Norderstedt/Kaltenkirchen. Alles wird teurer, auch das sommerliche Vergnügen. Wo jetzt in Norderstedt und Umgebung mehr gezahlt werden muss.
Sommer, Sonne, Ferienzeit – und alle wollen das Leben genießen. Zum Beispiel in einer Eisdiele, auf der Terrasse eines Restaurants, auf der Bowlingbahn, in der Holstentherme Kaltenkirchen oder im Norderstedter Hochseilgarten.
Doch beim Blick auf die Preise könnte sich die sommerliche Lebensfreude beim manchem eintrüben. Denn der Freizeitspaß ist teurer geworden – wie derzeit fast alles. Das Abendblatt hat in der Region nachgehakt.
Holstentherme: Ab 15 August wird „Energie-Soli“ fällig
In der Holstentherme Kaltenkirchen muss ab dem 15. August ein „Energie-Soli“ bezahlt werden – von jedem Gast, der baden oder in die Sauna gehen will. Erwachsene zahlen einen Euro mehr, Kinder und Jugendliche 50 Cent. Schulen, Vereine, Schwimmkurse und Club-Gäste sind davon ausgenommen. Mit den Mehreinnahmen sollen Investitionen in ein neues Energiekonzept finanziert werden.
Hintergrund sei ein drohender Gasmangel im Winter, teilt die Holstentherme mit. Man setze zur Wärmeerzeugung auf einen „Energie-Mix aus Strom, Gas und Heizöl“, außerdem soll der Erweiterungsbau „Paradiesinsel“ eine Photovoltaikinsel bekommen. Zum „Energie-Soli“ sagt Geschäftsführer Stefan Hinkeldey: „Wir setzen auf das Verständnis unserer Gäste. Das ist ein flexibler und vorübergehender Solidar-Beitrag.“
Im Arriba-Erlebnisbad in Norderstedt bleibt vorerst alles beim alten. „Wir haben dieses Jahr keine Preisanpassungen gemacht, es sind auch keine geplant“, sagt Sprecher Oliver Weiß. Dafür müssen Badende in dieser Saison mit ein paar Einschränkungen leben. Wie berichtet, hat das Arriba die Temperatur in einigen Becken aus Energiespar-Gründen abgesenkt, außerdem wurde die Saison für den Außenbereich verkürzt. Sie endet nun nicht am 20. September, sondern schon am 31. August.
Gastronomie Norderstedt: Die Kugel Eis ist jetzt 20 Cent teurer
u denen, die kürzlich ihre Preise erhöht haben, zählt Alberto Moliterno, Inhaber der Norderstedter Eisdiele „Fantasia bei Alberto“. Die Kugel Eis kostet seit einem Monat nicht mehr 1,30, sondern 1.50 Euro. „Das mussten wir machen, denn auch für uns wird alles teurer, zum Beispiel die Milch“, sagt der Unternehmer. „Zum Glück habe ich viele Stammkunden, die haben das super aufgenommen, niemand hat sich beschwert“, so Moliterno. Er ist froh, zu diesem Zeitpunkt nicht neu in der Branche zu sein, sonst hätte er jetzt womöglich Existenzängste. Aber er blickt mit einer gewissen Furcht auf Herbst und Winter, wenn die Strom- und Heizkostenabrechnungen anstehen.
Auch Christl El Kailani, Inhaberin des Norderstedter Restaurants „Flame“, sagt: „Ich habe die Preise dezent erhöht. Manche Gerichte kosten jetzt 50 Cent oder einen Euro mehr.“ Sie begründet das unter anderem mit den hohen Energiekosten, „die Preise laufen ja weg.“ Zum Glück würden ihre Kunden die Anpassungen akzeptieren, bei Getränken hat sie von Erhöhungen abgesehen.
