Norderstedt. Sonnenstudios, Saunen und Schwimmbäder haben hohe Energiekosten. Wie sie das Jahr hinter sich brachten.

In diesem Jahr sind die Energiepreise so stark gestiegen wie noch nie. Viele Branchen leiden unter den Preissteigerungen. Besonders betroffen sind Sonnenstudios sowie die Betreiber von Saunen und beheizten Schwimmbädern, die im täglichen Betrieb viel Energie verbrauchen. Bis im März 2023 die Strompreisbremse kommt, vergeht noch einige Zeit – und wie sie dann welchem Betrieb genau hilft, ist auch noch unklar.

Wie sind Betriebe in Norderstedt und Umgebung bisher durch die Krise gekommen? Was haben Sie unternommen, um die hohen Kosten in den Griff zu bekommen? Was ist für die Zukunft geplant? Wir haben uns umgehört.

TOP TAN-Sonnenstudio: „Strompreise exponentiell gestiegen“

Schon ab Herbst 2021 seien die Strompreise „exponentiell angestiegen“, sagt Knut Ehlers, Geschäftsführer von neun TOP TAN Sonnenstudios im Norden, darunter eines in Norderstedt. Im Sommer dieses Jahres hätten sich die Preise dann auf dem Höhepunkt befunden.

„Dann sind sie wieder etwas gesunken. Aber sie befinden sich trotzdem noch auch Niveaus, die früher nicht vorstellbar waren. Es war nicht vorhersehbar, dass sich die Preise verzehnfachen“, so Knut Ehlers.

Kürzere Öffnungszeiten und eine „Energiepauschale“ bei TOP TAN

Ehlers ist seit über 20 Jahren in der Branche tätig und kennt sich aus: „Viele Sonnenstudios kaufen am Spotmarkt ein.“ Die Betriebe zahlen folglich die aktuellen Marktpreise. Strom sei nach dem Personal die zweitgrößte Kostenstelle und der extreme Kostenanstieg bedeute eine hohe Belastung für die meisten Sonnenstudios. Er selbst habe für seine Studios langfristige Verträge.

Um Energie zu sparen, wurden in seinem TOP TAN-Studio in Norderstedt die Öffnungszeiten wurden angepasst. Am Sonnabend ist jetzt zwei Stunden kürzer geöffnet, nur noch von 10 bis 20 Uhr. Zudem wurde seit dem 1. Oktober eine monatliche 2-Euro-Energiepauschale für alle Club-Mitglieder eingeführt, die für ein halbes Jahr gilt. Im Verhältnis sei diese Erhöhung noch moderat: „Manche Kollegen mussten ihre Monatsbeiträge um bis zu zehn Euro erhöhen“, so Ehlers.

Christina Karger ist Regionalleiterin der TOP TAN Sonnenstudios im südlichen Teil Norddeutschlands und führt auch die Filiale in Norderstedt an der Ulzburger Straße durch die Krise.
Christina Karger ist Regionalleiterin der TOP TAN Sonnenstudios im südlichen Teil Norddeutschlands und führt auch die Filiale in Norderstedt an der Ulzburger Straße durch die Krise. © Melina Hempf

Darüber hinaus werden abends die Sonnenbänke vom Strom genommen. Früher waren sie nachts auf Standby. Ein Beispiel zeigt, wie viel dadurch eingespart werden kann: „Während des Lockdowns waren die Bänke auf Standby. Dann kam die Stromrechnung und die war trotzdem ein paar Hundert Euro hoch“, sagt der 51-Jährige.

Insgesamt könne man jedoch nur drei bis fünf Prozent an Energie einsparen. „Was wir machen können, tun wir. Aber mehr geht nicht“, so Christina Karger, Regionalleiterin von TOP TAN.

Fitnessstudio Elixia in Langenhorn: Höhere Preise und Energiesparmaßnahmen

Das Fitnessstudio Elixia in Langenhorn betreibt zwei Schwimmbäder und vier Saunen, wodurch es auch stark vom Preisanstieg betroffen ist. „Da wir zwei Drittel der Verbräuche an den Spotmärkten einkaufen, ist das bereits seit Anfang des Jahres deutlich zu spüren. Diese sehr extreme Steigerung mussten wir auch an unsere Kunden weitergeben“, so Geschäftsführer Heiko Pfeifer.

Um Energie zu sparen, investiere man in alternative Energieformen. „Wir beheizen seit kurzem unser Schwimmbadwasser mittels Wärmepumpen, gespeist von der Studioabluft. Gleiches planen wir für das Aufwärmen des Duschwassers und die allgemeine Heizung des Studios. So versuchen wir, uns Schritt für Schritt unabhängig vom Bezug der Fernwärme zu machen“, sagt Pfeifer.

Holstentherme Kaltenkirchen: Besucher müssen „Energie-Soli“ bezahlen

Das Wellnessbad Holstentherme hat im August den sogenannten „Energie-Soli“ eingeführt, um teilweise die erhöhten Energiekosten aufzufangen. Die erwachsenen Besucher müssen somit einen Euro pro Besuch mehr zahlen und Kinder beziehungsweise Jugendliche 50 Cent. Dafür gibt es keine Einschränkungen im Angebot, in den Temperaturen und in den Öffnungszeiten.

