Norderstedt. Wie die Stadt Norderstedt im Herbst und Winter sparen will. Und warum in den Schulen Strickwaren angesagt sein werden.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine lässt Strom und Gas knapp und teuer werden. Energiesparen ist das Gebot der Stunde. Unternehmen und Privathaushalte überlegen, wie sie die Verbrauche reduzieren können – das tut auch die Stadt Norderstedt. Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder (SPD) hat jetzt ein Maßnahmenpaket vorgelegt, mit dem im Herbst und Winter Energie eingespart werden soll.

Norderstedt: In Parks wird nachts das Licht ausgeschaltet

Eine wesentliche Änderung, die ab sofort greifen soll, betrifft öffentliche Grünanlagen und Parks. „Zwischen 23 und 6 Uhr werden wir dort die Beleuchtungen ausschalten“, sagt Elke Christina Roeder. Allerdings müsse jeweils geprüft werden, wie die Parkbeleuchtungen ans übrige städtische Beleuchtungsnetz angebunden sind. Deshalb solle die Abschaltung der Parkbeleuchtungen „nach und nach“ erfolgen.

Der Nachhauseweg durch den Park wird also bald in vielen Fällen deutlich dunkler werden. Angesprochen auf den Sicherheitsaspekt, sagt Roeder: „Ich würde empfehlen, nach 23 Uhr nicht mehr durch die Parks, sondern außen herum zu gehen.“

Energiesparen: Weihnachtsbeleuchtung bleibt nachts dunkel

Dunkler wird es auch in der Weihnachtszeit. Die festliche Beleuchtung am Rathausmarkt und in der Rathausallee soll ebenfalls ab 23 Uhr ausgeschaltet werden. Auch die Tannenbäume auf dem Harksheider Markt und auf dem Kreisel Ochsenzoll werden ab 23 Uhr nicht mehr bunt erstrahlen. Auf den Anblick eines dunkleren Rathauses können sich die Bürger indes ab sofort einstellen, denn auch das Licht am Glockenspiel wird jetzt nachts abgeschaltet.

Auch im Inneren des Rathauses wird es dunkler. „Wir werden die Beleuchtung schon ab 19 Uhr auf den Nachtmodus stellen, freitags ab 16 Uhr.“ Bisher wurde der Nachtmodus ab 21 Uhr eingeschaltet. Nachtmodus bedeutet: Es ist dunkel, es sei denn, es wird ein Lichtschalter betätigt. Dann geht die Beleuchtung an, schaltet sich aber nach fünf Minuten wieder ab.

Straßenbeleuchtung bleibt an, auch bei den Ampeln ändert sich nichts

An einigen wichtigen Orten wird auch weiterhin nachts das Licht brennen. Roeder stellte klar, dass die Straßenbeleuchtung unangetastet bleibe. Die Stadt sei schon von Gesetzes wegen verpflichtet, die Laternen eingeschaltet zu lassen.

Sie sagte aber auch, dass schon jetzt – etwa durch den Einsatz von LED-Beleuchtung und anderer Energiesparlampen sowie durch das Absenken der Lichtintensität in den späten Nachtstunden – viel Strom bei der Straßenbeleuchtung eingespart werde.

Auch bei den Ampeln soll sich nichts ändern. „Wir haben 111 Ampeln in der Stadt“, so Roeder, nur 18 der Anlagen liefen rund um die Uhr. Die Übrigen würden nachts schon jetzt abgeschaltet oder seien „halb-schlafende Signalanlagen“, dies sich im Falle eines Falles einschalten. In dem Bereich gebe es „kein weiteres Einsparpotenzial“, so die Oberbürgermeisterin.

Büros: Nur noch 19 Grad im Rathaus, bei Feuerwehr und Bauhof

Auch in der Rathauspassage werde nachts noch etwas Licht brennen, das sei nämlich „die Notbeleuchtung“, sie könne nicht abgestellt werden. Dafür wird es aber kühler. „Die Passage wird auf ein Minimum beheizt“, so Elke Christine Roeder. Aus Energiespargründen seien auch die Drehtüren jetzt wieder geöffnet worden, da durch sie weniger Wärme nach außen entweiche.

