Kreis Segeberg. Industriegewerkschaft stellt Zahl der errichteten Neubau-Wohnungen vor – und kritisiert die Politik besonders in einem Punkt.

Vom Eigenheim bis zum Mehrfamilienhaus: Im Kreis Segeberg wurden im vorigen Jahr 1130 neue Wohnungen gebaut. Das teilt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) mit und beruft sich auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes.

Danach flossen in den Neubau Investitionen in Höhe von rund 289 Millionen Euro. „Zusätzliche Wohnungen sind ein wichtiger Beitrag gegen steigende Mieten. Und es kommt vor allem darauf an, dass im sozialen Wohnungsbau noch mehr getan wird“,sagt Ralf Olschewski.

Wohnung mieten: Im Kreis Segeberg „schlummert großes Potential“

Der Bezirksvorsitzende der IG BAU Holstein sieht insbesondere die Politik in der Pflicht. Der Wohnungsbau in der Region könne nur dann Kraft entwickeln, wenn in Berlin und Kiel die richtigen Weichen gestellt würden. „Die Bundesregierung hat 400.000 neue Wohnungen pro Jahr versprochen. Ein Viertel davon sollen Sozialwohnungen sein. Von diesem Ziel ist die Ampel-Koalition noch weit entfernt. Hier ist aber auch die Landespolitik gefordert“, so Olschewski.

2021 seien bundesweit lediglich 293.400 neue Wohnungen entstanden – 4,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Zudem erschwerten knappe Baumaterialien, steigende Energiepreise, Inflation und steigende Bauzinsen den Neubau. Hinzu kämen ein hoher Fachkräftebedarf und unzureichende staatliche Förderungen.

Bund und Länder müssen Baurecht dringend vereinfachen

Um vor allem „den lahmenden Bau von Sozialwohnungen voranzubringen“, schlägt die IG BAU ein „Sonderpaket sozialer Wohnungsbau“ vor. Die Mehrwertsteuer auf Sozialwohnungen solle von 19 auf sieben Prozent gesenkt werden.

Der Bau einer staatlich geförderten Wohnung würde so um zehn Prozent günstiger. „Außerdem müssen Bund und Länder dringend das Baurecht vereinfachen. Genehmigungsverfahren müssen schlanker und schneller werden“, betont Olschewski. Er verweist auf eine enorme Chance, um zusätzlichen Wohnraum zu gewinnen: den Umbau bereits bestehender Gebäude.

Neubau-Wohnung: Altbauten im Kreis Segeberg haben Potential

„Im Kreis Segeberg schlummert ein großes Potenzial in der Umnutzung von Altbauten. So lassen sich bei vielen Wohngebäuden, Büro-, Geschäfts- und Parkhäusern Dachetagen aufstocken. Dazu kommt – durch mehr Homeoffice – der Umbau von Büros zu Wohnungen.“ Gerade wegen des steigenden Wohnraumbedarf für die Menschen, die vor dem Krieg aus der Ukraine geflüchtet sind, müssten alle Möglichkeiten genutzt werden.

„Viele Firmen suchen dringend Fachkräfte, um die Aufträge bewältigen zu können. Aber qualifizierte Maurer und Zimmerleute gewinnt nur, wer anständige Löhne zahlt und gute Arbeitsbedingungen bietet.“ Baubeschäftigte sollten sich nicht unter Wert verkaufen und auf einer tariflichen Bezahlung bestehen, sagt Olschewski.