Nahe. Die roten Früchte wachsen derzeit in geschützten Tunneln heran. Doch schon am Wochenende startet der erste Verkauf.

Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein hat am Donnerstag offiziell die Erdbeersaison 2022 eröffnet. Zwar reifen die ersten roten Früchtchen noch nicht unter freiem Himmel, dafür aber gut geschützt vor Wind und Wetter in den begehbaren Folientunneln. Trotz der kalten Nächte im März und April konnte die Sonne die Erdbeeren in den Tunneln sehr gut erwärmen und die frühe Reife ermöglichen.

„Dieses Jahr beginnt die Erdbeersaison wie im Durchschnitt der Jahre Anfang Mai“, sagte Kammerpräsidentin Ute Volquardsen. „Durch den hellen März und April und den wiederum kalten Nächten in dieser Zeit erreichen wir eine gewünschte Erntestaffelung zwischen den unterschiedlichen Anbauverfahren und können den Markt gleichmäßig mit immer frischer Qualität beliefern.“

Erdbeersaison in Schleswig-Holstein gestartet

Die meisten Erdbeeren waren mit Vlies geschützt, sodass der Frost keinen Schaden anrichten konnte. Im Herbst haben die Erdbeeren eine ausreichende Anzahl Blüten gebildet. Daher rechnen die Erdbeerbauern in Schleswig-Holstein mit einem guten Ertrag. „Aber natürlich bleibt immer noch ein Risiko, denn Landwirte sind stets abhängig vom Wetter und da kann noch einiges passieren im Laufe der Saison. Wenn alles glatt läuft, produzieren wir in Schleswig-Holstein 12.000 Tonnen Erdbeeren“, sagt Volquardsen.

Aufgrund der gestiegenen Energiekosten, Löhne und Logistikkosten sei mit etwa 50 Cent höheren Preisen pro Pfund Erdbeeren zu rechnen. Zum Beginn der Saison, wenn das Angebot noch klein ist, koste die 500-Gramm-Schale zwischen 5 und 6 Euro. In der Hauptsaison würden die Preise sinken.

Erdbeeren:Große Flächen für Anbau in Schleswig-Holstein

Erdbeeren wurden zuletzt von 82 Betrieben auf einer Freilandfläche von 935 Hektar in Schleswig-Holstein erzeugt. Die größten Flächen liegen in den Kreisen Herzogtum Lauenburg (200 ha), Plön und Ostholstein (200 ha). Im Kreis Segeberg bewirtschaftet der Hof Holst-Oldenburg in Nahe in schon dritter Generation einen etwa 30 Hektar großen Familienbetrieb. Obstbaumeister Jan Holst-Oldenburg und sein Frau Wencke leiten den Hof an der Wakendorfer Straße 13. Dort ist auch der Hofladen zu finden, in dem es neben Erdbeeren auch die übrigen Produkte direkt vom Acker zu kaufen gibt – Kartoffeln, Zwetschgen, Mirabellen, Kirschen und Spargel.

Wencke Holst-Oldenburg ist die Betriebsleiterin des Hofes Holst-Oldenburg.
Wencke Holst-Oldenburg ist die Betriebsleiterin des Hofes Holst-Oldenburg. © dpa | Daniel Bockwoldt

„Mit den Erdbeeren geht es jetzt so langsam los“, sagt Wencke Holst-Oldenburg am Donnerstag. „Allerdings ist das wirklich nur durch die Erdbeer-Tunnel möglich.“ Dort sei derzeit die Frühsorte „Flair“ erntereif. „Am Wochenende wollen wir zum ersten Mal unseren Verkaufsstand an der Bundesstraße 432, direkt am Ortsausgang Nahe eröffnen“, sagt Holst-Oldenburg. Und wer glaubt, die Frühsorten hätten im Gegensatz zu den späteren Erdbeeren im Sommer nicht so viel Aroma, der irrt. „Die ,Flair’-Erdbeere hat ein sehr ausgeprägtes Aroma. Sie wächst ja in den Tunneln sehr geschützt – sie ist auch entsprechend hübsch und unversehrt“, sagt Wencke Holst-Oldenburg. „Es gibt viele Kundinnen und Kunden, die hätten am liebsten das ganze Jahr über nur die ,Fair’-Erdbeere.“

Was die Erdbeer-Fans generell für ein Jahr erwarte, das kann Holst-Oldenburg noch nicht genau prophezeien. „Mein Mann ist ja der Obstwirt. Aber ich meine, dass er zuletzt mit Blick auf die Felder sagte, dass die Erdbeer-Pflanzen sehr gut aussähen.“

Bessere Erdbeer-Ernte als 2021 erwartet

Besser als im Jahr 2021 könnte die Ernte also werden. Aufgrund feucht-warmer Witterung wurde damals in Schleswig-Holstein nur ein sehr niedriger Durchschnittsertrag von 78,8 Dezitonnen je Hektar erzielt. So konnten laut Landwirtschaftskammer nur etwa 5950 Tonnen der beliebten Früchte geerntet werden.

Jan Holst-Oldenburg mit Erdbeer-Marmelade im Naher Hofladen.
Jan Holst-Oldenburg mit Erdbeer-Marmelade im Naher Hofladen. © HA | Holst-Oldenburg

Regionale Erdbeeren zu kaufen ist übrigens besser für das Klima: Wenn Erdbeerbauern bereits im Mai regional erzeugte Früchte anbieten können, gehe die Nachfrage nach Import-Erdbeeren aus Südeuropa zurück, teilt die Landwirtschaftskammer mit. Die Erdbeerproduktion in Importländern wie beispielsweise Spanien verbrauche weit mehr Wasser als hierzulande. Außerdem entstehe beim Transport zusätzlich klimaschädliches CO2. Der Selbstversorgungsgrad, der Anteil an in Deutschland produzierten und verzehrten Erdbeeren liegt bei rund 60 Prozent.

Und: Erdbeeren sind nicht nur lecker sondern gesund: 100 Gramm Erdbeeren haben lediglich 32 Kilokalorien. Sie haben einen hohen Gehalt an Fruchtsäuren, Mineralstoffen und Vitamin C. Fünf bis sechs Erdbeeren reichen, um den Tagesbedarf eines Erwachsenen an Vitamin C zu decken.