Henstedt-Ulzburg. Starkes Polizeiaufgebot in Henstedt-Ulzburg beim Landesparteitag der AfD. Warum die 93 Jahre alte Marianne Wilke zur Demo kam.
Ob Wahlkampfauftritte oder Parteitage – das bunte Bündnis für Demokratie und Vielfalt in Henstedt-Ulzburg ist zur Stelle, wenn die AfD sich zu Veranstaltungen in der Großgemeinde trifft. Auch am Wochenende hatte das Bündnis zu Demonstration und Kundgebung gegen die Partei aufgerufen, die für eine „menschenverachtende Politik“ stehe und „Hass, Hetze und Gewalt“ schüre, wie Mitveranstalterin Britta de Camp-Zang sagte.
Dieses Mal erreichte sie etwa 80 Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die vor dem Bürgerhaus und auf dem Marktplatz demonstrierten und Flagge zeigten.
Landesparteitag: Für die AfD ist Henstedt-Ulzburg der ideale Tagungsort
„Henstedt-Ulzburg liegt so schön zentral für uns“, begründete Rainer Ronke vom AfD-Landesvorstand, warum die Partei zum wiederholten Mal im Bürgerhaus tagte. Dort sollten die 140 anwesenden der 750 Mitglieder in Schleswig-Holstein endlich den seit drei Jahren vakanten Posten des Landesvorsitzenden wiederbesetzen. Das gelang. Am Ende setzte sich Kurt K. Kleinschmidt (55), ein pensionierter Marine-Soldat aus Leck in Nordfriesland, gegen Andreas Preuß aus Neumünster durch.
Henstedt-Ulzburg: AfD wählt pensionierten Marine-Soldaten zum neuen Landesvorsitzenden
Er werde die angeschlagene Partei nach der verlorenen Landtagswahl „wieder aus dem Tal herausführen“, sagte Kleinschmidt – während draußen der kleiner gewordene Demonstrationszug des Bündnisses für Vielfalt und Demokratie das Bürgerhaus mit seinen Transparenten und Sprechchören – „Nazis raus aus Henstedt Ulzburg“ – erreichte. Die eigentliche Kundgebung musste auf den Marktplatz vor das City Center Ulzburg verlegt werden.
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„Wir hatten Probleme mit der Stromversorgung“, ärgert sich Britta de Camp-Zang. Obwohl die Verwaltung ihr noch einige Wochen zuvor zugesichert hätte, dass die Kundgebung auch vor dem Bürgerhaus mit Strom versorgt werden könnte.
AfD-Landesparteitag: Die 93 Jahre alte Marianne Wilke sprach zu den Demonstranten
Eindrucksvollste Rednerin war die älteste Teilnehmerin, Marianne Wilke, die von ihrem Sohn Jens begleitet wurde. Die 93-Jährige, die viele Jahre Landesvorsitzende der Vereinigung der Verfolgten der Nazi-Verbrechen und des Bundes der Antifaschisten war, warnte vor den Rechtsextremen. Als Halbjüdin, geboren 1929 in Hamburg, habe sie miterlebt, „welche rassistischen Zwecke das Nazi-Regime verfolgte“. Ihre Großeltern und andere Verwandte wurden von den Nazis verschleppt und ermordet. Ihr Vater überlebte das KZ Theresienstadt.
„Ich habe miterlebt, mit welcher menschenverachtenden Politik die Nazis zu Werke gingen. Ich habe den Alltag erlebt mit den vielen Ausgrenzungen von Menschen, die anders dachten.“ Noch heute besucht sie regelmäßig Schulen, um den Schülern von diesen Erlebnissen und den Gräueln der Nazi-Zeit zu erzählen.
Henstedt-Ulzburg: Verbale Scharmützel zwischen Vertretern der „Partei“ und der AfD
Auch Bettina Jürgensen von der Organisation „Aufstehen gegen Rassismus in Schleswig-Holstein“ aus Kiel war unter den Rednern. Ziel der aufgeklärten Demokraten müsse es sein zu verhindern, dass die AfD bei den Kommunalwahlen im nächsten Jahr in die Gemeinde- und Stadtvertretungen gewählt werde.
Dann ging es wieder zurück zum Bürgerhaus, begleitet von einem enormen Polizeiaufgebot. Die Beamten und Absperrgitter verhinderten, dass sich AfD-Mitglieder und Demonstranten in die Quere kommen konnten. Nur ein paar Vertreter der „Partei“, die sich in altmodischen Trachten gekleidet hatten, versuchten am Zaun, den Sicherheitsdienst der AfD zu provozieren. Das führte dann zu ein paar verbalen Scharmützeln.