Restaurant Norderstedt: Pasta-Gerichte jetzt 50 Cent teurer
Ähnlich ist die Lage bei dem Norderstedter Restaurant „Aroma“: „Wir haben minimal erhöht, einige Pasta-Gerichte sind 50 Cent teurer geworden“, sagt Inhaber Paris Christogiannis. Aber er sagt auch: „Wir können nicht alles auf die Kunden umlegen. Wir sind ja auf sie angewiesen. Wenn die kein Geld mehr haben, können sie auch nicht mehr zu uns kommen.“
Das Norderstedter Lokal „La Piazza“ hat bisher auf Preiserhöhungen verzichtet. Aber Inhaber Nicola Claudio sagt auch: „Wir merken natürlich, dass alles teurer wird, auch die Lebensmittel. Wenn das so weitergeht, wird es auch bei uns teurer werden müssen.“
Dehoga: „Gastronomen sind in einer Zwickmühle“
So wie den Norderstedter Gastronomen geht es derzeit vielen. „Die Unternehmen stecken in einer Zwickmühle“, sagt sagt Stefan Scholtis, Hauptgeschäftsführer des Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Schleswig-Holstein. Wegen der steigenden Kosten für Lebensmittel, Energie und Kosten müssten die Betriebe eigentlich die Preise für Essen und Trinken erhöhen. „Doch viele scheuen den Schritt, aus Angst dann Kunden zu verlieren.“ Nach den coronabedingten Schließungen seien bei vielen Betrieben allerdings die Kassen leer, kaum ein Unternehmen habe genügend Reserven, um die derzeitige Lage auf eigene Kosten auszugleichen.
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Thomas Dahncke, Inhaber des Kegel- und Bowlingcenters Norderstedt, sagt: „Nach zwei Jahren Corona-Pandemie hätte ich eigentlich gerne mal wieder eine ganz normale Saison.“ Nun aber befinde sich auch sein Betrieb - so wie die ganze Branche - erneut in „unruhiger See“, steigende Kosten machen ihm zu schaffen. „Wir haben eine Klimaanlage, die kostet unfassbar viel Strom.“ Zudem nehme der Getränkelieferant jetzt eine Anliefer-Pauschale. Einen Teil der gestiegenen Kosten hat Dahncke kürzlich auf die Kunden umgelegt, die Kosten für die Miete einer Bahn wurden erhöht. „Meine günstigste Stunde kostete früher 18 Euro, jetzt sind es 20.“ Der Preis für die teuerste Stunde wurde von 27 auf 29 Euro angehoben.
Norderstedter Bowlingbahnbetreiber fürchtet noch höhere Stromkosten
Thomas Dahncke blickt nun mit Sorge auf den Herbst. „Wenn sich die Stromkosten verdreifachen, wie teilweise befürchtet wird, weiß ich nicht, wie ich das auffangen soll“, sagt er. Auch Stefan Scholtis sagt, dass sich die Lage bei Gastronomen im Herbst noch einmal zuspitzen könnte: „Weil niemand weiß, wie die Situation im Herbst wird, verzichten Gäste schon jetzt auf Reservierungen von Feierlichkeiten oder sagen diese bereits ab.“
Die hohen Strompreise, außerdem gestiegene Preise für Shampoo und andere Produkte haben auch Ayse Düz dazu bewogen, ihre Preise anzupassen. Sie ist Inhaberin des Norderstedter Friseursalons „Chrisby’s Damen- und Herrensalon“. Ein Haarschnitt ist jetzt einen Euro teurer geworden. Das decke die Kosten zwar nicht, aber mehr wolle sie nicht anheben, „wir leiden ja alle“, sagt Ayse Düz.
Hochseilgarten Norderstedt: 22 Euro statt 20 Euro für Erwachsene
Die allgemeine Preisspirale wirkt auch an eher unerwarteten Orten, etwa im Norderstedter Hochseilgarten. Der ist zwar unter freiem Himmel, die Betreiber müssen sich keine Sorgen wegen der hohen Gas- oder Strompreise machen. Aber, so Mitinhaber Lyn Koch: „Wir merken, dass das Holz teuer geworden ist.“ Und das schlage finanziell zu Buche, denn immer wieder müssten Teile ausgetauscht werden. „Das Holz ist ja der Witterung ausgesetzt, außerdem gibt es einen starken Verschleiß, wenn an einem Wochenende 1000 Menschen im Park unterwegs sind.“
Auch Stahlseile müssten hin und wieder ausgetauscht werden, hinzu komme nun noch, dass der Mindestlohn Ende des Jahres erhöht wird. Die Konsequenz: „Wir haben Anfang der Saison, im April, unsere Preise erhöht.“ Ein Erwachsener zahlt jetzt für drei Stunden Aufenthalt 22 Euro, im vergangenen Jahr waren es 20 Euro. Wie Lyn Koch sagt, werde man nach der Winterpause erneut erhöhen müssen, vermutlich auf 23 oder 24 Euro pro Stunde.