Norderstedt. Oberbürgermeisterin spricht von moderaten Preisen. Stadt nimmt bereits 300 Euro ein – obwohl Automaten noch abgeklebt sind.
Noch gut eine Woche, dann endet das freie Parken in Norderstedt. Vom 1. September an müssen die Autofahrer zahlen, wenn sie einen der rund 1000 Stellplätze rund ums Rathaus und an der AKN-Station Quickborner Straße nutzen wollen. Damit endet vorerst die lange Geschichte der Parkraumbewirtschaftung – rund fünf Jahre hat es gedauert, bis der Beschluss der Politiker Praxis wird.
Zwei Euro pro Tag muss von September an jeder zahlen, der in den vier Tiefgaragen am ZOB, unter und neben dem Rathaus parken will. Das Wochenticket kostet zehn Euro, der Parkschein für einen Monat 40 Euro. Einen Anspruch auf einen festen Platz gibt es nicht.
Parken Norderstedt: Autofahrer müssen ab September Gebühren zahlen
„Das sind beispielsweise im Vergleich mit Hamburg durchaus moderate Preise“, sagte Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder, als sie gemeinsam mit dem zuständigen Fachbereichsleiter Mario Kröska den Startschuss für das kostenpflichtige Abstellen der Autos gab.
Nach wie vor kostenlos können Autofahrer ihre Fahrzeuge auf den 350 Plätzen in der P+R-Garage am Herold-Center abstellen. „Diese Anlage müssen und wollen wir erst sanieren, bevor wir auch dort Gebühren kassieren“, sagte Kröska. Er geht momentan davon aus, dass sich die Arbeiten noch etwa ein Jahr hinziehen werden.
Norderstedt: Zwei Stunden kostenfrei für Kurzzeitparker
Allerdings gibt es auch zahlreiche kostenfreie Plätze entlang der Rathausallee sowie in der Tiefgarage unter dem Rathaus und auf dem Parkplatz an der Straße Alter Heidberg hinter den Räumen der VHS. „Damit schaffen wir die Möglichkeit, dass alle, die nur kurz etwas im Rathaus zu erledigen haben, keine Parkgebühren zahlen müssen“, sagte Roeder.
Kröska weist ausdrücklich darauf hin, dass die 18 Parkautomaten noch nicht scharf geschaltet sind, denn: „Wir haben tatsächlich schon gut 300 Euro eingenommen, weil Autofahrer die Münzen durch die Abklebung gedrückt und dann auch einen Parkschein bekommen haben“, sagt Kröska, der betont, dass es keine Schranken geben wird. Wer sein Auto abstellen will, zieht einen Parkschein und legt ihn hinter die Windschutzscheibe.
Parkscheinautomaten akzeptieren Münzen, EC- und Kreditkarte
Die Automaten können mit Münzen, zehn Cent bis zu zwei Euro, gefüttert werden und spucken Wechselgeld aus. Möglich ist es auch, mit EC- oder Kreditkarte zu zahlen, außer American Express. Die Zahlpflicht gilt werktags von 8 bis 18 Uhr, so dass die Besucher und Besucherinnen von Kultur- oder anderen Abendveranstaltungen wie bisher frei parken können.
Die Verwaltungschefin erinnerte nochmals an die Gründe für den Beschluss der Politiker: Dauerparker, sollen durch die Gebühren vertrieben werden, die Stellplätze sollen vornehmlich Pendlern zugute kommen – so soll die Mobilitätswende einen weiteren Schub bekommen, mehr Menschen sollen mit der Bahn zur Arbeit fahren. Norderstedt habe reagieren müssen, nachdem Hamburg Gebühren für seine P+R-Anlagen eingeführt hatte.
Hamburger weichen auf Norderstedter Parkplätze aus
Dadurch sind, so Kröska, viele, die ihre Fahrzeuge in Langenhorn geparkt haben, nach Norderstedt ausgewichen. „Es war der ausdrückliche Wunsch vieler Norderstedter, Gebühren einzuführen, damit die Parkplätze nicht von Hamburgern besetzt werden“, sagte Roeder. Diesem Wunsch seien Politiker und Verwaltung nachgekommen. Übrigens als letzte Stadt in der Region, wie Kröska hinzufügte.
Dass sich das Vorhaben so lange verzögert hat, erklärt Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder vor allem mit der Corona-Pandemie. Dadurch habe sich zunächst die Ausschreibung für die Parkautomaten und die dazugehörige Elektronik in die Länge gezogen. Dann habe es Lieferprobleme bei wichtigen Bauteilen wie den Platinen gegeben.
- Parken Norderstedt: Umstrittene Gebühren sind bald Realität
- Bauprojekte Norderstedt: „Drastisch gestiegene Kosten haben uns überrollt“
- „Habe Angstgefühl“: Radler boykottieren Verkehrsführung in Norderstedt
Allerdings habe das lange Warten auch Vorteile: „Jetzt würde das System wohl das Dreifache kosten“, sagte der Fachbereichsleiter. Für die gesamte Anlage hat die Stadt netto 160.000 Euro ausgegeben. Ob sich die Investition je amortisiert, sei fraglich, denn: Für jeden Platz fielen rund 300 Euro Wartungskosten pro Jahr an.
Unglücklich erscheint der Zeitpunkt, an dem die Parkraumbewirtschaftung startet. Mit Blick auf die explodierenden Energiekosten sind 40 Euro pro Monat für Pendler eine erhebliche Zusatzausgabe. „Wir als Verwaltung müssen die Beschlüsse der Politik umsetzen. Und von den Politikern kam immer wieder die Frage, wann es denn nun endlich losgeht“, sagte die OB.
Parken Norderstedt: Gebühren werden ein Jahr lang getestet
Im übrigen seien die Norderstedter und Norderstedterinnen im Vergleich zu anderen Städten und Gemeinden wenig belastet: Die Müllgebühren seien niedrig, für die Straßenreinigung fielen keine Gebühren an. Und: Pendler könnten nach wie vor kostenlos an der AKN-Station Meeschensee parken.
Für die neuen Parkgebühren ist eine einjährige Testphase geplant. Dann soll auch eine Park-App eingeführt werden. Die Politiker würden nach der Auswertung entscheiden, ob die Gebühren reduziert oder erhöht werden. Möglich sei auch, so die OB, eine Kombination mit einem HVV-Ticket.