Norderstedt. Norderstedter Senioreneinrichtung mit über 100 Plätzen und über 100 Mitarbeitern wird künftig von Berliner Sozialholding betrieben.

Daran werden sich viele Menschen in der Stadt erst einmal gewöhnen müssen: Das Altenpflegeheim Scheel ist kein Familienunternehmen mehr, sondern gehört seit Anfang Mai dem Hamburger Healthcare-Investor Immac, wie dieser nun bekanntgegeben hat. 15 Millionen Euro zahlte Immac nach eignen Angaben für die Übernahme des Hauses. Zudem wird die Einrichtung künftig von der Berliner Sozialholding Inter Pares betrieben. Bisher gehörte das Haus in Alt-Garstedt einer nach der Gründerin Anneliese Scheel benannten Gesellschaft, es wird seit 1996 von deren Enkelkindern Siri Kudelka und Gunnar Löwe geleitet.

Norderstedt: Altenheim Scheel von Investor übernommen

Man gebe das Unternehmen „schweren Herzens ab“, sagt Löwe im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt. Er versucht, die Entscheidung zu erklären. „Wir haben das Unternehmen in eine sichere Zukunft geführt. Wir werden als Einzelunternehmen, den Anforderungen, die an uns gestellt werden, nicht mehr gerecht. Als Einzelkämpfer schafft man es einfach nicht mehr. Mehr oder weniger wurden wir gezwungen, uns einer größeren Einheit anzuschließen.“

Als Beispiele nennt er die immer komplizierten Abrechnungsverfahren, die schwierige Personalakquise auf einem umkämpften Arbeitsmarkt. Letztlich sei alles bei seiner Schwester und bei ihm angekommen.

Immac gehören über 170 Immobilien aus der Branche

: Immac bezeichnet sich selbst als „marktführendes Unternehmen im Healthcare-Sektor“. Die Gruppe gehört zu 99,98 der Vermögensverwaltung Profunda, einer Gesellschaft der Hamburger Familie Schiermann. Zum Portfolio gehören mehr als 170 Immobilien in Deutschland, Österreich und Irland – stationäre Pflegeeinrichtungen, betreute Wohnanlagen, Rehakliniken. Jährlich werden 200 bis 250 Millionen Euro investiert, über eine Tochtergesellschaft auch in eigene Bauvorhaben. „Mit dem Altenpflegeheim Scheel erweitert sich das Bestandsportfolio auf über 10.300 vollstationäre Pflegeplätze und mehr als 1250 Einheiten des betreuten Wohnens“, heißt es in einer Mitteilung. In Norderstedt gehört auch das Pflegeheim Steertpogghof zur Immac-Gruppe, dazu in der Region auch das Pflegezentrum Kisdorf.

„Wir haben mit Immac und inter pares zwei Partner gefunden, die das Altenheim langfristig betreiben wollen, die einen langfristigen Pachtvertrag geschlossen haben“, sagt Gunnar Löwe. Der Verkauf sei „lange vorbereitet“ worden. „Im Vordergrund steht die Versorgung, steht alles, was wir uns aufgebaut haben, die sicheren Arbeitsplätze der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“

Löwe: „Man wird es gar nicht merken“

Nach eigenen Angaben werden bei Scheel 120 Pflegebedürftige betreut, der Schwerpunkt liegt auf der Versorgung von Demenzkranken. Das Haus hat rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Löwe: „Im Moment hat es keine Auswirkungen, alles wird so weitergehen wie bisher, im täglichen Betrieb wird man es gar nicht merken. Als Einrichtungsleitung bleiben meine Schwester und ich erst einmal hier, um einen vernünftigen Übergang zu gewährleisten.“

Gunnar Löwe leitet zusammen mit seiner Schwester Siri Kudelka das Heim seit 1996.
Gunnar Löwe leitet zusammen mit seiner Schwester Siri Kudelka das Heim seit 1996. © Thorsten Ahlf | Thorsten Ahlf

Die Preisstruktur soll vorerst unverändert bleiben. Die Inter Pares Sozialholding habe die bisherigen Versorgungs- und Vergütungsverträge übernommen. Sie werde künftig die Verhandlungen mit den Pflegekassen führen – ein Vorteil, so Gunnar Löwe. „Sie haben mehr Einrichtungen, können Zahlen besser vergleichen.“

Viele familienbetriebene Pflegeheime im Norden

Denn: „Das Gehalt, das wir zahlen müssen, wird uns sehr genau vorgeschrieben.“ Ab 1. September gilt eine neue gesetzliche Grundlage, die noch von der alten Bundesregierung beschlossen worden war. Demnach sind nur noch Pflegeeinrichtungen zur Versorgung zugelassen, die ihre Belegschaft nach Tarif bezahlen. Einrichtungen, die nicht tarifgebunden sind, müssen ihre Bezahlung trotzdem hiernach ausrichten. Um möglichen Preissteigerungen entgegenzuwirken, sollen Pflegebedürftige einen Zuschlag erhalten, der auf dem Eigenanteil basiert – von fünf Prozent im ersten Jahr bis zu 70 Prozent ab dem vierten Jahr.

Durch die Übernahme sei die Belegschaft im Altenpflegeheim Scheel „viel stärker geworden", sagt Gunnar Löwe. „Das ist die Intention dahinter. So stark zu werden, um Schwierigkeiten standhalten zu können.“ Es gibt auch warnende Gegenbeispiele. „Insbesondere in Schleswig-Holstein gibt es viele familienbetriebene Pflegeheime.“ Löwe, der auch im Vorstand der Landesgruppe des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste sitzt, sagt, er wisse von Unternehmen, die „nach 60 Jahren in dritter Generation schließen mussten“.

Altenheim Scheel "ist am Standort Norderstedt etabliert"

Davon ist in Norderstedt nicht die Rede. „Die Einrichtung ist am Standort Norderstedt etabliert. Dieser hat einen extrem hohen Bedarf, die Nachfrage nach Pflegeplätzen ist im Vergleich zu anderen Standorten, auch deutschlandweit, sehr hoch“, sagt Andreas Jantsch, Transaktionsleiter bei Immac. „Wir finden die Kombination aus vollstationärer Pflege, dem neu gebauten Teil mit betreutem Wohnen und der Ergänzung, dass man für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Kindertagesbetreuung vorhält, sehr überzeugend. Es geht darum, die Einrichtung in ihrer bisherigen Qualität weiterzuführen.“

Daher wolle man das Konzept nicht verändern. Auch baulich sei derzeit vorerst nichts geplant.