Norderstedt. Mit drastischen Szenen in Zugabteilen klärt das Projekt über Drogenkonsum auf. Was sich die Stadt das kosten lässt.

Der Revolution Train hält auch 2023 in Norderstedt. Der Jugendhilfeausschuss hat das Geld für den tschechischen Anti-Drogen-Zug bewilligt, obwohl das Präventionsprojekt nach wie vor umstritten ist. Experten wie Karin Nordwald, Regionalleiterin der Norderstedter Suchtberatungsstelle ATS, kritisieren die drastische Arte der Abschreckung und die schockierenden Bilder, mit denen die Jugendlichen im Zug konfrontiert würden.

„Gerade diese Methode hat auf mich einen nachhaltigen Eindruck gemacht“, sagt die Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, Petra Müller-Schönemann und sieht sich darin einig mit den Organisatoren der rollenden Prävention. Wolfgang Banse, Vorsitzender des Kriminalpräventiven Rats in Norderstedt, und Jürgen Schlichting von der Kreisverkehrswacht, die den Zug in den Kreis Segeberg geholt haben, sind sich einig: „Der Aufwand hat sich gelohnt.“

Norderstedt: Schocktherapie gegen Drogen – „Revolution Train“ kommt zurück

Rund 3000 Schüler und Schülerinnen haben sich im vorigen Jahr im Anti-Drogen-Zug informiert. Drei von vier Besuchern haben der Aufklärung, die im Wechsel zwischen Filmszenen und aufwendig gestalteten Abteilen in drastischen Bildern eine Fixerkarriere nachzeichnet, die Note „sehr gut“ der „gut“ gegeben. Überall in Deutschland, wo der Revolution Train Station gemacht habe, seien die Ergebnisse ähnlich, heißt es in der Vorlage der Norderstedter Stadtverwaltung für den Ausschuss.

Jugendliche würden altersgerecht angesprochen, gefesselt, beeindruckt und angeregt, das eigene Verhalten zu überdenken und zu reflektieren. Sie werden während des gesamten Durchgangs durch ausgebildete Moderatoren begleitet.

Drogenkonsum: Politiker bewilligen Mittel für Aufklärung

Der Ausschuss teilte offenbar die positive Sicht und bewilligte einstimmig die Mittel, damit der Zug im September für eine Woche nach Norderstedt fahren kann. 57.000 Euro werden dafür fällig. 1400 Norderstedter Schüler werden das Präventionsprojekt besuchen, dafür zahlt die Stadt 21.000 Euro.

Henstedt-Ulzburg will 300 Schüler schicken und bringt 4500 Euro auf. Die Schüler zahlen einen Eigenanteil von fünf Euro. Der Kreis beteiligt sich mit 10.500 Euro. Der Kriminalpräventive Rat und der Förderverein offene Jugendarbeit Norderstedt wollen zusätzlich Spenden in Höhe von 18.500 Euro einsammeln.

„Wir verfolgen einen anderen Ansatz“, sagt Karin Nordwald, Regionalleiterin der Suchtberatungsstelle ATS in Norderstedt, die, wie andere Experten auch, Vorbehalte gegenüber dem Revolution Train hat. Sie und ihr Team arbeiteten nicht mit Abschreckung und „schockierenden“ Bildern. Erfahrungsgemäß erreiche diese Art der Aufklärung nur wenige Jugendliche.

„Wir holen die Jugendlichen in ihrer Lebenswirklichkeit ab, und die ist nicht der Hamburger Hauptbahnhof, ein extremer Lebensverlauf oder eine verdreckte Wohnung“, sagt Nordwald. Es gehe darum, mit persönlicher Ansprache Vertrauen aufzubauen, so dass junge Leute bei Problemen oder Fragen keine Hemmungen hätten, sich Rat beim ATS-Team zu holen. Das funktioniere nur über Kontinuität. Erste Informationen gebe es in der dritten und vierten Klasse, dann in den weiterführenden Schulen.

Anti-Drogen-Zug: Revolution Train soll wieder nach Norderstedt kommen

ATS verfolge den anerkannten Ansatz in der Suchtprävention, der mehrere Aspekte beinhalte wie Stärkung der Persönlichkeit, die Reduktion von Risikofaktoren und Kompetenztraining. „Natürlich informieren wir auch über die Wirkung und Gefahren von Suchtmitteln und weisen auf Hilfsangebote hin“, sagt die ATS-Regionalleiterin.

Allerdings profitieren auch sie und ihr Team von einem Beschluss des Jugendhilfeausschusses: Ebenfalls einstimmig haben die Fachpolitiker entschieden, den städtischen Zuschuss für die Suchtberatungsstelle anzuheben. Für die Jahre 2023 und 2024 unterstützt die Stadt die Präventionsarbeit mit jeweils 59.360 Euro. Bisher standen 37.480 standen dafür im Haushalt, die zusätzliche Summe stehe aber zur Verfügung, heißt es in der Vorlage der Verwaltung.