Kreis Segeberg. Angesichts alarmierender Zahlen fordert der Deutsche Gewerkschaftsbund Kreis Segeberg eine deutliche Aufwertung der Pflegeberufe.

Die Situation in der Pflege wird sich in den nächsten Jahren auch im Kreis Segeberg weiter zuspitzen. Laut einer Prognose der Bertelsmann-Stiftung wird sich die Zahl der pflegebedürftigen Menschen im Kreis bis 2030 um mehr als 54 Prozent erhöhen. Bereits jetzt stehen jedoch nicht genügend Fachkräfte zur Verfügung, um den Personalbedarf aller Pflegeeinrichtungen und ambulanten Pflegedienste zu decken. Im Jahr 2030 werden im Kreis Segeberg voraussichtlich 2028 Vollzeit-Pflegekräfte fehlen. In der stationären Pflege werden dann 71 Prozent mehr Fachkräfte benötigt und in der ambulanten Pflege sogar gut 73 Prozent zusätzliches Personal.

Angesichts dieser Zahlen fordert der Deutsche Gewerkschaftsbund im Kreis Segeberg eine Aufwertung der Pflegeberufe. Annelie Buntenbach, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes, sagte dazu bei einem Besuch in der Region: „Kein Wunder, dass Altenpflegekräfte im Schnitt nach nur acht Jahren den Beruf wechseln und in den seltensten Fällen bis ins Rentenalter arbeiten können.“ Eine bessere Bezahlung sei dringend nötig, um den Pflegenotstand zu verhindern. „Aber der Schlüssel für eine gute, menschenwürdige Pflege sind die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten – und die sind heute oft ausgesprochen schlecht und stressig“, sagt Buntenbach. In den Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern müsse es dringend verbindliche Personalschlüssel geben. Buntenbach: „Bei der Pflege von Menschen muss genügend Zeit für ein Lächeln bleiben. Auch das gehört zur Arbeit der Pflegekräfte und ist keine ehrenamtliche Aufgabe der Beschäftigten.“

Mit der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Pflegeberufe sollen die Mindestanforderungen an die Ausbildung und die hochschulische Erstausbildung geregelt werden. Der DGB begrüßt diesen Schritt grundsätzlich, wenn damit die einzelnen Berufsbilder aufgewertet werden. Auf Druck der Arbeitgeber wurden Ausbildungsanforderungen für die künftigen Altenpflegerinnen und Altenpfleger allerdings abgesenkt, offiziell um auch leistungsschwächeren Bewerbern den Zugang zum Beruf offen zu halten. Damit droht die Altenpflege zur „Resterampe“ der Pflegeberufe erklärt zu werden. „Dieser späte Kompromiss der Koalitionspartner geht auf Kosten der Zukunft einer ganzen Branche“, sagt Rudolf G. Beeth, Vorsitzender des DGB-Kreisverbandes Segeberg. „Wir benötigen eine hochwertige Ausbildung für eine menschenwürdige Pflege. Statt die überfällige Aufwertung der Altenpflege zu organisieren und mit attraktiven Bedingungen für ausreichend Fachkräfte zu werben, wird den Interessen der kommerziellen Pflegekonzerne entsprochen, die Altenpflege so billig wie möglich zu halten, um die Gewinne zu maximieren.“