhaus.
Abbruchquote bei den Auszubildenden ist hoch
Denn die Abbruchquote sei recht groß. Bundesweit läge sie bei elf Prozent, sagt Schulleiterin Kapitzke. In Schleswig-Holstein sei sie sogar inzwischen bei 25 Prozent, sagte jüngst Gabriele Lengefeldt, die in Norderstedt das Institut für berufliche Aus- und Fortbildung für die Altenpflege leitet. In ihrer Ausbildungsstätte seien vom Ausbildungskurs, der 2020 gestartet ist, nur noch 14 Schülerinnen übriggeblieben.
Experte Westerfellhaus fordert deshalb auch, das Bildungssystem durchlässiger zu machen und möglichst auch einheitlicher. Aber wenn er mit den Gesundheitsministern der Bundesländer zusammengekommen sei, hätten sie zu einer vereinheitlichen Ausbildung für Pflegekräfte zwar gesagt, das sei „eine gute Idee“. Zurück in ihren Bundesländern wären sie dann aber lieber doch beim altbewährten Ländersystem geblieben. Es sei schon ein großer Erfolg, dass 2020 die Ausbildung bundesweit generalisiert worden sei.
Rickling: „Kreis Segeberg wird ein optimaler Gesundheitsstandort“
Landrat Jan Peter Schröder lobte die finanziellen Anstrengungen des Landesvereins für diese Modernisierung der Altenpflegeausbildung. „Davon werden später die Patienten profitieren“, ist er überzeugt. Dies sei ein weiterer guter Schritt in die Richtung, den Kreis Segeberg zu einem optimalen Gesundheitsstandort zu machen, sagte der Kreisverwaltungschef. Er hoffe, dass die Landesregierung bald auch die zweite Ausbildungsstätte in Norderstedt entsprechend dem Bedarf ausweiten werde.
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Für den Landesverein sei dieses Projekt „eine Investition zur Sicherung unserer Zukunft“, sagte der Landespastor und Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werkes Schleswig Holstein, Heiko Naß. „Dieser Meilenstein wird Strahlkraft ins ganze Land haben.“