Norderstedt/Kreis Segeberg. Nicht wundern: Wer am Mittwoch im Norden einen Termin beim Arzt hat, muss sich auf Dunkelheit und Kälte im Wartezimmer einrichten.

„In unseren Praxen geht das Licht aus“. Unter diesem Motto startet die Ärztegenossenschaft Nord gemeinsam mit zahlreichen Berufsverbänden und Praxisnetzen aus Schleswig-Holstein eine neue Protestreihe. Der erste Aktionstag ist am Mittwoch, 7. Dezember. Symbolisch werden dann Ärzte und Psychotherapeuten in den Praxen im ganzen Land das Licht und die Heizungen ausschalten.

Dr. Svante Gehring, Facharzt für Innere Medizin in Norderstedt und Vorstandsvorsitzender der Ärztegenossenschaft Nord wird in seiner Praxis am Herold-Center ein Zeichen setzen. „Symbolisch werden wir das Licht und die Heizungen ausstellen und Decken im Wartezimmer verteilen. Wir haben in den anderen Praxen in unserem Ärztehaus am Herold Center um Solidarität geworben, spannend bleibt, wer alles mitmacht“, sagt Gehring.

Ärzte: Licht und Heizung aus – Protestaktion in den Praxen

Hintergrund sind die stark steigenden Energiepreise, die Arztpraxen hart treffen. So verbraucht zum Beispiel eine durchschnittliche Dialysepraxis rund 300.000 Kilowattstunden Strom jährlich. „In Praxen ist heutzutage energieintensive Diagnostik und Therapie erforderlich und frieren soll auch keiner“, sagt Dr. Axel Schroeder, Urologe aus Neumünster und stellvertretender Vorsitzender der Ärztegenossenschaft Nord.

Schroeder kritisiert, dass die Politik vor allem Kliniken im Blick habe, für die ein Entlastungspaket vorgesehen sei. Die ambulant tätigen Praxen dürften nicht schlechter gestellt werden. „Wenn keine Unterstützung kommt, werden viele überlegen müssen, ihren Wärme- und Stromverbrauch zu reduzieren, um zu sparen“, sagt Axel Schroeder.

Ärzte können die Kosten nicht weiterreichen

„Wir können durch feste Budgets und Preisdeckel die steigenden Energie- und Inflationskosten nicht weiterreichen oder kompensieren“, sagt Gehring. „ Ohne Unterstützung droht, dass ältere Ärztinnen und Ärzte ihre Praxen früher aufgeben müssen, keinen Nachwuchs finden können und wir noch tätigen Kolleginnen und Kollegen Leistungen und Personal abbauen sowie verkürzte Sprechstunden anbieten müssen. Damit blutet die ambulante Versorgung weiter auf Kosten unserer Patientinnen und Patienten aus.“

Weil die niedergelassenen Ärzte und Ärztinnen nicht nur mit steigenden Energie- und Materialpreisen kämpfen, belässt es das Bündnis um die Ärztegenossenschaft nicht bei einem Protesttag. Sie organisiert eine ganze Reihe – und zwar ein Quartal lang. So ist geplant, im Januar speziell auf den Fachkräftemangel im ambulanten Bereich aufmerksam zu machen. Unter aegnord.de sind Informationen zur Aktion sowie Daten und Fakten zu finden.