Norderstedt. Der riesige Jet startete mit fast drei Stunden Verspätung vom Airport – und weckte die Menschen in Norderstedt. Die Gründe.

Diverse Norderstedterinnen und Norderstedter wurden am Montagmorgen um 0.24 Uhr unsanft in ihrem Schlaf gestört. Mit dumpfem Dröhnen flog der Airbus-Riesenflieger A380 der Fluggesellschaft Emirates über die Norderstedter Dächer in Emirat Dubai davon. Er war kurz zuvor auf dem Flughafen Hamburg gestartet – obwohl dort Starts und Landungen um diese Zeit eigentlich nicht mehr erlaubt sind.

„Sicherlich sind hunderte Norderstedter, wie ich heute früh, durch den Lärm wieder geweckt worden“, sagt der Norderstedter Willibald Brendel. Er wohnt am Langen Kamp. „Zumal fast jeder bei weit geöffneten Fenstern schläft, um die kühle Luft der Nachtstunden hereinzulassen. Ein Hinweis, wenn man die Fenster geschlossen halte, sei der Lärm doch gut zu ertragen, ist in diesen Zeiten wenig hilfreich.“

Flughafen Hamburg: A380 startete wegen Sandsturm in Dubai nach Mitternacht

Willibald Brendel wohnt am Langen Kamp in Norderstedt und wurde nachts aus dem Bett gerissen.
Willibald Brendel wohnt am Langen Kamp in Norderstedt und wurde nachts aus dem Bett gerissen. © Burgmayer

Was war so wichtig an der Maschine nach Dubai, die planmäßig um 21.30 Uhr hätte abheben sollen? Hätte sie nicht bis zum nächsten Morgen warten können? Das fragt sich Brendel. „Der A 380 donnerte mehrere Minuten lang im langsamen Steigflug über Norderstedt, was wir schon kennen. Denn eine solch schwere Maschine gewinnt nur sehr langsam an Höhe.“

Beim Flughafen Hamburg erhält man die Auskunft, dass offenbar ein Sandsturm in Dubai daran schuld war, dass die Norderstedter Nachtruhe gestört wurde. „Die Maschine konnte in Dubai offenbar nicht rechtzeitig starten und kam entsprechend mit großer Verspätung in Hamburg an“, sagt Flughafen-Sprecherin Janet Niemeyer.

Hamburger Umweltbehörde erteilte die Ausnahmegenehmigung

Die Fluglärmschutzbeauftragte der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) in Hamburg habe der Maschine dann die Ausnahmegenehmigung zum Start erteilt. Diese ist für die Airlines kostenpflichtig und muss für jeden Flug einzeln bei der Behörde beantragt werden. Die Anfrage des Abendblattes bei der Behörde am Montag dazu blieb bislang ohne Antwort.

Als der A 380 vor drei Jahren schon einmal mit Sondergenehmigung nach Mitternacht abhob, wurde das mit einer ansonsten zu befürchtenden „erheblichen Luftverkehrsstörung“ argumentiert und dass man den wartenden Passagieren eine Nacht auf dem Flughafen ersparen wollte.

Flughafen Hamburg: Anwohner nennt Spätstart des A380 "Sauerei"

Warum aber muss die Maschine dann über Norderstedt in die Luft gehen? Willibald Brendel bleibt da nur noch Sarkasmus: „Mir ist natürlich klar, dass sie nicht über die Hamburger Startbahn abheben kann, die ja alle frei waren. Man kann ja die Hamburger um diese Uhrzeit nicht mit diesem ohrenbetäubenden Lärm stören, denn diese müssen ja am nächsten Morgen ausgeschlafen zur Arbeit erscheinen.“

Brendel findet es eine „Sauerei“, dass die Norderstedter immer wieder durch Abflüge auch zwischen 23 und 0 Uhr belästigt werden. „Regelmäßig starten zwischen zwei und sechs Flüge in der Stunde vor Mitternacht. Die Mehrzahl bilden die Billigfluglinien wie Ryanair oder easyjet.“