Bad Segeberg. “Einfach sensationell!“ Furioser Saisonabschluss am Kalkberg in Bad Segeberg. Wer nächstes Jahr Winnetou spielen wird.
Mit einem Rekord sind die diesjährigen Karl-May-Spiele in Bad Segeberg zu Ende gegangen. 406.925 Zuschauer sahen in dieser Saison das Stück „Der Ölprinz“ mit Alexander Klaws als Winnetou und Sascha Hehn in der Rolle des Ölprinzen.
„Das ist einfach sensationell. Damit haben wir in unseren kühnsten Träumen nicht gerechnet!“, sagte Geschäftsführerin Ute Thienel am Ende der 72. Vorstellung am Sonntag. „Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause wieder so ein voll besetztes Theater zu erleben, das war einfach ohne Worte“, so die Geschäftsführerin.
Karl-May-Spiele: Alexander Klaws übernimmt auch 2023 die Hauptrolle
Dann teilte sie auch mit, wer im nächsten Jahre in die Rolle des Winnetou schlüpfen wird. Im Vorfeld hatte es nämlich viele Spekulationen gegeben, ob es wieder Alexander Klaws wird – oder Winnetous Zweitbesetzung Sascha Hödl. Doch nun stellte Ute Thienel klar: es wird wieder Alexander Klaws.
Mit dem Zuschauer-Rekord haben die Karl-May-Spiele ihr Rekord-Ergebnis von 2019 noch einmal getoppt. Damals kamen 402.110 Besucher nach Bad Segeberg. Zum Vergleich: Selbst Publikums-Magnet Pierre Brice, der die Zuschauerzahlen Ende der 80er-Jahre in die Höhe schnellen ließ, kam in seiner letzten Saison 1991 auf „nur“ 317.395.
Karl-May-Spiele: Auch die Saison 2022 stand im Zeichen von Corona
Zwei Jahre lang hatten die Fans auf die Wiederaufnahme der Karl-May-Spiele warten müssen, die 2020 und 2021 coronabedingt abgesagt werden mussten. Doch auch wenn in diesem Jahr am Kalkberg wieder gekämpft, geritten, gelacht und gelitten wurde – die Saison stand ganz im Zeichen von Corona. Immer wieder erkrankten Schauspieler und mussten kurzfristig ersetzt werden.
Winnetou-Hauptdarsteller Alexander Klaws war der erste, der Corona-Positiv war und ausgerechnet bei der Premiere ausfiel. Er wurde von Sascha Hödl vertreten, der den Apachenhäuptling zwar bereits fünfmal bei den Karl-May-Festspielen im österreichischen Winzendorf mimen durfte, in Bad Segeberg aber das erste Mal in die Rolle schlüpfte.
Und es sollte nicht sein einziger Einsatz als Winnetou blieben. Insgesamt zwölfmal musste er für Alexander Klaws einspringen, der im Laufe der Saison mit den Folgen seiner Erkrankung zu kämpfen hatte.
Karl-May-Spiele: Premiere ohne Hauptdarsteller Alexander Klaws
Und er war nicht der einzige, den es erwischte: Nach Alexander Klaws erkrankten auch Harald P. Wieczorek und Fabian Monasterios sowie Old-Shatterhand-Darsteller Sascha Gluth. Es hätte das Aus für die jeweiligen Vorstellungen sein können – wenn die Kalkberg GmbH nicht bereits im Vorfeld einen Mann alle Fälle bestimmt hätte. Einen Ersatzmann, der verschiedene Rollen übernehmen kann – so jemanden wie Nicolas König, der innerhalb kürzester Zeit vier verschiedenen Parts spielte.
„Die besondere Herausforderung in dieser Saison war es, Ausfälle einzukalkulieren und vorzusorgen, damit es nicht zu Absagen einer Vorstellung kommen muss“, sagt Sprecher Michael Stamp. Normal habe es in diesem Jahr kaum gegeben, irgendetwas sei immer gewesen – auch wenn die Zuschauer davon oft nichts mitbekommen haben, weil hinter der Bühne jemand ausgefallen sei und ersetzt werden musste.
Noch nie wurde so viel Geld für eine Produktion ausgegeben – 5,8 Millionen Euro
Insgesamt 280 Mitarbeiter gehören zur Mannschaft der Karl-May-Spiele, von ihnen gehören nur 13 zu den bekannten Schauspielern. Hinzu kommen 35 Fußstatisten, 12 Reiterkomparsen, 9 Stuntleute sowie zwei Schauspieler als Backup. Außerdem Pyrotechniker, Maskenbilder, Schneider, Tiertrainer und viele, viele andere.
