Norderstedt. Die Gaspreise steigen deutlich. Wie große Arbeitgeber in Norderstedt und im Kreis auf die Energiekrise reagieren.
Klimaanlagen drosseln oder weniger heizen, mehr Homeoffice und abends die Lichter aus: Viele Unternehmen in Norderstedt und im Kreis Segeberg reagieren auf die steigenden Strom- und Gaspreise und haben umfangreiche Maßnahmenkataloge entwickelt.
Angesichts der aktuellen Energie-Krise hatte das Bundeswirtschafts- und Klimaschutzministerium zusammen mit einem breiten Bündnis von Verbänden zum Energiesparen aufgerufen. Die Landesregierung in Kiel hat jetzt einen umfangreichen Maßnahmenplan zur Energieeinsparung für die 450 Liegenschaften des Landes vorgestellt – dazu gehören beispielsweise die Ministerien, Finanzämter, Amtsgerichte oder Polizeistationen.
Energie sparen: Bei XXXLutz Dodenhof gehen die Lichter aus – teilweise
Öffentliche Gebäude werden auf höchstens 26 Grad gekühlt, Fassaden repräsentativer Gebäude nicht mehr angestrahlt, Brunnen oder elektrische Kunstwerke abgeschaltet. In den Behörden gibt es beim Händewaschen nur noch kaltes Wasser, Ventilatoren müssen abgeschaltet bleiben, Home Office und energieeffiziente Raumnutzung („Co-Workung“, „Shared Desks“) sind gefordert.
Während der Heizperiode sollen unter anderem die Raumtemperaturen in wenig genutzten Bereichen wie Fluren, Foyers und Technikräumen abgesenkt, Türen zu Fluren und Treppenhäusern geschlossen gehalten und Heizkörper freigestellt werden, um eine gute Wärmezirkulation zu erreichen.
Viele Firmen in Norderstedt und der Region haben angesichts der Energie-Krise eigene Arbeitsgruppen initiiert, die Maßnahmen zum Energie sparen erarbeiten. Was die Unternehmen planen:
Gasumlage: Im Winter wird bei Tesa die Heiztemperatur gesenkt
Auch wenn das erst 2015 errichtete Tesa-Gebäude bereits energieeffizient ist und die Verwaltungsgebäude, Labore und Produktionszentrum durch ein eigenes Blockheizkraftwerk mit Wärme und Strom versorgt werden – auch bei Tesa werden derzeit ergänzende Maßnahmen ergriffen. „Bei besonders hohen Außentemperaturen wird das Gebäude nicht unter 26°C gekühlt. Für den Winter soll die Heiztemperatur um 2 Grad gesenkt werden“, sagt Bettina Feldgen, Leiterin der Unternehmenskommunikation von Tesa. Darüber hinaus appelliere man an ein energiebewusstes Verhalten der Mitarbeiter.
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Dodenhof reduziert Beleuchtung beim Möbel-Center
Bei XXXLutz dodenhof in Kaltenkirchen habe man im Zuge der Modernisierung 2019 Maßnahmen sämtliche Leuchten auf energie- und Co-sparende LED-Technik umgerüstet. Aktuell wurde die Temperatur der Kühlung reguliert und die Differenz zwischen Innen- und Außentemperatur verringert. „Darüber hinaus haben wir die Beleuchtung in und um das Möbel-Center außerhalb der Geschäftszeiten reduziert – ausgenommen sind beispielsweise sicherheitsrelevante Wege, deren Ausleuchtung uns vorgeschrieben sind. Dies gilt auch tagsüber für Büros und Lager, wenn dies der Betrieb zulässt“, sagt Volker Michels, Sprecher von XXXLutz.
Dementsprechend seien an der einen oder anderen Stelle interne Abläufe angepasst worden – zum Beispiel Reinigung bereits während der Öffnungszeiten oder eine spätere Warenversorgung zur Öffnung des Centers.
