Norderstedt. Stadtpräsidentin Kathrin Oehme von der CDU wird das Amt nach 15 Jahren aufgeben. Wer ihre Nachfolgerin sein könnte.
Die Stadt Norderstedt wird sich im kommenden Jahr nach der Kommunalwahl eine neue Stadtpräsidentin oder einen neuen Stadtpräsidenten wählen müssen. Kathrin Oehme (81) wird das Amt nach Ablauf der jetzigen Wahlperiode abgeben.
„Keine meiner Vorgängerinnen und keiner der Vorgänger hat dieses Amt in so hohem Alter übernommen und es dann so lange ausgeübt – das ist, glaube ich, sogar einzigartig in Deutschland“, sagt Oehme. Und obwohl sie sich trotz ihres Alters fit und dem Amt gewachsen fühlt, wird sie es nun doch abgeben. „Es müssen jetzt auch mal Jüngere ran“, sagt die 81-Jährige. 2008 übernahm sie das Amt im Alter von 66 Jahren.
Stadt Norderstedt: „Jüngere sollen ran!“: Norderstedts First Lady dankt 2023 ab
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Gero Storjohann nannte Oehme anlässlich ihres 80. Geburtstages mal die „First Lady Norderstedts“. So gesehen hat Norderstedt mit Oehme und Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder zwei „First Ladys“. Die eine, Roeder, ist die Verwaltungschefin. Die andere, Oehme, ist als Stadtpräsidentin die Vorsitzende der Stadtvertretung, sie repräsentiert das Gremium, leitet die Sitzungen, vermittelt zwischen den Parteien und ist Ansprechpartnerin für die Bürgerinnen und Bürger.
„Mir hat das alles immer unheimlich viel Spaß gemacht“, sagt Oehme. „Auch wenn ich unter Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote immer so um die 300 Termine im Jahr hatte – inklusive der politischen Sitzungen.“ Als Stadtpräsidentin ist man ständig und überall gefragt, ist in allen Bereichen des bürgerschaftlichen Engagements ein gerngesehener Gast.
Unfassbar viele Hände schütteln – das geht nur mit Disziplin
Oehme hat in den 15 Jahren ihres Wirkens unfassbar viele Hände geschüttelt – auf Neujahrsempfängen, bei Stadtfesten, Einweihungen, Feuerwehrversammlungen, Vereinsjubiläen, politischen Feierstunden und bei gesellschaftlichen sowie kulturellen Anlässen. Das ging nur mit der ihr eigenen Disziplin.
„Ich habe mich in den Jahren bemüht, für die Bürgerinnen und Bürger in der Stadt ein Ohr zu haben“, sagt Oehme. Regelmäßig kamen ihr in den Sprechstunden viele Probleme, persönliche Schicksale und Anliegen zu Ohr. „Man versucht dann, zu vermitteln oder die Probleme weiterzutragen und so zu lösen“, sagt Oehme. „Und es war immer eine ganz besondere Freunde, wenn man Probleme wirklich lösen konnte.“
300 Termine im Jahr waren keine Seltenheit für Oehme
Es war Norderstedts damaliger Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote, der Oehme 2008, beim Neujahrsempfang des Norderstedter Amateurtheaters (NAT) fragte, ob sie sich vorstellen könne, dieses Amt zu übernehmen.
Katrin Oehme war sich bewusst, dass sie in große Fußstapfen trat. Denn zuvor hatte die verstorbene Charlotte Paschen als Stadtpräsidentin hohe Anerkennung genossen. Über sie und ihren Mann Herbert war Kathrin Oehme überhaupt erst in die Kommunalpolitik gekommen.
Doch Oehme, zuvor 30 Jahre Vorsitzende des Norderstedter Amateurtheaters, 22 Jahre Präsidentin der Hamburger Amateurtheater, lernte es auch schnell, sich im politischen Theater in der Stadtvertretung zu behaupten.
Über Jahrzehnte engagierte sie sich für die Amateurtheater
In Erinnerung bleibt Oehmes Engagement für die Norderstedter Städtepartnerschaften mit Maromme und Kohtla-Järve. Als besonders bewegend bliebt ihr der Besuch in der französischen Stadt Maromme zum 65. Jahrestag des Kriegsendes in Erinnerung. Oehme trug dort den Text „Sag nein“ des Hamburger Schriftstellers Wolfgang Borchert vor, als bleibende und leidenschaftliche Mahnung und Warnung vor der Unmenschlichkeit des Krieges.
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Von „100 auf Null“ will sich die 81-Jährige nun nicht ins Private verabschieden. „Nur Fernsehen und zu Hause herumsitzen kann ich nicht“, sagt Oehme. „Ich habe mir für die Zeit nach der Präsidentschaft schon was ausgeguckt – was, verrate ich noch nicht.“
Stadt Norderstedt: Petra Müller-Schönemann würde gerne übernehmen
Unterdessen ist zumindest in der CDU schon ausgemacht, wer Katrin Oehme nachfolgen könnte. Petra Müller-Schönemann hat in einer CDU-internen Veranstaltung bereits die Hand gehoben. Die Stadtvertreterin, seit zehn Jahren Vorsitzende im Jugendhilfeausschuss, traut sich das Amt zu.
„Ich habe Lust, was anderes in der Stadt zu machen. Als Stadtpräsidentin würde ich mich gerne um die Belange der Bürgerinnen und Bürger und vor allem um das Ehrenamt in der Stadt bemühen“, sagt Müller-Schönemann. Außerdem glaubt sie, dass die Norderstedter Politik in der Stadtvertretung mehr denn je einen Vermittler zwischen den manchmal stark abweichenden Positionen brauchen könnte.
Um Katrin Oehme zu beerben, müsste allerdings die CDU stärkste Fraktion bei der nächsten Kommunalwahl werden. Nur dann hätte die Partei das Vorschlagsrecht für den Posten.