Bad Segeberg/Bad Bramstedt. Battal Karabulut besuchte den Ort, an dem die Polizei Knochen fand. Vor dem Ergebnis der DNA-Prüfung hat er Angst.
Die Szenerie könnte kaum idyllischer sein. Die Trave plätschert am westlichen Stadtrand von Bad Segeberg dahin. Hier liegt eine beliebte Joggingstrecke, Hunde laufen unangeleint umher. Wer will, kann seine Füße im flachen Flussbett abkühlen. Die nächsten Wohnhäuser liegen unmittelbar am Hang, die Aussicht könnte grüner nicht sein. Schnelle Naherholung ist garantiert.
Doch die Idylle trügt in diesen Tagen. Zwischen den Straßen Mozartweg und An den Fischteichen war in der vergangenen Woche das Skelett eines Mannes gefunden worden. Es handelt sich um teils sumpfiges Gelände, das schwer zugänglich scheint. Wenige Gartenabfälle liegen hier und da zwischen dichtem Gestrüpp sowie einige Pflanztöpfe. Fußspuren in Staub und Morast zeugen von etwas mehr Getöse als sonst. Die Ermittler haben den Fundort längst verlassen.
Polizei Bad Segeberg: Ist die Leiche Baris Karabulut?
Die Knochen waren der Zufallsfund eines Landschaftsgärtners gewesen. Ein Haufen Grünschnitt liegt noch am Rande der Siedlung. Gut möglich, dass hier zuvor etwas Licht ins Dunkel gebracht werden sollte. Kommt gleichzeitig Licht ins Dunkel eines Kriminalfalls?
Die Leichenüberreste werden aktuell in der Kieler Rechtsmedizin untersucht. Ein DNA-Abgleich soll vorgenommen werden. Für Ergebnisse ist es noch zu früh. Mordkommission und Staatsanwaltschaft haben derzeit noch keine neuen Erkenntnisse. Konkrete Informationen werden in einigen Wochen erwartet.
Rechtsmediziner prüfen derzeit die Knochenfunde – sehr behutsam
Die Ermittler und Rechtsmediziner müssen vorsichtig sein, um keine Fehler zu machen. Denn unter Umständen geben auch Skelettreste noch jede Menge Informationen preis über eventuelle Gewalteinwirkungen oder die Umstände, wie ein Mensch zu Tode kam. Momentan sind viele Varianten möglich. Der Mann, der sich vielleicht nur zufällig hier aufgehalten hat, könnte eines natürlichen Todes gestorben sein. Er könnte aber auch getötet und dort abgelegt worden sein.
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Eine von mehreren Thesen lautet, dass es sich bei der Leiche um Baris Karabulut handelt. Der 32-jährige Bad Bramstedter war vor dreieinhalb Jahren spurlos verschwunden und wurde bisher nicht gefunden. Es wird davon ausgegangen, dass er Opfer eines Verbrechens wurde. Seine Familie plagt seitdem eine schreckliche Ungewissheit, was mit ihm geschehen ist.
Vater Karabulut: „Hoffentlich ist er es nicht!“
Als Vater Battal Karabulut von dem Leichenfund in Bad Segeberg erfuhr, hat er sich ins Auto gesetzt. Er wollte sich das Terrain ansehen, sich selbst ein Bild machen. Er ist sich bewusst, dass es sich um seinen Sohn handeln könnte. „Hoffentlich ist er es nicht...“, sagt Battal Karabulut. „Doch Gewissheit wird erst das Ergebnis bringen. So lange müssen wir abwarten. Es ist schlimm und schwierig für uns. Ich habe Angst vor dem Ergebnis. Wenn es Baris ist, wäre das das Schlimmste.“
Er hat die Hoffnung, dass Anwohner rund um das moorige Areal etwas mitbekommen haben könnten. „Ich kenne die Ecke nicht. Aber es liegt doch mitten in einem Wohngebiet“, sagt er. Im Fall Karabulut wurden in den vergangenen Monaten noch weitere Waldstücke im Umkreis von Bad Segeberg abgesucht.
Bad Segeberg: Karabulut wurde zuletzt in der Kreishauptstadt gesehen
Die Polizei hatte bestätigt, zum Beispiel im urwüchsigen Wald rund um den Kagelsberg in der Gemeinde Rohlstorf gewesen zu sein. Andere Waldbesitzer sind angesprochen und darauf vorbereitet worden, dass Kripobeamte sich vor Ort ein Bild verschaffen wollen. Vor allem suchen sie nach der Leiche. Der Fall ist also noch immer nicht zu den Akten gelegt worden.
Baris Karabulut gilt seit März 2019 als vermisst. Zuletzt wurde er in Bad Segeberg gesehen. Er hatte hier viele Freunde. Die Polizei hatte unter erheblichem Aufwand – mit Spürhunden, Drohnen, Tauchern, auf Grundstücken und im Fernsehen – gesucht. Zwischendurch hatte es zwei Tatverdächtige gegeben. Doch die Beweislage reichte bisher offenbar nicht aus.