Bad Bramstedt. Deutsche Habitat will Pläne im November vorstellen. Politik bleibt uneins – und die Bürgerinitiative bei ihrer strikten Ablehnung.

Der Berliner Investor Deutsche Habitat will im November einen neuen Anlauf starten, um für sein Wohnquartier Auenland in Bad Bramstedt zu werben. Statt der ursprünglich geplanten Fläche von 26 Hektar beidseits der Segeberger Straße sollen nun nur noch knapp 15 Hektar ausschließlich südlich der Segeberger Straße überplant werden, kündigt Habitat-Chef Jens Kulicke im Abendblatt-Gespräch an. „Der nördliche Teil entfällt. Die Biotope im Plangebiet werden wir nicht bebauen.“ Diese seien mit 34.000 Quadratmetern etwa so groß wie fünf Fußballfelder, rechnet Kulicke vor.

„Wir planen weiterhin mit Wohnraum für Singles, Paare und Familien, mit Pflegeheim und Seniorenapartments, mit Kinderbetreuung und Freizeitangeboten“, sagt er. Entstehen solle ein modernes und nachhaltiges Quartier, dessen Energieeffizienz enorm hoch sein werde.

Dafür seien Solarstrom, Geothermie, Luft-Wärme-Pumpen und eine Nahwärmeversorgung geplant, die das Wohnquartier mit günstiger Nahwärme und Ökostrom versorgen sollen. „Es wird sich so gut es geht selbst versorgen. Unser Ziel ist es, das klimafreundlichste Quartier der Stadt zu bauen. Dafür brauchen wir aber auch eine gewisse Größe des Quartiers.“

Auenland-Quartier Bad Bramstedt: Kleiner, dafür klimafreundlicher – Investor denkt um

Wie viele Wohneinheiten auf dieser Feuchtwiese im Osten Bad Bramstedts nun im um 60 Prozent verkleinerten Gebiet errichtet werden sollen oder könnten, lässt der Investor offen. Das soll jetzt gemeinsam mit der Politik und den Bürgerinnen und Bürgern entwickelt und geklärt werden. Dazu kündigt er zunächst erneute Gespräche mit den Fraktionen an. Voraussichtlich im November werde dann zu einer ersten öffentlichen Informationsveranstaltung zu den neuen Bauplänen in Bad Bramstedt eingeladen.

Und danach – „möglichst noch in diesem Jahr“ – solle es dann Workshops geben, in denen die Anwohner und Bürgerinnen ihre Ideen und Vorschläge konkret einbringen könnten, wie sie sich das Wohnprojekt vorstellen und realisiert haben möchten. „Dafür können an moderierten Thementischen Ideen diskutiert und gemeinsam Vorschläge erarbeitet werden.“ Die Termine würden gerade abgestimmt und dann so schnell wie möglich angekündigt.

Investor räumt ein: Planung ohne Bürgerbeteiligung war Fehler

Investor Kulicke gibt zu, dass es falsch gewesen sei, die ursprüngliche Großplanung zunächst ohne die Bürgerbeteiligung und nur nach den Wünschen und Vorgaben der politischen Fraktionen angegangen zu sein. Die sah dann – wie berichtet – bis zu 700 Wohneinheiten für etwa 2000 Bewohner vor, wogegen sich starker Widerstand in der Bevölkerung breitmachte.

Im September reichte eine spontan gegründete Bürgerinitiative „Unser Auenland“ 1600 Protest-Unterschriften ein, die das Bauvorhaben mit einem Bürgerentscheid stoppen will. Woraufhin der städtische Umwelt- und Planungsausschuss das Bauleitverfahren zurücknahm.

Kampflustig: Die Bürgerinitiative setzt weiterhin auf einen Bürgerentscheid.
Kampflustig: Die Bürgerinitiative setzt weiterhin auf einen Bürgerentscheid. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

„Wir haben auch Fehler gemacht und dazu gelernt“, sagt Kulicke. „Wir müssen das Thema bürgerfreundlicher angehen. Das tun wir jetzt. Wir wollen weniger bebauen, dafür aber sinnvoll und machbar. Jetzt fangen wir neu an und informieren alle umfangreich.“ Offenbar gingen die Vorstellungen der politischen Mehrheit und eines Teils der Bevölkerung in dieser Frage auseinander, was die Deutsche Habitat nicht habe ahnen können und wie die Politik auch ein wenig falsch eingeschätzt hätte.

Deutsche Habitat: 113.000 Quadratmeter könnten bebaut werden

Der Investor werde nun auch nicht mehr wie ursprünglich geplant 187.000 Quadratmeter Fläche im Auenland-Quartier von der Stadt erwerben, sondern nur noch 147.000 Quadratmeter, kündigt Kulicke an. Davon seien nun 113.000 Quadratmeter als zu bebauende Fläche vorgesehen.

Ein neuer Kindergarten, seniorengerechte Wohnungen und ein Altenpflegeheim, die die Deutsche Habitat schlüsselfertig für die Gemeinde oder einen anderen Träger errichten möchte, seien nach wie vor geplant.

Mit Schule und Hotel wird erst einmal nicht geplant

Ob eine Schule oder ein Hotel dort noch opportun seien, wie anfangs noch geplant, müsse die Kommunalpolitik entscheiden. „Im verkleinerten Quartier planen wir damit erstmal nicht, sondern fokussieren uns auf Wohnen für alle Generationen, Kinderbetreuung, Freizeitangebote, eine Pflegeeinrichtung und Seniorenapartments“, sagt Kulicke.

