Hamburg. Wegen der Bombenentschärfung in Schnelsen mussten am Flughafen 46 Flüge gestrichen werden. Mehrere Jets landeten in der Nacht.
Der Mittwoch war ein turbulenter Tag am Hamburger Flughafen. Erst verkündete die irische Billigfluglinie Ryanair die Schließung ihrer Basis in Fuhlsbüttel im Januar 2020 und das Aus für sieben Routen mit dem Sommerflugplan. Dann legte eine Bombenentschärfung den Luftraum über der Hansestadt lahm. Von etwa 19.30 Uhr bis gegen 22.30 Uhr durfte nicht gestartet und gelandet werden. Daraufhin mussten 46 Flüge gestrichen werden, exakt waren es 27 Abflüge und 19 Ankünfte.
19 Flüge wurden zunächst zu anderen Airports umgeleitet. Alle Maschinen konnten aber mit deutlicher Verspätung am Mittwoch noch am Helmut-Schmidt-Flughafen landen – allerdings nur wegen der sogenannten Verspätungsregel. Maschinen, die im Flugplan bis 23 Uhr vorgesehen waren, dürfen noch bis 24 Uhr starten und landen. Drei Flugzeuge hoben nach 23 Uhr noch von der Piste ab, 16 Jets setzten auf ihr auf.
Der A380 wurde innerhalb von nur 62 Minuten abgefertigt
Darunter auch der A380 von Emirates. Er landete zunächst um 20.14 Uhr auf dem Ausweich-Airport Kopenhagen. „Das war der nächstgelegene A380-geeignete Flughafen“, sagte ein Emirates-Sprecher. Gegen 23.33 Uhr traf das größte Passagierflugzeug der Welt dann in Hamburg ein – nach Angaben von Flughafensprecherin Stefanie Harder mit 500 Gästen an Bord. Etwa um 0.45 Uhr hob der doppelstöckige Jet mit Ziel Dubai wieder ab. Mit nur 62 Minuten war die für die Abfertigung – also das Aus- und Einsteigen der Passagiere, das Aus- und Einladen von Koffern und Fracht sowie die Reinigung der Kabine und das Betanken der Maschine – benötigte Zeit bei diesem Aufenthalt in Hamburg um deutlich mehr als eine halbe Stunde kürzer als im planmäßigen Betrieb üblich. „Das war eine tolle Leistung, es gab ein Extralob für alle daran beteiligten Mitarbeiter“, so Harder.
Zwar hatten sich wegen der durch die Luftraumsperrung verursachten Verspätungen längere Warteschlangen an den Abflugschaltern gebildet. „Es war in den Terminals aber wirklich sehr ruhig, weil die Kommunikation zwischen den Airlines und ihren Gästen gut lief“, sagte die Flughafensprecherin. Niemand habe in den Terminals übernachten müssen.
Zudem habe die Umweltbehörde dem Flughafen signalisiert, dass man den Airlines aufgrund der besonderen Situation erlauben werde, notfalls auch noch nach 24 Uhr in Hamburg zu landen und zu starten. Dies ist nur mit einer kostenpflichtigen Ausnahmegenehmigung möglich, die von den Airlines für jeden Flug einzeln bei der Behörde beantragt werden muss.
Eine „erhebliche Luftverkehrsstörung“ rechtfertigte die Ausnahmegenehmigungen
Für sechs Landungen, die letzte davon gegen 0.35 Uhr, und für einen Abflug – den des A380 – wurde das nach Angaben von Gudrun Pieroh-Joußen, Fluglärmschutzbeauftragte der Umweltbehörde, in Anspruch genommen. „Die Ausnahmegenehmigungen wurden erteilt, weil wegen des zeitweiligen Flugverbots eine erhebliche Luftverkehrsstörung vorlag“, sagte Pieroh-Joußen. Außerdem konnte so vermieden werden, dass umgeleitete Maschinen erst am Donnerstagmorgen in Hamburg landen, was die Einsatzplanungen der Airlines abermals durcheinandergebracht und neue Verspätungen verursacht hätte. „Wir haben uns aber das Limit gesetzt, nur Flugbewegungen bis 1 Uhr zu genehmigen“, sagte Pieroh-Joußen.
Die späten Starts und Landungen in Hamburg nach 23 Uhr hatten im Jahr 2018 eine Höchstmarke erreicht. Im vorigen Jahr – europaweit von Verspätungen und Flugstreichungen geprägt – waren es 1174 Flugzeuge zwischen 23 und 0 Uhr. In diesem Jahr läuft es besser. Bis Ende September zählte der Flughafen in seinem jüngsten Monatsbericht 573 Maschinen, die in der letzten Tagesstunde starteten oder landeten. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 1001 Jets – ein Minus von knapp 43 Prozent.
In den ersten neun Monaten leichtes Verkehrswachstum am Flughafen
Die Zahl der Flugbewegungen insgesamt stieg in den ersten neun Monaten um 0,8 Prozent auf 119.033 Starts und Landungen. Auch bei den Passagieren steht bisher ein Plus zu Buche. 13,24 Millionen Menschen nutzten den Helmut-Schmidt-Flughafen, 1,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Im September selbst gab es allerdings ein Minus im Vergleich zum Vorjahresmonat. 1,658 Millionen Fluggäste gingen von oder an Bord – minus 1,8 Prozent.
Der Rückgang hänge mit der Verschiebung der Herbstferien in Hamburg und Schleswig-Holstein zusammen, hieß es. Im Vorjahr begannen die Ferien am Montag, den 1. Oktober – daher nutzten viele Norddeutsche schon das letzte September-Wochenende für den Urlaubstrip. Dieses Jahr war bis einschließlich 2. Oktober noch Schule.