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Es waren Spiele der Superlative: Noch nie wurde so viel Geld für eine Produktion ausgegeben, wie für „Der Ölprinz“. 5,8 Millionen Euro sind im Vorfeld als Budget einkalkuliert worden – damit ist diese Saison schon jetzt die teuerste aller Zeiten. Und die Schlussabrechnung wurde noch nicht einmal gemacht: Vielleicht, so heißt es, liegen die Kosten sogar noch ein bisschen höher.
Schon früh auf Rekord-Kurs: 100.000 Zuschauer in der 22. Vorstellung
Der Einsatz hat sich gelohnt: Die Zuschauerzahlen deuteten schon schnelle auf eine erfolgreiche Saison an. Bereits in der 22. Vorstellung wurde der 100.000. Gast begrüßt. 2019, im letzten Jahr vor der Pandemie und dem bis dato besten in der Geschichte der Karl-May-Spiele, kam der 100.000 Zuschauer zwar bereits in der 20. Vorstellung an – in den Jahren davor fand der Rekord aber auch erst in späteren Vorstellungen statt.
„Wir hatten das Gefühl, dass die Zuschauer uns vermisst haben – so wie wir die Zuschauer vermisst haben“, sagt Sprecher Michael Stamp.
Und Manitu schien es gut mit seinem Volk am wilden Kalkberg zu meinen. Das Wetter war in diesem Jahr so gut wie fast nie zuvor – zumindest aus Sicht der Zuschauer. Auch wenn der Rekordsommer und die verheerende Dürre katastrophale Auswirkungen auf die Natur hatten – die Besucher profitierten von der Trockenheit. Lediglich bei zwei oder drei Vorstellungen regnete es, abgesagt musste jedoch keine einzige Aufführung. Im Gegensatz zu 2019, als eine Vorstellung wegen Regengüssen abgebrochen werden musste.
Als der Kalkberg unter Wasser stand und die Vorstellung fast ausgefallen wäre
Trotzdem gab es auch in diesem Jahr einen Tag, an dem der Wilde Westen unter Wasser stand. Nach einem Starkregen stand die Arena 30 Zentimeter unter Wasser – und das eine Stunde vor Beginn der Aufführung. Die Bühne für den „Ölprinz“ glich einem matschigen Schlachtfeld, es war unsicher, ob die Vorstellung überhaupt stattfinden könne.
Doch die Bühnentechniker und Ordnungskräfte packten beherzt an und mit Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr Bad Segeberg, vom THW und vom Bad Segeberger Abschleppdienst wurde die Bühne wieder spielbereit gemacht, so dass die Show mit knapp einstündiger Verspätung doch noch starten konnte. „Doch der Wettergott hat die Rechnung nicht mit unserem Team von der Hinterbühnentechnik gemacht!“, schrieb Alexander Klaws dazu bei Instagram. Für die Crew ein unvergesslicher Abend.
Umwelt-Aktivisten stürmten die Premiere von „Der Ölprinz“
Fast in Vergessenheit geraten ist hingegen die Protestaktion der Umweltschutzbewegung „Extinction Rebellion“ bei der Premiere. Damals waren die Aktivisten in die bevorstehende Vorstellung geplatzt und hatten die Eröffnungsrede von Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther unterbrochen.
„Das Bittere ist, dass diese Störer in einem Theater für Unruhe sorgten, das in seinen Stücken seit Jahrzehnten für Umweltschutz und einen sorgsamen Umgang mit der Natur und Ressourcen einsetzt - auch diesmal“, sagt Michael Stamp und zitiert aus dem aktuellen Stück: „Es gibt viele Ölprinzen auf der Welt! Wir müssen sie aufhalten, denn wer die Natur tötet, tötet sich am Ende selbst.“
Karl-May-Spiele: Schon in wenigen Wochen beginnen die Vorbereitungen für 2023
Mit diesem Appell von Winnetou ist auch am Sonntag die letzte Vorstellung beendet worden. Ein Gänsehautmoment. Auch wenn den Zuschauern der Abschied schwer fällt – nach den Karl-May-Spielen ist vor den Karl-May-Spielen. Denn bereits im wenigen Wochen beginnen die Vorbereitungen für die Saison 2023. Großes Indianerehrenwort.