Tangstedt. Tangstedter Politik beginnt Beratungen zu Zukunftskonzept für das Areal mit Norderstedt. Konsum von Alkohol ist dort nun verboten.

Es mangelt wahrlich nicht an Ideen für das Areal rund um die Costa Kiesa in Tangstedt. „Tiny-House-Siedlung“, dieses Stichwort nannte nun Eckhard Harder, Vorsitzender des Planungs- und Umweltausschusses, als die langfristigen, gemeinsamen Pläne der Gemeinde und der Stadt Norderstedt für die Flächen entlang der Schleswig-Holstein-Straße erstmals in der Politik bei der Sitzung der Gemeindevertretung zur Sprache kamen.

Costa Kiesa: Tiny-House-Siedlung geplant

Wie berichtet, sollen mehrere Flächen entlang der Nord-Süd-Achse sowie an der Harksheider Straße, im Bereich des beliebten Badesees und im Norden bis zum Kringel, entwickelt werden. Von nachhaltigem Gewerbe ist die Rede – und insbesondere von „freizeitaffinem“. Diesen Fokus lege man auf Einwirken von Norderstedt, berichtete Harder. Ein Campingplatz ist von beiden Seiten gewünscht. Und eben vielleicht auch ein Bereich für die seit Jahren zunehmend nachgefragten Tiny Houses.

Dass die Nachbarkommunen kooperieren wollen, ist in den vergangenen Jahren immer wieder kolportiert worden, doch es waren nur wenige Details nach außen gelangt. Bekannt war, dass Norderstedt sein bestehendes Gewerbegebiet an der Oststraße gerne auf die östliche Seite der Schleswig-Holstein-Straße erweitern würde. Für Tangstedt wären nicht nur die möglichen Gewerbeeinnahmen reizvoll, sondern auch langfristig die Chance, dass ein Naherholungsgebiet mit großer Strahlkraft Besucher aus ganz Norddeutschland anlocken könnte.

Norderstedt hat Know-how dank seines Stadtparks

Die spektakuläre Vision ist seit Tagen Gesprächsthema. Doch es sind nur erste Schritte, auch wenn Tangstedts Bürgermeister Jürgen Lamp gerne davon spricht, dass er im Ort „die Bagger rollen sehen“ möchte. Die vorliegenden Lagepläne sind als Konzeptideen zu verstehen. Camping und ein Hofladen im nördlichen Teil, ein Kiosk, ein Restaurant, auf dem Wasser Windsurfing, Kanus und Kleinboote, weiter östlich ein Mountainbike-Parcours.

Diese Gedanken sind zumindest jetzt öffentlich. Und irgendwie erinnert das alles an die Zeit, als in Norderstedt riesige, teilweise etwas anarchische Flächen in Harksheide rund um zwei Baggerseen erst für die Landesgartenschau (2011) komplett neu gestaltet wurden, ehe danach der heutige Stadtpark entstand. Das Know-how, wie ein solcher Wandel möglich ist, hat die Stadtverwaltung in Norderstedt also – davon könnte Tangstedt profitieren.

Costa Kiesa: Wohnmobile und Tiny Houses?

Worauf sich die Tangstedter Fraktionen noch nicht verständigen konnten, ist das Leistungsverzeichnis für eine Machbarkeitsstudie. Hierüber soll nun der Planungs- und Umweltausschuss voraussichtlich in seiner Sitzung am 17. Mai beraten. Eine solche Untersuchung, beauftragt durch die Verwaltungen in Norderstedt und im Amt Itzstedt, muss am Beginn des Prozesses stehen. „Die Machbarkeitsstudie soll eine Entscheidungsgrundlage dafür sein, ob eine Ausweisung eines gemeinsamen Gewerbegebietes von Norderstedt und Tangstedt an der Schleswig-Holstein-Straße sinnvoll ist“, heißt es in einer Vorlage.

Und: „Ziel der Untersuchung ist es, die Flächen auf ihre Geeignetheit und ihre räumlichen Entwicklungschancen zu untersuchen. Es sind unter anderem die Aspekte der vorhandenen verkehrlichen Erschließung, des Naturschutzes und der Landschaftspflege einschließlich Naherholung zu betrachten.“

Ergänzend solle die Untersuchung auf Machbarkeit eines Freizeitstandortes rund um die Costa Kiesa sein. Es deutet sich an, dass viele Politiker den Rahmen der Möglichkeiten so weit wie möglich fassen wollen. „Wir haben in der Fraktion intensiv darüber beraten“, sagte Arne Müssig, Fraktionschef der CDU. „Es ist explizit von Stellplätzen für Wohnmobile die Rede. Das ist eine Einschränkung der Nutzer. Wir würden durchaus gerne auch Wohnwagen und Möglichkeiten für Tiny Houses beinhalten.“

Mögliche Auswirkungen auf Kiesabbau müssen geklärt sein

Das Kiesunternehmen Eggers will seinen Betriebssitz erweitern. Die Gemeinde unterstützt die Pläne.
Das Kiesunternehmen Eggers will seinen Betriebssitz erweitern. Die Gemeinde unterstützt die Pläne. © Christopher Herbst | Christopher Herbst

