Kreis Segeberg. Von Corona-Inzidenz bis Impfung: Was der Kreis Segeberg, Kliniken und Ärztegenossenschaft zur aktuellen Situation sagen.

Der Herbst ist da und mit ihm, wie befürchtet, höhere Corona-Zahlen – auch im Kreis Segeberg. „Die Zahlen steigen an, wie in ganz Schleswig-Holstein“, sagt die Sprecherin des Kreises, Sabrina Müller, auf Abendblatt-Anfrage.

„Das wird auch in den kommenden Tagen und Wochen so weitergehen. Es müssen auch wieder mehr Personen in Krankenhäusern behandelt werden. Wir befinden uns folglich in einer neuen Welle, deren Ausmaß unsererseits aber noch nicht bewertbar ist.“

Corona Norderstedt: Ansteigende Fallzahlen im Kreis Segeberg

Zu Stichtag Mittwoch, dem 12. Oktober, lag die Sieben-Tage-Inzidenz in Schleswig-Holstein bei 620,1. Im Kreis Segeberg bewegten sich die Zahlen kürzlich zwischen einer dokumentierten Inzidenz von 720,4 am vergangenen Freitag und zuletzt 379,8 an diesem Mittwoch.

„Der Infektionsschutz des Kreises arbeitet aktuell die in den vergangenen Tagen aufgrund von Krankheitsausfällen und zeitgleich täglich ansteigenden Fallzahlen angefallenen Rückstände auf“, erklärte Sprecherin Müller.

Corona-Zahlen steigen auch in Alten- und Pflegeheimen

Im Kreis verstarb in der vergangenen Woche ein 88 Jahre alter Mann an oder mit einer Coronaerkrankung, in der Woche zuvor waren es drei Personen im Alter von über 80 Jahren. Die Belegung in den Einrichtungen zieht ebenfalls leicht an: 30 Personen werden in Segeberg derzeit in einer Klinik versorgt, davon zwei intensivmedizinisch. In der Vorwoche waren es hingegen noch 21 Personen.

Dass die Fallzahlen seit etwa drei bis vier Wochen ansteigen, führe dazu, dass auch in Alten- und Pflegeheimen leichte Anstiege festzustellen seien, so Kreis-Sprecherin Müller. Aktuell gebe es aber keine Einrichtung, die durch ein Ausbruchsgeschehen stark eingeschränkt ist.

Henstedt-Ulzburg: Kliniken bestätigen steigende Corona-Zahlen

Auch die Paracelsus-Klinik Henstedt-Ulzburg bestätigt, dass es in ihrem Haus in den vergangenen Wochen einen „deutlichen Anstieg“ von Corona-Patienten gegeben hat. Wie Sprecherin Maren Maak mitteilt, könne man zwar keine konkreten Zahlen kommunizieren, aber: „Festzuhalten bleibt, dass wir eine steigende Zahl von Patienten behandeln, die mit oder wegen Corona bei uns aufgenommen werden“, sagte Maak. Man könne jedoch derzeit den Klinikbetrieb mit Einschränkungen aufrechterhalten, wenn auch mit einer „vermehrten, enormen Kraftanstrengung seitens der Beschäftigten“.

Die Asklepios-Klinik Nord in Hamburg-Langenhorn verzeichnet seit der zweiten Septemberhälfte einen Anstieg der Corona-Patienten. Seit Ende des Monats habe sich die Anzahl der positiv auf das Virus getesteten Patienten verdoppelt - auf aktuell 37, wie Sprecher Mathias Eberenz mitteilt. „Vereinzelt müssen Patienten auch intensivmedizinisch behandelt werden“, sagt Eberenz gegenüber dem Abendblatt.

Dies sei bislang jedoch die Ausnahme in der Asklepios-Klinik. „Aktuell wird kein positiv auf das Virus getesteter Patient intensivmedizinisch behandelt.“ Es sei allerdings weiterhin so, dass positiv Getestete in der Betreuung erheblich aufwändiger für das Personal seien, insbesondere angesichts der notwendigen zusätzlichen Hygienemaßnahmen. Analog zur Inzidenz in der Gesamtbevölkerung verzeichne man außerdem Ausfälle von erkranktem Personal.

Husten im Herbst: Patientenaufkommen in Arztpraxen nimmt zu

Parallel zur steigenden Inzidenz lassen sich nach Angaben der Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein auch wieder mehr Personen impfen. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Ärztegenossenschaft Nord, Axel Schroeder, beobachtet allerdings, dass Patientinnen und Patienten einem erneuten Piks teilweise noch zögerlich gegenüber stehen.

Schroeder rät dazu, sich von seinem Hausarzt beraten und vor allem Personen über 60 Jahren, ihren Impfstatus überprüfen zu lassen. „Man kann auch simultan gegen Grippe und Covid impfen“, so Schroeder im Gespräch mit dem Abendblatt.

Das Patientenaufkommen nehme aktuell zu: „Der Trend in Schleswig-Holstein ist: viel Husten, Schnupfen, Heiserkeit – das haben wir reichlich in den Hausarztpraxen.“ Auch wenn das nicht immer eine Corona-Infektion bedeuten müsse, sehe man auch hier, dass die Zahlen steigen. „Wir rechnen damit, dass das weiter zunehmen wird“, sagte Schroeder und verwies auf möglicherweise infizierte Reiserückkehrer nach den Herbstferien.

Corona: Mehr Menschen in Norderstedt kommen in Testzentren

Und auch Christian Leder, der mit seinem Team die „First & Safe“-Testzentren in der Norderstedter Rathauspassage und in Henstedt-Ulzburg betreibt, verzeichnet einen Anstieg an Getesteten. Er sagt: „Seit der vergangenen Woche testen wir im Schnitt 50 Prozent mehr Personen als noch im Monat davor.“ An beiden Standorten seien das aktuell insgesamt etwa 5000 Getestete wöchentlich. „Und wir testen auch wieder mehr Leute positiv“, so Leder.

Davor gab es eine Flaute, wie der Betreiber berichtet: „Seit die kostenlosen Tests abgeschafft wurden, gab es quasi ein Testloch. Früher haben sich die Menschen routinemäßig oder zumindest vor Reisen und Konzerten regelmäßig testen lassen – und wurden teilweise von positiven Befunden überrascht.“ Nun würden viele zu den Zentren kommen und sagen: „Mir geht es nicht gut, aber ich möchte mich nicht testen lassen, weil ich es nicht zahlen kann oder will.“

Die 10 Euro-Gebühr stelle gerade für Geringverdiener und Hartz IV-Empfänger ein Hindernis dar, aber die Menschen im Kreis Segeberg würden momentan insgesamt genauer schauen, wofür sie ihr Geld ausgeben können.

Aktuell gibt es noch ein Corona-Impfzentrum für den Kreis Segeberg. Es befindet sich in Kaltenkirchen, im Ohland-Park am Kisdorfer Weg 11. Termine können hier reserviert werden. Auch Hausarztpraxen führen Corona-Schutzimpfungen durch, bei der Kassenärztlichen Vereinigung gibt es eine Liste mit Praxen, die impfen. Weitere, allgemeine Informationen zur Impfung gibt es hier.