Norderstedt. Sorge um steigende Öl- und Gaspreise: Händler in Norderstedt können Ansturm kaum bewältigen. Wo es noch Reserven gibt.
Ein buchstäblich heißes Thema ist im Moment Kaminholz – und das mitten im Sommer. Aufgrund steigender Öl- und Gaspreise suchen die Menschen nach Alternativen für das Heizen im kommenden Herbst und Winter. Und das Kaminfeuer erlebt eine ungeahnte Renaissance. Was zur Folge hat: Die Vorräte der Holzverkäufer in der Region sind verkauft und aufgebraucht und Kamine und Öfen so gefragt wie noch nie.
Kamin- und Holzverkäufer sind zurzeit nur sehr schwer, wenn überhaupt, zu erreichen. „Es uns nicht mehr möglich ans Telefon zu gehen, da unsere Kapazitäten total erschöpft sind“, teilt einem der Anrufbeantworter der Ofenscheune in Norderstedt mit.
Energiepreise: Feuerholz und Kamine sind in Norderstedt Mangelware
„Klar, im Moment kaufen sich alle einen Kamin“, sagt der Garstedter Schornsteinfegermeister Markus Pitann. Er muss in den Haushalten überprüfen, ob ein neuer Kamin eingebaut werden kann. Entscheidend sei dabei der Standort. Wenn das Haus schon einen Schornstein hat ist die Anschaffung eines Ofens nicht allzu kompliziert. Trotzdem denkt er: „Ich glaube nicht, dass es viel Sinn macht, jetzt einen Kamin zu kaufen. Holz wird auch immer teurer.“
Die Lager der Holzverkäufer sind leer und das Brenn- und Kaminholz ist ausverkauft. Auf den Internetseiten der Holzhändler steht groß „Ausverkauft“ und manche Holzlieferanten sind sogar schon aus dem Geschäft ausgestiegen.
Kein Holz auf dem Markt – manche Händler steigen ganz aus
Der Hof Möller in Henstedt-Ulzburg erklärt: „Die Preisentwicklung und Abhängigkeit am Holzmarkt sind für uns beängstigend. Holz ist derzeit nicht in ausreichender und bezahlbarer Menge und Qualität vorhanden. Kapazitäten und Terminvereinbarungen sind nicht entsprechend einzuhalten. Bestellte Mengen sind nicht verlässlich verfüg- und abrufbar.“ Daher ist der Hof Möller aus dem Kaminholzgeschäft ausgestiegen.
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Andere Holzlieferanten aus der Umgebung versuchen auch weiterhin ihre Kunden mit Holz zu beliefern, die Brennholzlager sind allerdings leer. „Das liegt nicht nur an der gestiegenen Nachfrage, sondern auch daran, dass die Maschinen noch damit beschäftigt sind, das Holz aufzuarbeiten, das Anfang des Jahres bei den starken Stürmen heruntergekommen ist“, sagt Marc Studt, Eigentümer des Holzlieferanten Kamin und Brennholz. „Das ist hauptsächlich Nadelholz, und es ist hier nicht so üblich, dies als Brennholz zu verwenden“, sagt er. Außerdem könnten die Maschinen nicht gleichzeitig Nadel- und Brennholz aufarbeiten, da diese unterschiedliche Eigenschaften haben.
Norderstedter Baumarkt hat noch Holzreserven
Brennholz könne Studt, der sein Holz ausschließlich aus Schleswig-Holstein bezieht, daher im Moment nicht verkaufen. Es gäbe nur noch Material für diejenigen, die schon Vorbestellungen gemacht haben. Normalerweise seien die Hauptzeiten für den Brennholzverkauf von August bist Oktober, und jetzt ist sogar schon im Juli alles ausverkauft.
Einer der wenigen, die im Moment tatsächlich noch Kaminholz verkaufen können, ist der Otto Mayer Baumarkt in Norderstedt. „Wir haben schon lange einen zuverlässigen und guten Lieferanten aus der Nähe von Hannover, und daher haben wir in den nächsten Wochen bestimmt noch eine vernünftige Verfügbarkeit. Allerdings ist das Holz nicht billig“, sagt André Kubasch, Marktleiter des Baumarktes an der Ulzburger Straße.
Steigende Energiepreise: Förster haben jede Menge Sturmholz
Auch bei der Försterei Tangstedt, die für die Wälder rund um Norderstedt zuständig ist, wird sich mit dem Thema Brennholzknappheit auseinander gesetzt. Man ist auch hier noch dabei die Sturmhölzer der letzten großen Stürme aufzuarbeiten. „Das meiste ist Fichte, ein bisschen Buche ist allerdings auch dabei, und das kann man als Brennholz benutzen“, erzählt Sebastian Bohne, Förster in Tangstedt.
Dieses Brennholz wird dann auf einem Haufen neben den Forstweg gelagert und mit Telefonnummer und Preis versehen. Dort können Interessenten anrufen und das Holz kaufen. „Man muss allerdings einen Motorsägenschein haben, um das Holz bearbeiten und kaufen zu können“, erklärt Bohne.
Energiepreise: Förster befürchten Holzdiebstahl im Wald
Die Landesforsten Schleswig-Holstein bieten zum Beispiel Modersägenkurse an. Diese Kurse dauern dort allerdings 15 Stunden und kosten 185 Euro. Anschließend muss das Brennholz vom Forstweg noch eineinhalb bis zwei Jahre gelagert werden um zu trocknen bevor man es verwenden kann.
Die Gefahr dass sich Leute einfach selber im Wald bedienen und Holz mitgehen lassen sei nun vermutlich wahrscheinlicher als früher. Trotzdem betont Bohne: „Das ist ganz klar Diebstahl.“ Er hofft dass sich trotz der Holzkrise an die Regeln gehalten wird.