Kreis Pinneberg. Bau für die Verbindung zwischen Hamburg und dem Kreis Pinneberg soll kommendes Jahr starten. Diese Taktung plant die Nah-SH.
Seit Jahrzehnten warten die Menschen in der Region auf die S-Bahn S21 nach Kaltenkirchen. Immer wieder kam es zu Verzögerung bei der Planung. Das Abendblatt hat mit Christina Jakob von der Nahverkehrsgesellschaft Schleswig-Holstein (Nah-SH) gesprochen. Die gelernte Bauingenieurin, Verkehrsplanerin und Referentin für Infrastruktur sagt, wann der erste Zug fahren wird.
Hamburger Abendblatt: In welchem Planungsstadium befindet sich die S-Bahn nach Kaltenkirchen?
Christina Jakob: Das Projekt befindet sich in der Planfeststellung. Wir erwarten, dass im Mai ein vollziehbarer Planfeststellungsbeschluss vorliegt. Als nächstes wird dann die Ausführungsplanung beginnen, diese wurde bereits ausgeschrieben.
Wann rechnen Sie mit dem Baubeginn und mit der Fertigstellung? Wie sehen die Schritte dazwischen aus?
Jakob: Unter der Voraussetzung, dass der Planfeststellungsbeschluss im Mai dieses Jahres vollziehbar ist, soll der Baubeginn Anfang des kommenden Jahres erfolgen. Davor werden bereits die Baufeldräumung, Kampfmittelräumung und weitere vorbereitende Maßnahmen durchgeführt.
In der Vergangenheit ist es bei der Planung immer wieder zu Verzögerungen gekommen, die in der Region für Verärgerung gesorgt haben. Woran hat es gelegen?
Jakob: Nach dem Erörterungstermin im Jahr 2018 haben die Länder entschieden, den Abschnitt zwischen Ellerau und Tanneneck eingleisig zu belassen. Dadurch werden weniger Eingriffe in die Grundstücke notwendig. Durch eine Anpassung des Fahrplans konnte erreicht werden, dass in diesem Bereich keine Zugkreuzung erfolgen muss und ein stabiler Fahrplan auch mit diesem eingleisigen Abschnitt erreicht werden kann. Die genannte Änderung in diesem Bereich erforderte allerdings eine Umplanung und auch eine Planänderung im Planfeststellungsverfahren. Den Zeitpunkt der Inbetriebnahme mussten wir in diesem Schritt auf Ende 2025 verschieben.
Liegen Sie jetzt im Zeitplan? Müssen Sie mit weiteren Verzögerungen rechnen?
Jakob: Durch die Corona-Pandemie konnte auch bei der S21 nicht alles so verlaufen wie ursprünglich geplant, zum Beispiel konnte im Jahr 2020 kein Erörterungstermin in Präsenz stattfinden. Dies war jedoch im Planfeststellungsverfahren zwingend vorgesehen. Die Erörterung konnte – nachdem das Gesetz zur Sicherstellung ordnungsgemäßer Planungs- und Genehmigungsverfahren während der Covid-19-Pandemie erlassen wurde – im Rahmen einer Online-Konsultation im vergangenen Jahr durchgeführt werden. Bisher können wir durch das Vorziehen einiger Maßnahmen vor den Planfeststellungsbeschluss den Zeitplan dennoch halten und gehen weiter von einer Inbetriebnahme im Dezember 2025 aus.
Mit welchen Kosten rechnen Sie, und wer finanziert die S21?
Jakob: Das Projekt wird etwa 120 Millionen Euro kosten. Es wird vom Bund und von den Ländern Schleswig-Holstein und Hamburg finanziert. Der Bund finanziert aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz GVFG die Elektrifizierung der Strecke zu 90 Prozent und den übrigen Ausbau wie zusätzliche Gleise, Bahnsteiganpassungen und mehr zu 75 Prozent.
Ist es sicher, dass der Bund Zuschüsse zahlen wird?
Jakob: Wir gehen von der Bundesförderung fest aus. Der Bund begleitet unser Projekt seit Jahren, das Projekt erfüllt alle Voraussetzungen für die Förderung nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz, und der Ablauf der Förderung ist abgesprochen. Final beantragen werden wir die Mittel erst, wenn der Planfeststellungsbeschluss vorliegt, sodass wir auch dann erst die Zuwendung erhalten werden.
Wie viele Züge müssen für die S 21 angeschafft werden?
Jakob: Für die S21 beschafft die S-Bahn Hamburg 19 Zweisystemfahrzeuge des Typs ET 490.
Welchen Komfort bieten sie?
Jakob: Die ET 490 sind der neueste S-Bahn-Typ im Hamburger S-Bahn-Netz. Sie haben eine Klimaanlage und Mehrzweckabteile, sind komplett durchgängig und bieten einen barrierefreien Einstieg.
Wie oft werden diese Züge fahren?
Jakob: Die Züge werden zwischen Kaltenkirchen und Eidelstedt im 20-Minutentakt fahren und in der Hauptverkehrszeit zwischen Quickborn und Eidelstedt im Zehn-Minutentakt.
Welche Vorteile bietet die S-Bahn gegenüber der bestehenden AKN-Verbindung?
Jakob: Die Strecke wird künftig elektrisch betrieben. Es wird eine direkte Verbindung zwischen Kaltenkirchen und dem Hamburger Zentrum geschaffen, der Umstieg in Hamburg-Eidelstedt ist nicht mehr notwendig. Die Fahrzeit von Kaltenkirchen nach Hamburg-Hauptbahnhof oder Dammtor verkürzt sich. Die Linie wird außerdem in das Hamburger S-Bahn-Netz integriert.
Wird es langfristig bei der eingleisigen Streckenführung im Raum Ellerau bleiben oder müssen die Anwohner dort langfristig mit dem umstrittenen zweigleisigen Ausbau rechnen?
Jakob: Es gibt derzeit keine Planungen, diesen Abschnitt auszubauen.
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Wie wird der Verkehr auf der S 21 mit anderen Bahnen und Bussen verbunden?
Jakob: Die S 21 von Kaltenkirchen wird, wie erwähnt, in das S-Bahn-Netz integriert, dies beinhaltet auch den Fahrplan und die Anschlüsse in Hamburg. Die Anschlüsse an die AKN werden ebenfalls angepasst. Dazu befinden wir uns gemeinsam mit der AKN in der Planung. Der Busverkehr in den Kreisen Pinneberg und Segeberg ist an den Verknüpfungspunkten bereits heute bestmöglich auf die A 1 ausgerichtet. Da das Fahrplanangebot nach der Umstellung auf die S 21 im Wesentlichen bestehen bleibt, gilt das auch für die Verknüpfung von Bus und Bahn. Sollten sich punktuelle Nachsteuerungsbedarfe ergeben, so werden diese berücksichtigt. Auch die Hamburger Stationen werden für attraktive Anschlussmöglichkeiten mit dem Busnetz verknüpft, wobei es aufgrund der neuen Direktfahrrelationen mit der S 21 Änderungen im Vergleich zu heute geben wird. Die genauen Linienführungen und Fahrpläne werden etwa zwei Jahre vor Inbetriebnahme der S-Bahn festgelegt, damit zwischenzeitliche Entwicklungen, zum Beispiel bei der Nachfrage, berücksichtigt werden können.