Norderstedt. Heftiger Streit im Stadtpark dauert an. Norderstedter reagieren mit Unverständnis. Was sie über das gastronomische Angebot sagen.
Seit Monaten laufen im Strandhaus keine Kellner mehr herum und reichen Gästen Getränke und Speisen. An den Tischen sitzt niemand. Die Gastronomie im Norderstedter Stadtpark steht leer. Die Badegäste des anliegenden Strandbads holen sich ihre Freibadpommes nicht wie gewohnt am Kiosk auf dem Gelände – sondern laufen in Badehose und Bikini zum mehrere Hundert Meter entfernten Bistro Spotz an der Seepromenade.
Das Strandhaus bleibt wegen eines Streits zwischen den Pächtern und den Stadtwerken Norderstedt, denen die Lokalität gehört, auf nicht absehbare Zeit geschlossen. Wer etwas im Stadtpark essen oder trinken möchte, kann dies nur im „Spotz“. Reicht den Besucherinnen und Besuchern eine Gastronomie? Was bedeutet für sie der derzeitige Verlust des Strandhauses? Das Abendblatt hat sich umgehört.
Stadtpark Norderstedt: Bürger ärgern sich über geschlossenes Strandhaus
Arne Körner (51) und Gerd Funk (64) sitzen auf einer Bank, mit Blick auf den Stadtparksee, und trinken ein Bier. Getränke haben sie sich selbst mitgebracht. Bis vor Kurzem sind die früheren Arbeitskollegen gern ins Strandhaus zum After Work gegangen. „Ich finde es schade, dass so eine coole Location geschlossen ist“, sagt Funk und stellt die Frage: „Was haben wir denn sonst noch in Norderstedt?“ Die Hopfenliebe sei für ihn nicht mehr das, was sie mal war.
Funk ist der Meinung, dass sich die Strandhaus-Betreiber und die Stadtwerke „zum Wohle der Bevölkerung“ einigen sollten. „Und die Norderstedter wollen nun mal, dass das Strandhaus geöffnet ist.“ Arne Körner hat zwar von dem Streit um das gastronomische Angebot im Stadtpark nichts mitbekommen – aber er findet es „schon blöd“, so eine Location nicht zu nutzen.
Norderstedt: Strandbad-Besucher vermissen Kiosk mit Pommes
Daniela Glet hat den Tag im Strandbad verbracht. Mit ihrer Tochter Ella ist sie wie viele andere extra zum Spotz gelaufen, um sich Pommes zu holen. „Wir haben uns früher zwar nie reingesetzt ins Strandhaus, aber ein Kiosk mit Eis und Pommes fehlt.“ Snacks wurden vor dem Streit ebenfalls von den Strandhaus-Betreibern verkauft.
Jana-Marie (32) und André Lühring (36) aus Fuhlsbüttel kennen nur den Weg vom Parkplatz zum Strandbad. Das weitere Angebot im Stadtpark interessiert sie eigentlich nicht – aber etwas zu essen nach dem Baden vermissen sie. „Es fehlt etwas“, sagen sie. Für ihre zwei Jahre alte Tochter Paulina hat das Paar Essen mitgebracht.
Norderstedter: Gastronomisches Angebot in der Stadt „rar gesät“
Sebastian Steinbiss aus Norderstedt findet die Schließung des Strandhauses „ärgerlich“. „Donnerstags nach der Arbeit bin ich häufig zum After Work gegangen.“ Er isst gerne im Bistro Spotz. „Das Essen ist sehr gut“, sagt er. Allerdings sind ihm die gastronomischen Angebote nicht nur im Stadtpark, sondern in ganz Norderstedt zu „rar gesät“. Es gebe zu wenige Bars. „Wenn man etwas trinken und nicht so weit fahren möchte, war es praktisch, das Strandhaus direkt vor Ort zu haben“, sagt der 38-Jährige.
Klaus R. sitzt auf einer Bank im Schatten unter einem Baum. Ihm reicht eine Gastronomie im Stadtpark vollkommen aus. „Wenn ich meine Portion Pommes frites mit Mayo bekomme, dann bin ich zufrieden“, sagt der 84-Jährige. Er kommt jeden zweiten Tag hierher. „Ich bin voll des Lobes für unseren Stadtpark. Dass es ihn gibt, ist eine feine Sache.“
Seit fast zwei Jahren tobt Streit zwischen Pächtern und Stadtwerken
„Die Schließung des Strandhauses geht auf Kosten der Bürger“, meinen Karin (74) und Gerhard Vogt (77). Das Ehepaar hat früher gern einen Kaffee im Strandhaus getrunken. „Es wäre schön, wenn es mehr Alternativen im Stadtpark gäbe.“ Aus ihrer Sicht sollen sich Pächter und Stadtwerke endlich einigen. „Keiner kann verstehen, was da abläuft“, sagen sie.
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Zum Hintergrund: Seit bald zwei Jahren tobt ein heftiger Streit zwischen den Betreibern des Strandhauses und den Stadtwerken Norderstedt. Ein ehemaliger Mitarbeiter des städtischen Unternehmens, Ruud Swaen, hat ohne Wissen seines Arbeitgebers den Pachtvertrag mit den Mietern um 20 Jahre plus Option auf weitere zehn Jahre verlängert. Der Ex-Arriba-Chef musste daraufhin nach 26 Dienstjahren die Stadtwerke verlassen.
Strandhaus darf Veranstaltungen nur mit Genehmigung durchführen
Seitdem haben die Stadtwerke etliche Versuche unternommen, die ungeliebten Pächter zu kündigen – bisher erfolglos. Vor dem Landgericht in Kiel konnten sie allerdings erwirken, dass im Strandhaus private Veranstaltungen wie Hochzeiten, Geburtstags- oder Firmenfeiern nur noch mit Genehmigung durchgeführt werden dürfen. Die Feiern stellen die Haupteinnahmequelle dar.
Alle geplanten Veranstaltungen haben die Pächter verlegt und sind auf andere Gastronomien in Hamburg, die ebenfalls zu ihnen gehören, ausgewichen. Im Strandhaus ist es still.
Stadtpark-Streit in Norderstedt: Nächstes Gerichtsurteil im September
Anfang September wird das nächste Gerichtsurteil erwartet. Das Kieler Landgericht entscheidet über eine außerordentliche fristlose „Verdachtskündigung“, die die Stadtwerke gegenüber den Betreibern ausgesprochen haben. Sie unterstellen den Pächtern, ein Vertragsdokument gefälscht zu haben. Sollten sie recht bekommen, wären sie den Mieter los – wenn nicht, müssten die Norderstedterinnen und Norderstedter wohl weiter auf das Strandhaus verzichten.