Kiel. Bahnfahren im Norden soll attraktiver werden. Dazu sollen Zugverbindungen ausgebaut und Strecken reaktiviert werden.

Die Landesregierung will künftig deutlich mehr Menschen für den öffentlichen Nahverkehr in Schleswig-Holstein begeistern. „Die Ziele sind nicht ohne“, sagte Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) am Donnerstag im Landtag, der den Nahverkehrsplan (LNVP) in Vertretung für den erkrankten Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) vorstellte.

Eine hohe Steigerung der Fahrgastzahlen, barrierefreie Bahnstationen, Verbesserungen bei Pünktlichkeit und Qualität und Klimaneutralität – das sind einige Inhalte des neuen Landesnahverkehrsplans (LNVP) für Schleswig-Holstein.

Nahverkehr Schleswig-Holstein: Die Maßnahmen

Das Land will bis 2027 unter anderem das Angebot zwischen Hamburg und Lübeck verbessern, die Zugverbindungen zwischen Kiel und Preetz im Landkreis Plön aufstocken, die Strecke von Niebüll nach Dagebüll elektrifizieren und Strecken reaktivieren, darunter die von Kiel nach Schönberger Strand. Zudem sollen die S-Bahnen im Hamburger Randgebiet in kürzeren Abständen fahren. Auch die S4 über Ahrensburg nach Bad Oldesloe (geplant 2029) und der Bau der S4 West bis Elmshorn sind Bestandteil des Plans.

Heiner Garg (FDP), Landesvorsitzender seiner Partei, stellte am Donnerstag die Maßnahmen vor.
Heiner Garg (FDP), Landesvorsitzender seiner Partei, stellte am Donnerstag die Maßnahmen vor. © dpa | dpa

Den Entwurf des LNVP hatte Buchholz bereits im Juni vorgelegt, anschließend startete nach Angaben des Verkehrsministeriums ein Beteiligungsverfahren. Bis Ende September seien 290 Stellungnahmen eingegangen. Die Ziele sind ehrgeizig: Mit den bis Ende 2026 vorgesehenen Maßnahmen soll es möglich sein, die Nachfrage gegenüber 2019 um ca. 20 Prozent zu steigern.

Nahverkehr Schleswig-Holstein: Verbesserungen bei Pünktlichkeit

Ein Schwerpunkt liegt darauf, die tägliche Qualität des Nahverkehrs zu verbessern, wie etwa in Bezug auf die Pünktlichkeit. Zudem sollen auch die restlichen Bahnstationen barrierefrei werden und beispielsweise die Bahnhöfe Pinneberg, Elmshorn und Neumünster bis 2030 modernisiert werden. Auch einige Bahnstrecken sollen reaktiviert werden.

Bis Ende 2026 sollen somit einige bedeutsame Nahverkehrsprojekte in Schleswig-Holstein umgesetzt werden, wie etwa die Realisierung der S21 nach Quickborn, Henstedt-Ulzburg und Kaltenkirchen.

Expresszug zwischen Neumünster und Norderstedt

Auch ein Expresszugkonzept zwischen Neumünster und Norderstedt wird ist angedacht. Fertiggestellt werden zudem die Streckenreaktivierungen (Hamburg-)Wrist-Kellinghusen, Rendsburg–Rendsburg-Seemühlen und Hein-Schönberg.

Eine weitere wichtige Infrastrukturmaßnahme wird in den kommenden Jahren die Elektrifizierung der Marschbahn sein (Niebüll-Dagebüll). Zudem sollen stillgelegte Gleise wieder in Betrieb genommen werden: Dazu gehört die Strecke vom Flensburger Bahnhof in die Innenstadt und von Flensburg nach Niebüll.

Debatte: Auf der Marschbahn muss es vorangehen

In der Debatte gab es große Einigkeit über das Ziel, den Schienenverkehr im Norden deutlich zu stärken. Die Differenzen lagen in Details und manchmal in der Frage, welche Partei Erfolge und Misserfolge in der bisherigen Bahnpolitik des Landes verantworten darf oder muss.

Kai Vogel von der SPD monierte, dass manche Projekte schon vor 25 Jahren angedacht worden seien. Stephan Holowathy (FDP) rechnete dem Abgeordneten daraufhin vor, wie viele Jahre davon die SPD regiert habe. Der Grünen-Abgeordnete Andreas Tietze nannte den neuen Nahverkehrsplan besser als alle Vorgängerpläne. Für den SSW kritisierte Christian Dirschauer ein regionales Ungleichgewicht. Zu wenig Projekte seien im Landesteil Schleswig vorgesehen.

Parteiübergreifend betonten die Abgeordneten, dass es auf der Marschbahn nach Sylt endlich vorangehen müsse. Nicht nur die Verbesserung des Angebots für täglich Tausende Pendler sei entscheidend. Holowaty verwies auf eine mögliche jährliche Einsparung von 60 000 Tonnen Kohlendioxid, wenn die Strecke elektrifiziert werde. Man müsse schnellstmöglich vom Diesel wegkommen, forderte auch der CDU-Abgeordnete Lukas Kilian.

Auswahl der Maßnahmen bis 2026

S21: Kaltenkirchen-Hamburg: Größtenteils zweigleisiger Ausbau und die Elektrifizierung der Strecke zwischen Hamburg-Eidelstedt und Kaltenkirchen. Zeithorizont: bis 2025

Elektrifizierung der Bahnstrecke Niebüll-Dagebüll: Die von der Bahn ab 2025 angekündigten Intercity-Talgo-Züge auf der Strecke nach Sylt können dadurch auch den Abzweiger zum Fährhafen Dagebüll befahren. Zeithorizont: bis 2024

Reaktivierung (Hamburg-) Wrist-Kellinghusen: Die heutige RB Hamburg-Altona – Wrist wird dann bis nach Kellinghusen verlängert. Zeithorizont: bis 2026

Expresszug Neumünster-Norderstedt: Neben der weiter verkehrenden Regionalbahn von Kaltenkirchen nach Neumünster eine zusätzliche Regional-Express-Linie Norderstedt – Neumünster (ggf. später nach Kiel) eingeführt.

Aufwertung Elmshorn- Hamburg Hauptbahnhof: Durch eine ab 2026 geplante Neuorganisation des Fernverkehrs auf der Hamburger Verbindungsbahn kann das Angebot im Nahverkehr bis Hamburg Hauptbahnhof verdichtet werden. Tornesch und Pinneberg erhalten dann neu einen 30-Minuten-Takt mit Regionalzügen zum Hauptbahnhof. Zeithorizont: 2026