Kaltenkirchen. Stadt und Famila schaffen Infrastruktur im Ohland-Park, klagen aber über mangelnde Unterstützung aus Kiel. Großer Andrang bei Kinder-Impfaktion.

Während die Booster-Kampagne unter Hochdruck läuft und sich weiterhin auch Menschen ab 12 Jahren zum ersten Mal gegen Covid-19 impfen lassen, rücken in diesen Tagen die Immunisierungen der Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren in den Blickpunkt. Wie groß das Interesse und der Bedarf sind, verdeutlichte die Resonanz auf die explizit zum ersten Mal auch an Familien gerichtete offene Impfaktion im Kaltenkirchener Ohland-Park. Hier machen auf der alten Aldi-Fläche schon seit September regelmäßig mobile Impfteams Station, das Angebot haben Famila und die Stadt ins Leben gerufen.

Manche Familien warten seit Tagesanbruch in der Schlange

Eine halbe Stunde vor der Öffnung hätten bereits rund 250 Personen Schlange gestanden, berichtet Bürgermeister Hanno Krause. Er bekam sogar direkt am Vormittag die Mail eines Großvaters, dessen Enkel seine erste Impfung bekommen habe. „Als meine Tochter um 7 Uhr vor Ort war, warteten dort schon etliche Eltern mit ihren Kindern, darunter auch Menschen aus Duvenstedt, Lübeck oder Schenefeld“, schrieb ihm der dankbare Mann, der die Organisation lobte.

All das bestätigt Hanno Krause in seiner zuletzt mehrfach geäußerten Feststellung, dass Kaltenkirchen eine zentralere Rolle in der Impfkampagne einnehmen müsse. Er hatte dafür geworben, dass die Stadt wie Norderstedt und Bad Segeberg eine der stationären Impfstellen bekomme. Seine Bitte beim Gesundheitsministerium verpuffte allerdings. Die Regierung gab vielmehr den Tipp, doch Angebote zusammen mit örtlichen Arztpraxen zu realisieren. Mit einer solchen „eigeninitiativen Vorgehensweise“ seien gute Erfahrungen gemacht worden, die Kosten seien abrechenbar.

In „Eigenregie“ wurden vier Impflinien errichtet

Jetzt haben Hanno Krause und Andreas Findeisen, Leiter des Famila-Marktes, Tatsachen geschaffen. Denn vor Ort besteht nun zumindest die Infrastruktur für ein vollwertiges Impfzentrum. „In Eigenregie“, so der Verwaltungschef. Vier von einem Messebauer errichtete Impflinien mit Kabinen, Wartezonen, Ruhebereichen, geliehener EDV von der Stadt und Anmeldebereich sind geschaffen worden. Ein Mitarbeiter der Stadt wurde abgestellt, Pütz Security sorgt für die Sicherheit. „Wir sind praxisorientiert“, sagt der Bürgermeister. „Bis Mittwochmittag waren circa 400 Menschen geimpft, ein Großteil Erstimpfungen.“

Bürgermeister Hanno Krause (r.), Famila-Marktleiter Andreas Findeisen und Objektbetreuer Jan Drewes (l.) in dem umfunktionierten früheren Discounter.
Bürgermeister Hanno Krause (r.), Famila-Marktleiter Andreas Findeisen und Objektbetreuer Jan Drewes (l.) in dem umfunktionierten früheren Discounter. © Stadt Kaltenkirchen | Stadt Kaltenkirchen

Trotzdem ist weiterhin eben keine zentrale Anmeldung über das Landesportal www.impfen-sh.de möglich, solange der Standort nicht formal gleichgesetzt ist etwa mit Norderstedt. „Kaltenkirchen hat eine Versorgungsfunktion“, so Krause, man habe ein Einzugsgebiet von 50.000 Menschen. Er hat den Rat gehört, dass alternativ zu den mobilen Aktionen doch die festen Standorte genutzt werden könnten. Doch ein Blick auf die Buchungs-Website ist ernüchternd: Im Herold-Center gibt es bis zur zweiten Januarwoche nur noch sehr vereinzelt Termine, in Bad Segeberg überhaupt erst wieder ab dem 12. Januar.

Frustrierter Famila-Leiter fühlt sich „allein gelassen“

Hanno Krause: „Wir brauchen kurze Wege. Dann ist die Akzeptanz der Menschen wesentlich höher. Und das wollen wir erreichen. Wir könnten im Ohland-Park jeden Tag impfen, wenn wir den Impfstoff und ein Ärzteteam bekommen.“ Andreas Findeisen sagt, man fühle sich „allein gelassen“, er selbst sei frustriert. „Wir versuchen es seit Wochen. Es gibt einen größeren Bedarf, als es vor Ort abgedeckt werden kann.“ Mittlerweile helfe man sich selbst mit einem provisorischen Terminvergabesystem. Stets müssten Menschen weggeschickt werden. „Ich bin dankbar, dass Herr Krause mit seiner Stadtverwaltung aktiv ist.“ Allerdings sei das Impfen ja nicht die Kernkompetenz des Einzelhandels – „das verschlingt Kapazitäten, und wir investieren viel Geld in die Ausstattung“.

Die Aktion wird heute fortgeführt (9 bis 17 Uhr), am Sonnabend werden die „Familienimpfungen“ im Bramstedter Schloss am Bleeck (9.30 bis 17 Uhr) möglich sein. Wiederum im Ohland-Park wird vor Weihnachten vom 19. bis 22. Dezember (jeweils 8 bis 18 Uhr) geimpft, ,nach den Feiertagen dann wieder am 27., 28. und 30. Dezember. Nach jetzigem Stand gibt es an diesen Tagen aber keinen Wirkstoff für 5- bis 11-Jährige.

Dafür wird es am heutigen Donnerstag erstmals möglich sein, dass Familien über www.impfen-sh.de Termine für ihre Kinder buchen – und zwar in den regulären Impfstellen. Das betrifft auch die angekündigten Sonder-Impftage (19. Dezember/9. Januar).