Kreis Pinneberg. Größter Arbeitgeber erzielt Millionenüberschuss. Was die Bilanz positiv beeinflusst hat und wie es um Neubau der Zentralklinik steht.

Nach all den Kontroversen um einen zentralen Krankenhausneubau im Kreis Pinneberg gab es nun zufriedene Gesichter bei der Leitung der Regio Kliniken in Elmshorn. Zum fünften Mal in Folge schloss der mit 2300 Beschäftigten größte Arbeitgeber des Kreises im abgelaufenen Geschäftsjahr mit einem Überschuss ab. Dieses Mal waren es unter dem Strich sogar 4,4 Millionen Euro, der höchste Gewinn des Klinikbetriebes seit dem Verkauf von 75 Prozent der Anteile an den Sana-Konzern vor 13 Jahren.

Zwar sei dafür vor allem der Verkauf des 2020 geschlossenen und inzwischen als Notunterkunft für ukrainische Geflüchtete genutzten Krankenhauses Wedel verantwortlich, erklärt Geschäftsführerin Regina Hein die Jahresbilanz 2021. Aber mit der positiven Entscheidung des Kreistages im März dieses Jahres, bis 2032 für 500 Millionen Euro eine Großklinik an einem zentralen Standort neu zu errichten, sei „ein Quantensprung für die Zukunftssicherung“ der Regio Kliniken erreicht worden.

Regio-Klinik will neue Zentralklinik mit 800 Betten bauen

Jetzt hofft die Regio-Chefin, dass Ende Mai auch der Landes-Krankenhausausschuss grünes Licht für dieses Mega-Vorhaben gibt. Und dass sich die beiden Gesellschafter Kreis und Sana bis zur Sommerpause einig darüber werden, unter welchen Kriterien der neue Standort der geplanten Zentralklinik mit rund 800 stationären Betten ausgewählt wird. Bekanntlich soll er die beiden Krankenhäuser in Pinneberg und Elmshorn in zehn Jahren ersetzen.

„Mit dem zentralen Neubau schaffen wir die Voraussetzungen für Strukturen, die den politischen Vorgaben entsprechen, für Medizin und Pflege der Zukunft sowie für attraktive Arbeitsplätze“, sagt Regina Hein zu den Neubauplänen. Die 2300 Beschäftigten, die sich die 1267 Vollzeitstellen teilen – darunter 611 Pflegekräfte, 225 Ärzte und 284 medizinisch-technische und Funktions-Mitarbeitende – seien ohnehin begeistert, bald in neuen Räumen und mit modernsten Geräten arbeiten zu können. „Das wird die Attraktivität der Regio Kliniken auch für neue Arbeitskräfte enorm verbessern.“

Viel Lob verteilte die Klinikchefin auch an ihre Belegschaft, die zu 81 Prozent weiblich ist. Das zweite Corona-Pandemie-Jahr habe alle unter enormer Belastung sehr gute Arbeit leisten lassen, freut sich Regina Hein. So habe sich die Zahl der Corona-Patienten 2021 insgesamt auf 668 im Vergleich zu 2020, als es 358 waren, fast verdoppelt. Das galt auch für die intensivmedizinisch betreuten Corona-Patienten, deren Zahl im selben Zeitraum von 66 auf 127 gestiegen war.

Bilanz 2021: Zahl der schwerwiegenden Fälle stieg

Aktuell werden in den beiden Krankenhäusern in Pinneberg und Elmshorn 40 Patienten mit einer Corona-Infektion behandelt, drei davon befinden sich auf der Intensivstation. Insgesamt wurden in den Regio Kliniken im vergangenen Jahr 26.633 Patientinnen und Patienten stationär (2020: 27.437) versorgt, die im Durchschnitt 7,3 Tage im Krankenhaus blieben (Vorjahr: 7,2 Tage). Hinzu kamen noch einmal 37.937 ambulante Patienten.

Weil sich die Zahl schwerwiegender Fälle erhöhte, konnten der Jahresumsatz mit 172 Millionen Euro (Vorjahr: 167 Millionen) und das Betriebsergebnis mit 4,4 Millionen Euro (Vorjahr: 215.000 Euro) trotz sinkender Patientenzahlen verbessert werden, erläutert Thomas Klahn, kaufmännischer Leiter der Regio Kliniken. Neben den zu beatmenden Patienten galt dies vor allem für die Thorax-Chirurgie, wie Bauchspeichel- und Speiseröhren-Operationen sowie Krebsbehandlungen, die allesamt „sehr komplex“ seien.

Auf diese Weise sei unterm Strich – ohne den Verkauf des Wedeler Krankenhauses an eine Hamburger Immobiliengesellschaft – betriebswirtschaftlich „eine schwarze Null“ erzielt worden, erklärt Klahn. Für das aktuelle Jahr rechne er mit einem ähnlichen Ergebnis. Über den Kaufpreis in Wedel sei „Stillschweigen“ vereinbart und der Verkauf zum 31. Dezember abgewickelt worden, so Klahn.

Durch die hohen Verluste der Vorjahre gelte es aber immer noch, ein negatives Eigenkapital von 39 Millionen Euro bei den Regio Kliniken abzubauen. Dafür waren vor allem die hohen Verlustjahre vor der Privatisierung 2008/09 mit 22 Millionen Euro sowie 2013/14 nach der Privatisierung mit einem Minus von 13 Millionen Euro verantwortlich.

Regio Kliniken in Elmshorn und Pinneberg für 14,1 Millionen Euro modernisiert

Gleichwohl wurden die beiden Krankenhäuser 2021 mit 14,1 Millionen Euro modernisiert, wovon 9,7 Millionen Euro Eigenmittel und 4,3 Millionen Euro Fördermittel gewesen seien. So wurde in beiden Häusern für zusammen 3,7 Millionen Euro die Stromversorgung komplett erneuert, für 2,5 Millionen Euro die digitale Patientenakte geschaffen und für 1,3 Millionen Euro die EDV verbessert, berichtet Klahn. In diesem Jahr solle insbesondere der Neubau der Zentralen Notaufnahme in Pinneberg für rund vier Millionen Euro und die der OP-Säle abgeschlossen werden.

Insgesamt bilanziert Klinikchefin Hein: „Wir konnten das Unternehmen in allen Facetten voranbringen.“ Das neue Adipositas-Zentrum, in dem übergewichtige Menschen behandelt werden, und die Klinik für Gefäßmedizin hätten sich gut entwickelt. Das Bildungszentrum mit seinen 260 Ausbildungsplätzen im Elmshorner Dienstleistungszentrum stelle die Nachwuchsförderung sicher.

Wenn nun auch die Kreispolitik weiterhin mitzöge und möglichst bald einvernehmlich mit Sana die Standortfragen kläre, könnte bis zum Jahresende der künftige Klinikstandort festgelegt werden. Das sei der gewünschte weitere Zeitrahmen, damit nach sechsjähriger Planungs- und Ausführungszeit und vier Jahren Bauzeit die Mitarbeiter und Patienten wie geplant 2032 in die neue Zentralklinik einziehen könnten. Die beiden bisherigen Standorte Pinneberg und Elmshorn haben den Regio Kliniken – wie berichtet – dafür bereits mögliche Grundstücke angeboten.