Kaltenkirchen/Henstedt-Ulzburg. Offener Brief von Hanno Krause aus Kaltenkirchen an Klinik-Leitung und Ministerium. Kann Schließung verhindert werden?

Mit einem leidenschaftlichen Appell setzt sich Kaltenkirchens Bürgermeister Hanno Krause für den Erhalt der Geburtshilfe und der Gynäkologie in der Paracelsus-Klinik in Henstedt-Ulzburg ein.

„Es sollten nochmals alle Optionen zum Weiterbetrieb der Geburtshilfe und der Gynäkologie betrachtet werden, um die regionale Versorgung sicher zu stellen“, schreibt Krause in einem offenen Brief an das Kieler Sozialministerium, den Landrat des Kreises Segeberg, die Geschäftsführung der Paracelsus-Klinik und der Kassenärztliche Vereinigung „Wir fordern den Weiterbetrieb der Geburtshilfe und Gynäkologie in der Paracelsus-Klinik Henstedt-Ulzburg.“

Paracelsus-Klinik: Bürgermeister fordert Weiterbetrieb der Geburtshilfe

Hanno Krause, Bürgermeister Kaltenkirchen.
Hanno Krause, Bürgermeister Kaltenkirchen. © Stadt Kaltenkirchen

Die Geschäftsführung der Klinik in Henstedt-Ulzburg hatte die Schließung der beliebten Geburtshilfe und Gynäkologie bis zum Jahresende angekündigt. Der Weiterbetrieb der Stationen mit 70 Beschäftigten würde sonst die Existenz der gesamten Klinik gefährden. Betroffen ist auch die onkologische Gynäkologie und die Behandlung von Gebärmutterhalskrebs- und Brustkrebspatientinnen. Die Entscheidung zur Schließung sorgte unter Hebammen und Eltern der Region für Protest und Entsetzen.

„Etwa 10 Jahre nach der endgültigen Schließung des Krankenhauses Kaltenkirchen bedeutet dies einen weiteren tiefen nicht hinzunehmenden Einschnitt in die regionale medizinische Grundversorgung“, urteilt Hanno Krause in seinem Brief.

Kaltenkirchen: 600 Kinder aus der Stadt wurden in Henstedt-Ulzburg geboren

Die Stadt Kaltenkirchen würde sich als Mittelzentrum mit Versorgungsfunktion für das Umland bemühen, verantwortungsvoll den Erhalt und die Verbesserung der ärztlichen Versorgung für die Bevölkerung zu sichern. „Und wir konnten in den letzten Jahren in der hausärztlichen und chirurgischen Versorgung einige Erfolge erzielen. Die übergeordneten Stellen tun das offenbar nicht!“, sagt Krause.

Kaltenkirchen sei nach Kiel die zweitjüngste Stadt Schleswig-Holsteins und habe eine entsprechend hohe Geburtenrate. „Auch Henstedt-Ulzburg ist eine familienfreundliche Gemeinde und die Region, gerade im Hamburger Umland, wächst stetig“, sagt Krause.

Familiäres Konzept der Geburtshilfe überzeugt

Viele Frauen und junge Familien würden das familiäre Konzept der Geburtshilfe der Paracelsus-Klinik schätzen und sich bewusst für diese Klinik entscheiden. In den letzten fünf Jahren seien mehr als 600 Kinder Kaltenkirchens in Henstedt-Ulzburg zur Welt gekommen, teilt Krause mit. „Gerade für eine junge Stadt und für die wachsende Region ist es sehr wichtig, dass schwangeren Frauen und ihren Familien eine wortortnahe Geburtshilfe ermöglich wird.“

Leidtragende der Entscheidung zur Schließung seien die Frauen. „Sie müssen nun weitere Wege zur Entbindung in Kauf nehmen. Längere Fahrzeiten – womöglich über die staugefährdete A 7 – erhöhen den Stress auf dem Weg zur Geburt und, nach Aussagen des Hebammenverbandes Schleswig-Holstein, die Möglichkeit von Komplikationen“, so Krause.

Paracelsus-Klinik: Krebskranke Frauen verlieren wohnortnahe Betreuung

Ebenso verschlechtere ich die Situation krebskranker Frauen in der Region. Durch das Ende der gynäkologischen Onkologie können sie nicht mehr wohnortnah mit einer Chemotherapie behandelt werden, sondern müssten weit entferntere Krankenhäuser aufsuchen.

Für Bürgermeister Krause ist es besorgniserregend, dass die Paracelsus-Klinik für die Schließung betriebswirtschaftliche Gründe anführt. „Es ist unverständlich, dass eine normale Geburt offenbar so wenig vergütet wird, dass Kliniken die Geburtsstationen nicht gewinnbringend betrieben können.“