Kreis Segeberg. Viele Tiere haben große Angst vor Feuerwerk. Experten geben Tipps, was Halter zu Silvester für ihre Vierbeiner tun können.

Viele Menschen freuen sich, in diesem Jahr wieder legal Silvesterraketen in die Luft zu schießen und Böller abzubrennen – die meisten Tiere jedoch leiden unter dem Lärm und den grellen Lichtern von Feuerwerkskörpern. In ihnen löst der lautstarke Jahreswechsel Angst aus. Manche Haustiere ergreifen sogar vor lauter Panik die Flucht und laufen weg.

Allein am letzten Tag des Jahres 2021 und am ersten Tag in 2022 sind mehr als 450 Hunde und 275 Katzen bei der Tierschutzorganisation Tasso, die Europas größtes kostenloses Haustierregister betreibt, als vermisst gemeldet worden. Zum Vergleich: Tasso hatte im vergangenen Jahr einen Tagesdurchschnitt von 150 Vermisstenmeldungen von Hunden und Katzen insgesamt.

Silvester: Böller – „Hunde sterben, weil sie in Panik vors Auto rennen“

„Viele Hunde sterben, weil sie in Panik vors Auto rennen“, sagt Philine Bestehorn, stellvertretende Leiterin des Tierheims Henstedt-Ulzburg. „Wir würden uns freuen, wenn nicht mehr geböllert werden würde. Nicht nur für Haustiere, sondern auch für Wildtiere ist die Silvesternacht sehr stressig“, sagt Bestehorn, die auch an die vom Krieg traumatisierten Ukraine-Flüchtlinge erinnert.

Das Tierheim liegt etwas abseits in einem Henstedt-Ulzburger Gewerbegebiet. Das Knallen ist nicht so laut zu hören wie andernorts. „Das ist schön für unsere Tiere, die finden das Geknalle nämlich gar nicht toll“, sagt Bestehorn. Zum Jahreswechsel richten die Mitarbeiterinnen ihren tierischen Bewohnern ruhige Rückzugsorte ein und lassen das Radio laufen, um eine andere Geräuschkulisse zu schaffen und die Knallgeräusche von draußen zu übertönen. Das würde die stellvertretende Leiterin auch Tierbesitzerinnen und -besitzern zu Hause empfehlen. „Es hilft, den Fernseher lauter zu drehen und die Fenster abzuhängen, damit das Blitzlicht von draußen nicht zu sehen ist.“

Hunde sollten vor und nach Silvester an Leine gesichert werden

Bestehorn betont, wie wichtig es sei, seinen Hund gut an der Leine zu sichern und schon einige Tage vor Silvester, wenn die Böllerei bereits beginnt, nicht mehr frei herumlaufen zu lassen. Auch Freigängerkatzen sollten in der Wohnung oder im Haus bleiben.

Hunde und Katzen sollten zu Silvester möglichst einen Ort haben, an dem sie sich verstecken können, wenn sie Angst vor dem Feuerwerk haben.
Hunde und Katzen sollten zu Silvester möglichst einen Ort haben, an dem sie sich verstecken können, wenn sie Angst vor dem Feuerwerk haben. © dpa-tmn | Christin Klose

Das empfiehlt auch Claudia Keck. „Zu Silvester sollten Katzen am besten gar nicht mehr rausgelassen werden“, sagt die Vorsitzende des Vereins Straßentiger Nord, der sich um freilebende Katzen in der Region kümmert. Auf einer Pflegestation an der Oststraße in Norderstedt wohnen Katzen und Kater von draußen sowie Abgabetiere, die in neue Familien vermittelt werden sollen. „Unsere Lage im Gewerbegebiet ist relativ ruhig – Gott sei Dank“, sagt Keck. Dennoch würde sie sich wünschen, dass zum Jahreswechsel das Böllern eingestellt wird. Den Tieren zuliebe.

Silvester: Ängstliche Tiere brauchen Versteck zu Hause

In den Räumen des Vereins Straßentiger stecken Verdampfer in den Steckdosen. Sie senden Pheromone aus, sogenannte Botenstoffe, die eine beruhigende Wirkung auf Katzen haben und sie entspannen sollen. „Die laufen bei uns allerdings das ganze Jahr über, nicht nur zu Silvester.“ Außerdem achtet das Team darauf, dass die Katzen genügend Möglichkeiten haben, sich zu verstecken, wenn sie Angst vor dem Feuerwerk haben. Diesen Tipp sollten auch Hunde- und Katzenliebhaber zu Hause beherzigen.

„Es kann außerdem hilfreich sein, dem Tier Entspannungstropfen zu geben“, sagt Claudia Keck. Wenn es allerdings in extreme Panik verfällt, sollte der Haustierbesitzer vorher unbedingt mit einem Tierarzt sprechen.

Die gesamte Nacht über kann Keck über eine Webcam beobachten, ob es den Katzen gut geht. Ansonsten bleibt den meisten Tierhaltern wohl nur eines übrig: ihren geliebten Vierbeinern beizustehen, wenn sie Angst haben.