Norderstedt. Plattdeutsche Texte und singende „Alstermöven“: Im Festsaal am Falkenberg gab’s gute Stimmung für einen sehr guten Zweck.

Voller Festsaal am Falkenberg in Norderstedt, 400 vergnügte Menschen, die mit Begeisterung ein gut komponiertes Programm feierten, im Rhythmus klatschten und die wohlbekannten Lieder „Vun Binnenland un Waterkant“ nach Herzenslust mitsangen – so hießt auch das Programm, mit dem der Norderstedter Kulturverein „Freunde von Kohtla-Järve, Johvi, Püssi und Umgebung“ zum Benefizkonzert für die vom Verein aufgebaute Suppenküche im estnischen Püssi eingeladen hatte.

Auf der Bühne standen Norderstedts Niederdeutsch-Autorin Christa Heise-Batt, der Shanty-Chor „Alstermöwen“ aus Henstedt-Ulzburg und der Erzähler Hermann Todt, die alle zugunsten der Hilfsaktion auf Honorar verzichteten. So konnten die Vereinsmitglieder unter dem Vorsitz von Margot Bankonin rund 3000 Euro aus Karten-, Kuchen- und Kaffeeverkauf für die Suppenküche einnehmen.

Benefizkonzert: Döntjes, Shantys – und 3000 Euro für eine Suppenküche

„Von diesem Benefizkonzert profitieren alle, wir hier im Festsaal von fröhlichem Gesang, guten Geschichten und selbstgebackenen Torten und Kuchen, und die Menschen in Norderstedts Partnerstadt in Estland von den Spenden“, sagte Stadtpräsidentin Kathrin Oehme. „In Püssi sind die Preise genauso hoch wie bei uns, aber die Renten sind leider sehr viel niedriger“, sagte Oehme.

Dort sei jeder auf sich gestellt, keine Tafel helfe, kein Charity-Club, keine Grundsicherung, und durch die Pandemie seien die Ärmsten noch ärmer geworden. Zudem musste der größte Arbeitgeber der Region, eine Spanplattenfabrik, Konkurs anmelden, und 150 Menschen wurden arbeitslos.

Besonder alte Menschen verarmen, auch Kinder kommen in die Suppenküche

Die Autorin und Plattschnackerin Christa Heise-Batt.
Die Autorin und Plattschnackerin Christa Heise-Batt. © Heike Linde-Lembke

Vor allem alte Menschen würden am Existenz-Minimum leben und könnten die auch dort stark gestiegenen Energiekosten nicht zahlen. Neuerdings kämen auch Kinder nach der Schule in die Alten-Tagesstätte mit Suppenküche, um wenigstens einmal am Tag eine warme Mahlzeit zu essen.

Christa Heise-Batt las wie immer ihre Geschichten und Gedichte nicht vor, sie rezitierte sie „buddenkopps“ – auswendig mit bewegter Mimik und beredter Gestik. Man sah die Frauen beim „Norddüütschen Wintersport“ geradezu vor sich, wie sie ein Stück Kuchen nach dem anderen verputzten, sieben verschiedene Arten, und alle mussten probiert werden, sonst wäre die Hausfrau beleidigt.

Benefizkonzert: „Alstermöven“ sangen sich durchs maritime Liederbuch

Doch auch Nachdenkliches erzählte sie, beispielsweise in ihrer Geschichte „Minschen“, mit der sie gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit anschrieb. Dafür gab es lauten Beifall vom Publikum, das sich wiederum bei Heise-Batts folgender Geschichte über lange, schafswollene, braune Strümpfe und das kurze Leben einer Gans köstlich amüsierte.

Gab Döntjes zum Besten: Hermann Todt
Gab Döntjes zum Besten: Hermann Todt © Heike Linde-Lembke

Hermann Todt gab Döntjes über Ehedramen und Grünkohl zum besten. Der Shantychor „Alstermöwen“ sang sich durch das gesamte maritime Liederbücher von „Wir sind auf dem richtigen Dampfer“ über ein rührseliges „Ein Schiff wird kommen“, ein abenteuerliches „Wir lagen vor Madagaskar“ und „Am Golf von Biskaya“ bis zum romantischen „La Paloma“, das viele Zuhörerinnen und Zuhörer voller Inbrunst mitsangen, bevor sie beseelt, Gutes erlebt und Gutes getan zu haben, nach Hause gingen.