Zur HolstenTherme in Kaltenkirchen gehören unter anderem mehrere Schwimmbecken, Wasserrutschen und sieben Saunen, die beheizt werden müssen. Um Energie zu sparen, haben sie ein umfassendes Konzept umgesetzt.
Zur HolstenTherme in Kaltenkirchen gehören unter anderem mehrere Schwimmbecken, Wasserrutschen und sieben Saunen, die beheizt werden müssen. Um Energie zu sparen, haben sie ein umfassendes Konzept umgesetzt. © Holstentherme

Zusätzlich habe die Holstentherme in der Vergangenheit investiert, um die Energieeffizienz ihrer Anlagen zu verbessern. „Effiziente Pumpen wurden angeschafft, Rückgewinnungssysteme installiert und Justierungen in der Regelungstechnik vorgenommen“, sagt der Geschäftsführer Stefan Hinkeldey.

Von den Umstellungen und Gebrauchseinstellungen konnte das Erlebnisbad profitieren. „Wir konnten gerade in einem Benchmark wieder feststellen, dass unser Verbrauch für Energie bezogen auf den einzelnen Besucher deutlichst geringer ist, als in anderen Schwimmbädern“, so Hinkeldey.

Arriba: Eine Sauna geschlossen, kürzere Öffnungszeiten im Saunadorf

Zu dem Arriba-Erlebnisbad in Norderstedt gehört ein Saunadorf mit fünf Saunen und einem Dampfbad. Um Energie zu sparen, hat das Arriba seinen Betrieb eingeschränkt. „Wir haben im Arriba-Erlebnisbad seit Mitte des Jahres verkürzte Öffnungszeiten im Saunadorf und die große Blockhaussauna im Außenbereich geschlossen“, sagt Stadtwerke-Sprecher Oliver Weiß.

„Das Sonnenstudio“ am Herold-Center: Öffnungszeiten kürzer, Abos teurer

Michael Streich führt seit über 30 Jahren Sonnenstudios. Aktuell besitzt der 60-Jährige zehn Filialen, die unter dem Namen „Das Sonnenstudio“ geführt werden. Fünf davon sind in Hamburg, fünf in Schleswig-Holstein. Seit sechs Jahren betreibt er das Studio am Herold-Center in Norderstedt.

Im Durchschnitt hätten sich die Stromkosten pro Studio im Januar auf 30.000 Euro belaufen, sagt Streich. Im September hätten die Kosten dann bei 80.000 Euro gelegen.

Um die gestiegenen Kosten ansatzweise zu decken, hat Streich die Öffnungszeiten leicht reduziert und die Abopreise, die seine Kunden monatlich zahlen, angehoben. Bei allen Neuverträgen sind deshalb die Monatsbeträge um fast 20 Prozent erhöht worden. Das Standard-Abonnement ist jetzt sechs Euro teurer.

LED-Lampen in Sonnenbänken sollen künftig Energie sparen

Für die Zukunft hat Streich die Hoffnung, durch neue Technik mehr Strom und Kosten sparen zu können. „Es wird vermutet, dass ab Ende nächsten Jahres die Hersteller Sonnenbänke verkaufen, die komplett mit LED-Lampen betrieben werden“, so der Unternehmer. Denn momentan wird der Hauptteil der Körpers mit Niederdrucklampen bestrahlt. „Man würde mit LED die Hälfte an Energie sparen“, sagt Streich.

Das Sonnenstudio in der Berliner Allee betreffen die Preissteigerungen stark. Der Inhaber Michael Streich musste die Abo-Preise für alle Neukunden um zwanzig Prozent erhöhen.
Das Sonnenstudio in der Berliner Allee betreffen die Preissteigerungen stark. Der Inhaber Michael Streich musste die Abo-Preise für alle Neukunden um zwanzig Prozent erhöhen. © Melina Hempf

Roland Oase Bad Bramstedt: Nur noch vier Tage die Woche geöffnet

Die Roland Oase in Bad Bramstedt ist zwar ein Warmwasserfreibad und hat den Schwimmbereich über die Wintermonate geschlossen, aber der Saunabereich ist trotzdem momentan geöffnet. „Um Energie zu sparen, haben wir die Öffnungszeiten auf vier Tage die Woche gekürzt“, sagt der Betriebsleiter Hans-Peter Kalusok.

Energiesparmaßnahmen sind bereits in Planung. „Wir wollen nächstes Jahr die komplette Beleuchtung auf LED umstellen. Dieses Jahr haben wir bereits die Flutlichtanlage des Freibads auf LED umgestellt und konnten erheblich sparen.“

Fitnessstudio Kraftwerk in Norderstedt: Sauna nur an bestimmten Tagen in Betrieb

Das Fitnesscenter Kraftwerk in Norderstedt war Ende des Jahres noch nicht allzu stark vom Preisanstieg betroffen. „Die Preise haben sich verdoppelt und verdreifacht. Die Rechnungen kommen allerdings erst noch“, sagt der Geschäftsführer Tim Tuchel. Um bereits jetzt schon den gestiegenen Energiepreisen entgegenzuwirken, habe das Studio feste Saunatage eingeführt.

„Für die Kunden ist es natürlich auch schwierig, aber sie haben Verständnis“, so Tuchel. „Für uns Geschäftsleute ist eigentlich das Schlimme, dass wir nicht mehr planen können. Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt“, sagt Tim Tuchel, Geschäftsführer des Kraftwerks.