Die möglichen Flächen haben verschiedene Eigentümer. Die genauen Verhältnisse müssen wohl erst noch geklärt werden. Der südwestliche Teil ist auf Norderstedter Gebiet, alles Weitere gehört zu Tangstedt. So auch der oft als „Dreiecksfläche“ bezeichnete Acker gegenüber der Einfahrt zum Eggers-Firmengelände. Hier wird es kompliziert. „Wir haben Bedenken, wenn dort etwas angesiedelt wird“, so Arne Müssig. Denn: „Es ist eine der letzten möglichen Kiesabbauflächen. Die Studie sollte berücksichtigen, welche Auswirkungen das auf den Kiesabbau in der Gemeinde hat.“

Denn der Kiesabbau ist noch in vollem Gange. Auch direkt an der Costa Kiesa, wo Eggers im nordöstlichen Bereich tätig ist, in Sichtweite zum Badestrand. Die Nassauskiesung soll noch bis 2026 genehmigt sein. Das Unternehmen expandiert sogar an seinem Betriebssitz. Hier sind rund 400 Mitarbeitende angestellt. Eggers will die Verwaltung vergrößern, dazu seine Sparte Umwelttechnik aus Hamburg umsiedeln, um Synergien zum Erd- und Tiefbau zu schaffen. Es sind Betriebswohnungen und eine Kantine geplant. Dazu möchte Eggers Photovoltaik- und Kleinwindkraft-Anlagen errichten, deren Erträge überwiegend für das eigene Gelände genutzt werden könnten. Die Gemeindevertretung unterstützt das uneingeschränkt, sodass nun das Bauleitverfahren beginnen kann.

Eggers wird eine wichtige Rolle bei den Plänen von Tangstedt und Norderstedt einnehmen. Nicht zuletzt, weil der Firma ein Großteil des „Kiesa“-Areals gehört. Immerhin: Die zeitlich vorgelagerte Erweiterung auf dem Gelände des Unternehmens kollidiert nicht mit den Überlegungen für ein interkommunales Gewerbegebiet und den Freizeitstandort, sagte Eckhard Harder.

Costa Kiesa: Kosum von Alkohol verboten

Kurzfristig bereitet sich Tangstedt auf den Saisonstart an der Costa Kiesa vor. Nach einem Beschluss im letzten Jahr ist diese mittlerweile eine ganzjährig geöffnete, unbewachte Badestelle, die täglich von 6 bis 22 Uhr genutzt werden kann. Die Gemeindevertretung hat nun eine neue, schlankere Hausordnung beschlossen. Allerdings mit einer interessanten Verschärfung: Denn der Konsum von alkoholischen Getränken ist nun genauso verboten wie bisher schon das Grillen und Feuermachen. Das Verbot von Schwimmfahrzeugen gilt auch für Stand-up-Paddling.

Der im Sommer 2021 gebaute Metallzaun bleibt bestehen, das bekräftigte Bürgermeister Lamp nun noch einmal. Und Raymund Haesler, seit vergangenem Mai Koordinator für die „Kiesa“, berichtete den Politikern ein letztes Mal zum Stand der Dinge – sein Vertrag endet in rund drei Wochen. „Ich kann die Kiesa in gute Hände geben, es müsste jetzt laufen.“

Costa Kiesa: See ist kein EU-Badegewässer mehr

Was sich aktuell verändert hat: Der See ist kein EU-Badegewässer mehr, wie das Stormarner Gesundheitsamt verfügt hat. Der Grund: Die Badestelle ist unbewacht, dazu gibt es keine sanitären Anlagen und keine dauerhafte Aufsicht. „Das ist nicht weiter schlimm“, erklärte Raymund Haesler. „EU-Badegewässer bedeutete nur, dass das Wasser im Auftrag des Gesundheitsamts überprüft wurde. Wir wollen es weiter machen.“ Die Kosten seien überschaubar mit fünf Monatssätzen à 68,43 Euro. Weiter in Arbeit: Eine Prüfung für die Errichtung einer Notrufsäule, wie es die DLRG vorgeschlagen hat, dazu Gespräche mit Eggers, sodass die Gemeinde langfristig das Hausrecht für alle Badebereiche erhält. Auch die Schilder für das Tierverbot fehlen noch. Der Parkplatz an der Harksheider Straße ist bereits geöffnet worden.

Der Verein „Freunde der Costa Kiesa“, der 2021 von Stamm-Badegästen gegründet worden war, veranstaltet am Sonnabend, 7. Mai, am See ein Treffen mit Picknick für Mitglieder und Interessierte. Sammelpunkt ist um 10 Uhr auf dem Parkplatz an der Harksheider Straße. „Wir wollen Wünsche, Ideen und Neuigkeiten austauschen“, so der Vereinsvorsitzende Heino Meyer. „Was an Müll herumliegt, werden wir einsammeln.“