Warm anziehen müssen sich die Mitarbeiter des Rathauses, der Feuerwehr und des Bauhofes. Denn in allen städtischen Büros wird die Temperatur auf 19 Grad abgesenkt. Dazu Elke Christina Roeder: „Ich habe meinen Mitarbeitenden gesagt, dass ich mich schon auf die Strickwesten-Kollektion freue. Und auch ich werde dann in Strickjacke am Schreibtisch sitzen, vielleicht auch mal mit Schal.“

Einfach die Mitarbeiter wieder ins Homeoffice zu schicken, wie zu Lockdown-Zeiten, sei hingegen keine Option, da die Energie dann ja zu Hause verbraucht werde. Es gehe aber darum, den Verbrauch deutschlandweit zu senken.

Auch in Klassenzimmern könnte es kühler werden

Auch beim Händewaschen ist künftig ein bisschen Resilienz gefragt, das Warmwasser wird in städtischen Verwaltungsgebäuden nämlich abgestellt. Warmduschen soll aber auch in Zukunft möglich bleiben – zumindest für die Feuerwehrleute und die Mitarbeiter des Bauhofes. Elke Christina Roeder machte deutlich, dass etwas anderes nicht zumutbar sei, wenn diese vom Einsatz kämen.

Auch auf Norderstedts Schülerinnen und Schüler sollten sich darauf einstellen, vielleicht im Winter im Strickpulli im Klassenzimmer zu sitzen. „Wir sind im Gespräch mit allen Schulen, die Raumtemperatur anzupassen“, sagt die Oberbürgermeisterin. Sie betonte aber auch: „Bei den älteren Schülerinnen und Schülern wird man das machen können, bei den kleinen sicherlich nicht.“Zudem müsse „objektbezogen, je nach Alter der Bausubstanz“, geprüft werden, welche Absenkung überhaupt möglich sei.

In Kitas bleiben die Heizkörper warm, Gespräche Sportvereinen

Kitas, das betonte Roeder, seien von dieser Maßnahme ausgenommen. Für Kinder im Krabbel-Alter sei eine niedrigere Raumtemperatur nicht zumutbar. Mit den Sportvereinen hingegen ist die Stadt, wie auch mit den Schulen, im Gespräch über Temperaturabsenkungen, etwa in den Sporthallen. Roeder: „Wir wollen die Schulen und Vereine einbinden.“

Eine Einschätzung, wie viel Energie durch diese Maßnahmen gespart werden könne, wollte Roeder nicht abgeben. „Das wird später evaluiert“, sagte sie. Und betonte, dass die Stadt bereits schon vorher „sehr energieeffizient unterwegs“ gewesen sei, schon von daher seien den Einsparmaßnahmen Grenzen gesetzt.

Norderstedt: Oberbürgermeisterin will viel stärker auf Solarenergie setzen

In Zukunft komme es auf etwas anderes an: „Wir müssen als Norderstedt daran arbeiten, dass wir energieautark werden.“ Ein Wasserkraftwerk könne die Stadt allerdings nicht bauen, einen Windpark - wegen der Nähe des Flughafens - auch nicht. Bleibt die Photovoltaik. Auf die will Roeder setzen: „Norderstedt hat extrem viele Dächer. Darüber müssen wir mit Privateigentümern, Wohnungsbaugesellschaften und Stadtwerken sprechen.“

Elke Christina Roeder möchte das Thema Photovoltaik künftig „wesentlich intensiver verfolgen“, ihr schwebt das Modell einer „virtuellen Genossenschaft“ für Solardächer vor, an dem sich auch die Stadt beteiligen könne. Vorgespräche mit den Stadtwerken habe es schon gegeben.