Bad Segeberg. Lange stand der Auftritt der Shantyrocker auf der Kippe. Dass das Konzert stattfinden konnte, begeisterte einen Fan etwas zu viel.

24 Lieder – 24 verschiedene Gesichter der „Norddeutschen Boyband“ und über zwei Stunden gute Laune, aber auch Nord-Melancholie und Nachdenklichkeit: Der Auftritt von Santiano im Segeberger Freilichttheater am Kalkberg am Sonnabend war ein voller Erfolg. Vor einem fast ausverkauften Freilichttheater spielten die Shantyrocker ihre beliebten Hits.

Nur Peter David Sage, genannt
Nur Peter David Sage, genannt "Pete", fehlte am Sonnabend – eine Corona-Infektion. Björn Both (r.) konnte sich rechtzeitig freitesten. © Florian Büh

Santiano in Segeberg: Corona sorgt für einen Ausfall

Dass der Abend überhaupt stattfinden konnte, war tagelang nicht klar. Corona hatte Sänger Björn Both flach gelegt. Erst kurz vor dem Konzert am Donnerstag war die für die Fans erlösende Nachricht gekommen, dass Both sich freigetestet hat. Nun standen am Sonnabend Both und seine Kollegen Hans-Timm Hinrichsen, Axel Stosberg und Andreas Fahnert auf der Bühne und rockten den Kalkberg. Nur ein Bandmitglied fehlte: Peter David Sage, genannt „Pete“. Den hatte auch eine Corona-Infektion erwischt, aber er konnte sich nicht mehr rechtzeitig freitesten. Björn Both kommentierte von der Bühne herunter: „Wenn nur einer von uns fehlt, dann ist das nicht einmal die Hälfte.“

Santiano musste sein Publikum nicht lange bitten, wenn es um das Mitsingen ging.
Santiano musste sein Publikum nicht lange bitten, wenn es um das Mitsingen ging. © Florian Büh

Santiano lösten eine Welle der Begeisterung nach der anderen aus

Und so legten die Sahntyrocker ohne den markanten Sänger aus Yorkshire in England los. Dennoch: Die Wellen der Santiano-Begeisterung rollten immer wieder über die Steh- und Sitzplätze in der Kalkbergarena. Das verführte manchen Santiano-Fan dazu, über die Stränge zu schlagen. Obwohl streng verboten, weil gefährlich für alle Umstehenden, zündete ein Fan kurz vor Schluss eine Bengalofackel mitten auf dem Plateau vor der Bühne. Santiano reagierten routiniert: „Wenn hier einer Feuer macht, dann sind wir das!“ Und tatsächlich: Die Licht- und Pyroshow von Santiano auf der Bühne sorgte ohnehin mehrfach für deutlich mehr Aufsehen.

Die Fans der norddeutschen Shantyrocker Santiano kamen voll auf ihre Kosten.
Die Fans der norddeutschen Shantyrocker Santiano kamen voll auf ihre Kosten. © Florian Büh

Hits zum Mitsingen gehörten ebenso zum Programm wie kritische, nachdenkliche Töne. Etwa in Bezug auf die Corona-Pandemie und vor allem auf den Krieg gegen die Ukraine. „Ohne Freiheit gibt es keinen Frieden“, sagte Björn Both, der dann mit „Lieder der Freiheit“ die Zeilen anstimmte: „Kein König befehle uns unsere Wege. Wir singen die Lieder, die Lieder der Freiheit. Die Welt soll uns hören, wir sind nicht allein.“ Das Publikum stimmte – wie so oft an diesem Abend – textsicher und euphorisch mit ein.

Sogar das Wetter war am Santiano-Sonnabend echt Norddeutsch

Die Piratenfamilie: Swantje (38) und Thomas (40) mit ihren Jungs Joris (10) und Lewin (4).
Die Piratenfamilie: Swantje (38) und Thomas (40) mit ihren Jungs Joris (10) und Lewin (4). © Florian Büh

Das Santiano-Konzert war ein gelungener Abend für die vollen Ränge am Kalkberg. Die Menge – bunt gemischt. Junge wilde Nordmänner mit einem leicht zu hohem Alkoholpegel. Und auch echte Piratenfamilien. Zum Beispiel Swantje (38) und Thomas (40) mit ihren Jungs Joris (10) und Lewin (4). „Wir kommen aus Oldenburg in Niedersachsen und fanden das Konzert super. Vor allem da es bei tollem Wetter Open Air stattfand und nicht in der Halle, so war es auch für unseren jüngsten geeignet.“ Der vierjährige Lewin hat die ganze Familie mit der Santiano Musik angesteckt, als er „HeyHo“ summend das „Santiano“ Lied von den Piraten mit dem Piratenschiff immer wieder hören wollte. „Seitdem läuft regelmäßig bei uns Santiano auf YouTube über Smartphone oder TV.“

Es gab Santiano-Fans der ersten Stunde und solche, die es gerade erst geworden sind. Zehn Jahre ist die Band nun aktiv – und dennoch wirken die Jungs frisch und ungestüm, etwa beim letzten Lied des Abends: „Hoch im Norden“. Wieder sangen alle mit. Denn sie fühlten sich mehr als angesprochen. Der raue Nordwind hatte dichte Bewölkung zur späten Stunde über die Kalkbergarena geblasen und es wurde ungemütlich kühl. Doch das konnte die Seefrauen und Seemänner im Publikum nicht erschüttern – alle hielten tapfer durch, bis zum letzten Akkord.