Kaltenkirchen. Bürger des Kreises Segeberg müssen künftig weite Wege fahren, wenn sie sich gegen Corona schützen wollen.

Noch lange ist die Coronapandemie nicht überwunden, trotzdem verliert der Kreis Segeberg sein einziges Impfzentrum. Das Land will den Betrieb im Ohland-Center in Kaltenkirchen nicht länger finanzieren und setzt auf eine landesweite Zentralisierung. Ein Fehler, meint Bürgermeister Hanno Krause.

„In konzertierter Form“ sollen künftig die Impfstellen in Schleswig-Holstein weitergeführt werden, hat das Landeskabinett beschlossen. „Ab dem 1. Januar 2023 sollen in Schleswig-Holstein sieben Schwerpunktzentren den niedergelassenen ärztlichen Bereich weiterhin bis zum 31 März 2023 unterstützen“, teilte das Gesundheits- und Sozialministerium mit.

Kaltenkirchen: „Nicht nachvollziehbar“ – letzte Impfstelle vor dem Aus

Bislang sind im Land 15 Impfstellen aktiv, darunter auch das in Kaltenkirchen. Dort geht man von einer Schließung zum Jahresende aus. „Das ist für mich unverständlich“, sagte Krause. Damit viele Menschen sich impfen lassen, sei nicht die Zentralisierung das Mittel der Wahl, sondern kurze Wege. Krause spricht sich für den Erhalt dezentraler Impfstellen aus.

Schleswig-Holsteins Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (CDU) sagte, dagegen dass das Land im Winter trotz fehlender Finanzierungszusagen des Bundes auch über den Jahreswechsel hinaus Impfmöglichkeiten anbieten werde, während andere Bundesländer ihre Impfstellen schließen.

Als Grundlage für die Standorte der zukünftigen sieben Schwerpunktzentren habe die Landesregierung die tatsächliche Inanspruchnahme der Impfstellen in den vergangenen Monaten herangezogen.

Die nächsten Impfstellen liegen in Prisdorf und Neumünster

Für die Bewohner des Kreises Segeberg liegen ab 1. Januar die nächsten Impfstellen in Prisdorf (Kreis Pinneberg) und Neumünster. Außerdem sollen die Einrichtungen in Kiel, Flensburg, Lübeck, Husum und Schwarzenbek (Kreis Herzogtum Lauenburg) erhalten bleiben. Die Impfstellen in Kaltenkirchen, Heide, Eutin, Preetz, Büdelsdorf, Kropp, Itzehoe und Bad Oldesloe fallen weg.

Um das Impfzentrum Ohland-Center im Famila-Markt gab es stets politisches Gerangel zwischen der Stadt und dem Land. Kaltenkirchen hatte das Impfzentrum in eigener Regie aufgebaut, obwohl sich der damalige Minister Heiner Garg (FDP) dagegen ausgesprochen hatte, weil angeblich der Bedarf nicht vorhanden gewesen sei.

Mehr als 30.000 Menschen haben sich im Ohland-Center impfen lassen

Bis zum 1. Juli hatte Famila-Chef und Centermanager Andreas Findeisen den Raum kostenfrei zur Verfügung gestellt und gemeinsam mit der Stadt und dem Technischen Hilfswerk (THW) aus Kaltenkirchen den Impfbetrieb organisiert. Das THW setzte drei Monate 26 Ehrenamtler im Impfzentrum ein. Das Impfen übernahm die Kassenärztliche Vereinigung.

„An Spitzentagen kamen 1500 Menschen“, sagt Findeisen. „Insgesamt waren es bis zum Sommer etwa 30.000.“ Der Standort sei ideal und gut erreichbar. Allerdings habe er hohe Kosten für Sicherheitsdienste und andere Dienstleister gehabt.

Hausärzte bei neuer Coronawelle ohne Impfzentren überfordert?

Seit dem 1. Juli hat Findeisen die Fläche ans Land vermietet, den Impfbetrieb übernahm der Kreis. Zwar sei die Impfbereitschaft deutlich zurückgegangen, sagt Findeisen, dennoch könne er den Schritt des Landes nur schwer nachvollziehen. „Wer weiß, was noch kommt“, sagt der Famila-Chef. Er glaubt nicht, dass die Hausärzte im Fall deutlich steigender Inzidenzen den Ansturm von Patienten bewältigen könnten, die sich impfen lassen wollen.

„Das Land hat die Entscheidung, welche Impfstellen weiterbetrieben werden sollen und welche schließen müssen, allein getroffen“, sagte die Sprecherin der Kreisverwaltung, Sabrina Müller. Die Kreise und kreisfreien Städten und die Standort-Kommunen seien an der Entscheidungsfindung nicht beteiligt gewesen.

Kaltenkirchen: Letzte Impfstelle vor dem Aus – mobile Teams springen ein

Dort, wo Impfstellen geschlossen werden, soll ab 1. Januar 2023 eines der fünf mobilen Impfteams eingesetzt werden, die das Land plant. Mit diesem Angebot und den Impfungen bei niedergelassenen Ärzten solle sichergestellt werden, dass jeder Bürger eine Impfung erhalten kann, ohne dabei eine unzumutbare Fahrtstrecke auf sich nehmen zu müssen, sagt Müller.