Johnson & Johnson diskutiert über Abschaltung ganzer Flächen
Bei Johnson & Johnson beschäftigt sich ein Notfall-Team mit der Vorbereitung auf eine drohende Gasknappheit. „Das vorrangige Ziel ist die Aufrechterhaltung unserer Produktion am Standort Norderstedt, damit es zu keinen Liefereinschränkungen bei Wundversorgungsprodukten kommt“, sagt Unternehmenssprecher Andy Marthaler.
Diskutiert werden unter anderem eine Absenkung der Raumtemperatur in bestimmten Gebäuden oder Gebäudebereichen sowie verstärktes mobiles Arbeiten, was potenziell die Abschaltung von bestimmten Bürogebäuden- und Bereichen ermöglichen würde.
Bereits in den vergangenen Jahren habe man mehrere Energie-Effizienzprojekte umgesetzt, etwa LED-Beleuchtung, die Erneuerung von Heizkesseln und Lüftungsanlagen sowie der Austausch von Fenstern. „Die genaue Berechnung des Einsparpotenzials ist zurzeit noch nicht abgeschlossen – die vorläufige Schätzung liegt bei rund 20 Prozent“, so Andy Marthaler.
Stadtwerke Norderstedt stellen warmes Wasser am Waschbecken auf den Prüfstand
Unmittelbar nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine haben die Stadtwerke ein internes Krisenteam gebildet, das sich regelmäßig mit den Entwicklungen und Risiken der Gas- und Energieversorgung auseinandersetzt, um erforderliche Maßnahmen daraus abzuleiten.
Derzeit werde beispielsweise das Verbrauchsverhalten des Warmwassers ermitteln, da man dort noch Einsparpotenzial vermuten. „Es wäre zum Beispiel denkbar, auf die Erwärmung von Wasser für Handwaschbecken zu verzichten und die generelle Vorhaltung von warmem Wasser auf ein Minimum zu reduzieren oder gänzlich abzuschalten – bei regelmäßiger Beobachtung und weiterhin notwendiger kurzzeitiger Abtötung von Legionellen“, so Sprecher Oliver Weiß.
Den Stromverbrauch für Beleuchtung stelle man auf Präsenzbeleuchtung mit LED um, wodurch kaum noch dauerhaft aktive Leuchtmittel im Einsatz seien. „Zusätzlich ließen sich Teilbereiche einfach abstellen und auch im Bereich der IT gibt es Reduktionspotential innerhalb der Servernutzung, dort sind wir allerdings noch ergebnisoffen in der Findung.“
Zudem ist bereits die Temperatur im Arriba Erlebnisbad um 1 Grad gesenkt worden – mit Ausnahme auf das Thermalbecken, Nichtschwimmerbecken und das Babybecken. Das große 50 Meter Außenbecken beendet die Saison bereits am 31. August. statt am 20. September. Außerdem wird die Blockhaussauna im Außenbereich nicht mehr beheizt und die Öffnungszeiten für das Saunadorf auf täglich 11-22 Uhr reduziert.
Casio reduziert Beleuchtung im Parkhaus und in den Hochregalen
Obwohl Casio bereits beim Bau des aktuellen Gebäudekomplexes in 2009 eine Geothermeanlage verbaut hat, die die den Verbrauch von Gas und Strom nachhaltig reduziert, hat das Unternehmen weitere Einsparmaßnahmen in die Wege geleitet.
Dazu gehören begrenzt einstellbare Raumtemperaturen, eine automatisches Lichtschalten im Parkhaus auf neun Ebenen, LED Deckenleuchten über Lager- und Handlingflächen, ein Wegfall der Beleuchtung im Hochregal sowie die Umrüstung von 62 Boiler auf Durchlauferhitzer, um nur bedarfsorientiert Warmwasser zu erhalten.
Gaspreise: Viele Firmen haben Energieverbrauch bereits gesenkt
Außerdem wurde die Außenjalousieanlage optimiert: Bei mittlerer Sonneneinstrahlung werden die Lamellen der Jalousien nur waagerecht gestellt, was zu einem geringerem Aufheizen der Räume führe.
In der Summe aller Maßnahmen habe den Energieverbrauch senken können. Aber: „Es befinden sich noch weitere Maßnahmen in der Entwicklung, über die in naher Zukunft entschieden werden“, so Sprecher Harald Schröder.