Kreis Segeberg . Baugenehmigung liegt vor, Arbeiten des Projektes könnten beginnen – doch es wird mit Klagen von Kritikern der Trasse gerechnet.
Auf diesen Tag haben Bahnpendler, Politiker und die Verwaltungen im Westen des Kreises Segeberg seit Jahren gewartet: Die Baugenehmigung für die S-Bahn nach Kaltenkirchen liegt vor. Am Dienstag holte AKN-Chef Ulrich Bergmann den 384 Seiten dicken Planfeststellungsbeschluss für die Elektrifizierung der Eisenbahnlinie im Kieler Verkehrsministerium ab.
S-Bahn: Linie S 21 kann bis nach Kaltenkirchen fahren
Damit können die Bauarbeiten für die neue Linie S 21 beginnen, die ab Hamburg-Eidelstedt auf der bestehenden AKN-Trasse der Linie A 1 entstehen wird. Das Ministerium hat die sofortige Vollziehbarkeit des Beschlusses angeordnet, räumt allerdings ein, dass Klagen das Projekt noch einmal verzögern könnten.
Die Bauzeit soll etwa drei Jahre dauern, teilte das Verkehrsministerium mit. Damit läge das Projekt im aktuellen Zeitrahmen, der zum Ärger der Kommunen an der 23 Kilometer langen Strecke immer wieder um Jahre verschoben wurde. Die Eisenbahngesellschaft AKN, die die Planung übernommen hatte, rechnet mit Kosten für den Ausbau von etwa 120 Millionen Euro, die voraussichtlich überwiegend vom Bund getragen werden. Die neuen Triebwagen hat die Hamburger S-Bahn GmbH bereits bestellt.
Wenn die S 21 ab 2025 fährt, verbindet sie durchgehend Kaltenkirchen, Henstedt-Ulzburg und andere Orte an der Linie mit dem Hamburger Hauptbahnhof und Aumühle. Das Umsteigen in Hamburg-Eidelstedt wird dann entfallen. Die elektrisch betriebenen Züge haben deutlich mehr Kapazität als die Dieselfahrzeuge, die derzeit im Einsatz sind. Die Fahrzeit wird sich um zwei bis vier Minuten verkürzen.
S-Bahn: Diese Maßnahmen sind für den Ausbau nötig
Der Umfang der Bauarbeiten ist enorm: Allein auf schleswig-holsteinischem Gebiet werden 734 bis zu 14 Meter hohe Masten für die elektrische Oberleitung aufgestellt. Auf Hamburger Gebiet entnehmen die Züge den Strom aus einer Schiene neben dem Gleis. Bahnsteige müssen für die S-Bahnzüge verlängert und teilweise erhöht werden.
Für die Stromversorgung entsteht in Kaltenkirchen ein Umrichterwerk. Der Fußgängertunnel Ellerau und mehrere Brücken werden erneuert und angepasst. Weitere Arbeiten sind an Gleisen und Weichen erforderlich.
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Ausgleichsmaßnahmen für die Eingriffe in die Natur sind in Neversdorf, Todesfelde und anderen Orten Schleswig-Holsteins geplant. Für den elf Kilometer langen Abschnitt auf Hamburger Gebiet liegt bereits seit 2018 Baurecht vor. Es stand jedoch unter dem Vorbehalt, dass mit den Arbeiten erst begonnen wird, wenn auch Schleswig-Holstein bauen darf.
S-Bahn: Kritiker und Anwohner fordern Lärmschutzwände
Die Pläne liegen in Quickborn, Ellerau, Kaltenkirchen, Kisdorf, Henstedt-Ulzburg, Elmshorn und Leezen vom 7. bis zum 20. April öffentlich aus. In den Planungsunterlagen wurden bereits Hunderte Einwendungen von Anwohnern und Verbänden berücksichtigt. Der größte Protest war in Ellerau laut geworden. Dass es zu Klagen kommen wird, halten die Planer für wahrscheinlich, weil einige der Strommasten auf Privatgrundstücken stehen werden. Außerdem fordern Einwender Lärmschutzwände, auf die sie jedoch nach Ansicht der Planungsbehörde keinen Anspruch haben.
Wenn die S-Bahn fährt, wird es auch zu Veränderungen auf den anderen AKN-Strecken kommen: Am Montag hatte das Eisenbahnunternehmen angekündigt, alle Bahnsteige an der Linie A 2 von Norderstedt-Mitte nach Ulzburg-Süd zu verlängern. Dort und auf der A 3 (Ulzburg-Süd nach Elmshorn) werden dann die Dieseltriebwagen fahren, die jetzt auf der Kaltenkirchener Linie eingesetzt werden. Außerdem ist eine Expressverbindung von Norderstedt nach Neumünster geplant.
„Wir begrüßen den Planfeststellungsbeschluss sehr“, sagte Kaltenkirchens Bürgermeister Hanno Krause und fügte hinzu: „Er ist längst überfällig.“ Krause gehört zu den schärfsten Kritikern der immer wieder verschobenen Planungen, die offiziell 2016 begonnen haben.
S-Bahn: Ausbau für mehr Lebensqualität in der Region
„Wenn ein Unternehmen so arbeiten würde, wäre es längst pleite“, erklärte er. Das Projekt zeige, dass Infrastrukturprojekte künftig unbürokratischer und schneller umgesetzt werden müssten.
Die S-Bahn leiste einen Beitrag zum weiteren Zusammenwachsen der Region. „Das ist eine wichtige Achse zwischen Hamburg und dem Umland“, sagte er. Die S 21 sorge für mehr Lebensqualität, sei gut für den Umwelt- und Klimaschutz und werde auch von der Wirtschaft gefordert.
Henstedt-Ulzburgs Bürgermeisterin Ulrike Schmidt sagte: „Die Verlängerung der S 21 ist für Henstedt-Ulzburg und unsere gesamte Region von herausragender Bedeutung, um noch mehr Menschen von der Nutzung des ÖPNV zu überzeugen. Mit dem Planfeststellungsbeschluss für die Elektrifizierung der AKN-Strecke A 1/S 21 zwischen Hamburg und Kaltenkirchen ist nun endlich ein wichtiges Etappenziel erreicht. Als Gemeinde Henstedt-Ulzburg verknüpfen wir damit die Hoffnung und Erwartung, dass die Realisierung der S 21 weiter voranschreitet und dass der gesetzte Zeitplan eingehalten wird.“
Weitere Informationen unter www.planfeststellung.bob-sh.de