Kulicke weiter: „Wir unterstützen die Stadt, indem wir für die Quartiersentwicklung eine Infrastrukturabgabe an die Stadt leisten, über die sie frei verfügen und bei Bedarf ihren Schulbau mitfinanzieren kann.“ Diese Mittel erhalte eine Stadt aber nicht durch Nachverdichtung von bestehenden Wohngebieten, obwohl sich auch dadurch die Einwohnerzahl erhöhen würde.

Kulicke ist fest davon überzeugt: „Bad Bramstedt braucht weiterhin neuen bezahlbaren Wohnraum.“ Der Bedarf sei dort nach wie vor sehr groß. „Der ist ja nicht weg.“

Ergebnisse der Workshops sollen in städtebaulichen Wettbewerb einfließen

Die Ergebnisse der Workshops mit den konkreten Ideen und Vorschlägen der Bürgerschaft sollen direkt einfließen in einen städtebaulichen Wettbewerb, mit dem die Habitat jetzt vier namhafte Architekten- und Planungsbüros beauftragen möchte. Erst wenn diese Pläne fertig ausgearbeitet und von einer Fachjury bewertet und ausgewählt worden seien, solle dann das Bauleitverfahren, das die städtischen Gremien nun zunächst zurückgezogen haben, wieder anlaufen.

Die Jury, der Fachleute sowie Vertreter aus Verwaltung, Politik und Teilnehmende mit Fachwissen aus dem Workshop angehören sollen, werde aus den vier Entwürfen dann zwei Favoriten auswählen. „Dass sich die Zahl der Wohneinheiten in einem deutlich reduzierten Plangebiet verringert, liegt auf der Hand.“

Im September überreichte die Bürgerinitiative 1600 Unterschriften von Menschen, die sich gegen die Bebauung aussprechen.
Im September überreichte die Bürgerinitiative 1600 Unterschriften von Menschen, die sich gegen die Bebauung aussprechen. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

„Mit Blockadehaltung wird Bedarf an günstigem Wohnraum nicht gedeckt“

Auch dann noch werde es genügend Möglichkeiten für die Bevölkerung geben, dazu Anregungen zu geben oder Kritik zu äußern. Frühestens 2024 könnte mit der Bebauung begonnen werden, wenn der B-Plan beschlossen sei und die entsprechenden Baugenehmigungen vorlägen.

Das alles solle möglichst einvernehmlich mit der überwiegenden Mehrheit der Bramstedter geschehen, hofft Kulicke. „Das ist Demokratie. Wir sind zu Kompromissen bereit. Mit einer Blockadehaltung oder bloßer Nachverdichtung im Stadtgebiet wird der Bedarf an günstigem Wohnraum nicht gedeckt.“

Bei den Befürwortern des Bauvorhabens kommt diese Ankündigung des Investors gut an. SPD-Sprecher Jan-Uwe Schadendorf findet es gut, dass die Deutsche Habitat jetzt einen neuen Anlauf nimmt. „Von der Notwendigkeit des Wohnbauprojekts sind wir weiterhin fest überzeugt. Denn die Wohnsituation in Bad Bramstedt ist dramatisch schlecht. Wir haben einen enormen Wohnungsbedarf.“ Dies bestätigten eine aktuelle Analyse des Landes und jeder Aufruf in den Internetportalen. „Da werden Preise aufgerufen, die jenseits von Gut und Böse sind.“

SPD lobt Pläne – die CDU betont Widerstand

Das Gute an dem Habitat-Projekt sei ja, dass 40, 50 Reihen- oder Doppelhäuser in serieller Standard-Bauweise errichtet werden sollen mit einem klimaschonenden energetischen Konzept. „Das macht das Bauen und Mieten günstiger und senkt auch die Nebenkosten“, sagt Schadendorf. „Wir stehen weiterhin voll dahinter.“

Das ist bei der CDU anders. Fraktionschef Volker Wrage erklärt, dass seine Fraktion auch mit den verkleinerten Plänen des Investors „nicht einverstanden“ sei. „Wir haben genug Baugebiete in Bad Bramstedt. Dass Auenland ist dafür nicht der richtige Ort.“

Auenland-Quartier: Bürgerinitiative lehnt Bebauung auch der kleineren Fläche ab

Antje Linden von der BI „Unser Auenland“ spricht sich kategorisch gegen jegliche Bebauung auf dieser Fläche aus. „Wir haben von vornherein gesagt, dass das nicht die richtige Stelle für eine Wohnbebauung ist“, sagt sie. Auch auf der verkleinerten Fläche würden noch 30 Prozent Biotopflächen sein, sagt sie.

Die BI setze weiterhin ihre ganze Hoffnung auf das Bürgerbegehren, für das sie 1600 Unterschriften gesammelt haben. Wenn das zugelassen werde, könnte dort sowieso zwei Jahre lang nichts gebaut werden, sagt Antje Linden.

Kreissprecherin Sabrina Müller teilt dazu auf Nachfrage mit: „Eine Entscheidung der Kommunalaufsichtsbehörde zum Bürgerbegehren Auenland-Quartier steht noch aus. Zurzeit läuft die Anhörung.“