Norderstedt. Betriebsamt hat das System zum Jahreswechsel geändert. Wie Anwohner ihren Unrat ab sofort loswerden können.

Zum Jahreswechsel haben sich für die Bevölkerung in Norderstedt die Spielregeln für die Entsorgung von Sperrmüll und anderen Wertstoffen geändert. Das Betriebsamt hat das bisherige Gutschein-System abgeschafft und durch eine Ausweiskontrolle ersetzt.

Das heißt aber nicht, dass es für die Norderstedter nun teurer wird, ihre alten Möbel, Haushaltsgegenstände, Fahrräder oder Waschmaschinen loszuwerden. Im Gegenteil: Es ist kostengünstiger und servicefreundlicher für die Gebührenzahler in Norderstedt geworden.

Statt dreimal im Jahr jeweils bis zu zwei Kubikmeter Sperrmüll, wie es die Gutscheine bisher ermöglichten, kann jeder Haushalt jetzt jeden Monat zwei Kubikmeter Sperrmüll kostenlos im Wertstoffhof an der Friedrich-Ebert-Straße 76 entsorgen. Der einzige Haken an der Sache: Er muss die zu recycelnden Wertstoffe selbst dorthin bringen.

Norderstedt: Sperrmüll kann zwölfmal im Jahr kostenlos abgegeben werden

Wer dazu aus den unterschiedlichsten Gründen nicht in der Lage ist, wird seinen sperrigen Müll aber trotzdem los: die kostenlose Abholung des Sperrmülls von zu Hause ist nach wie vor möglich. Das Betriebsamt bietet den Bürgerinnen und Bürgern bis zu zwei kostenlose Abholtermine im Jahr an. Bis zu sechs Kubikmeter bei maximal zwei Terminen holt das Betriebsamt ohne Gebühr pro Jahr ab. „Das ist eine erhebliche Erleichterung für die Norderstedter Bürger und eine Verbesserung für unsere Kunden“, sagt Paul Koch, der stellvertretende Leiter des Norderstedter Wertstoffhofes. „Statt bisher dreimal könne sie zwölf Mal im Jahr vorbeikommen und ihren Sperrmüll bei uns entsorgen.“

Kunde Gergely Toth brachte seinen Renovierungsmüll zum Recyclinghof.
Kunde Gergely Toth brachte seinen Renovierungsmüll zum Recyclinghof. © Burkhard Fuchs

Ein Abholtermin für Sperrmüll, Elektroschrott oder Altmetall kann online auf der Website des Betriebsamtes oder auch unter 040/53595800 vereinbart werden. Der Sperrmüll sollte dann von den Bürgern bis 6 Uhr morgens an die Straße gestellt werden.

Sperrmüll-Express-Abfuhr in Norderstedt ist kostenpflichtig

Wer es eilig hat, kann auch die Sperrmüll-Express-Abfuhr über diese Kontaktdaten benachrichtigen. Dann wird der Müll innerhalb von zwei Tagen abgeholt. Diese Schnellabfuhr ist kostenpflichtig und wird mit 95 Euro für die ersten drei und 40 Euro für jeden weiteren Kubikmeter berechnet.

Sollte es dabei notwendig sein, einzelne Teile zu zerlegen, käme außerdem eine Zerlege-Service-Gebühr von 55 Euro je angefangener halbe Stunde Arbeitszeit hinzu, heißt es vom Betriebsamt. Alles, was schwerer als 70 Kilogramm ist, gilt ebenso wenig als Sperrmüll wie Bauschutt, Farbeimer, Fahrzeugteile oder Autoreifen. Gegenstände, die in Kartons eingepackt sind, werden nicht mitgenommen.

Norderstedt: Kunden finden die neue Regelung komfortabler

Bei den Norderstedtern kommt die Ausweitung der Sperrmüllmengen, die sie jetzt durch Anlieferungen entsorgen können, und die Abschaffung der Gutscheine offenbar gut an. „Ich finde das komfortabel“, sagt Gergely Toth, der gerade seine Wohnung renoviert. Nur den Ausweis vorzuzeigen, hält er für einfacher. „Dann muss ich den Gutschein nicht extra suchen und finden, falls ich den irgendwo verlegt habe“, sagt der Norderstedter. „Das ist so definitiv die bessere Lösung.“

Auch der Neu-Norderstedter Reimer Mohr, der aus Heide nach Norderstedt in die Nähe seiner Kinder gezogen ist, hält diese Lösung für recht praktisch. Das bestätigt auch Ingo Weh: „Die Leute nehmen das neue System gut an“, sagt der neue Wertstoffhofleiter. Bis zu 300 Kunden am Tag würden den Recyclinghof anfahren.

Keine Gutscheine mehr für Sperrmüll in Norderstedt

„Die Gutscheine wurden seinerzeit eingeführt, um eine Abrechnungsbasis mit dem Wegezweckverband zu haben“, erklärt Stadtsprecher Bernd-Olaf Struppek auf Nachfrage. Damit sollte festgestellt werden, wie viel Sperrgut von Bürgern aus Norderstedt und wie viel von anderen Bürgern des Kreises angeliefert wurde. „Da die ‚Mit-Nutzung‘ des Recyclinghofes Oststraße inzwischen weggefallen ist und es einen eigenen Wertstoffhof der Stadt gibt, werden die Gutscheine nicht mehr benötigt.“

Die Stadt betreibe nur einen Wertstoffhof – und zwar den in der Friedrich-Ebert-Straße, betont Struppek. „Dass es diesen Wertstoffhof gibt, und wo er zu finden ist, sollte inzwischen den Bürger*innen hinlänglich bekannt sein. Es finden sich dazu auch zahlreiche Informationen auf den städtischen Internetseiten.“ Es sei aber nach wie vor geplant, dass die Stadt Norderstedt einen größeren Wertstoffhof an einem anderen Standort einrichten werde. Wann und wo das der Fall sein wird, steht aber noch nicht fest, so der Stadtsprecher: „Die Überlegungen und Konzeptionierung für einen neuen Wertstoffhof laufen. Einen konkreten Standort gibt es noch nicht. Insofern kann auch keine konkrete Investitionssumme genannt werden.“

Spermüllabholung weiter kostenlos? Bürger verunsichert

Für verbesserungswürdig hält CDU-Fraktionschef Peter Holle die Kommunikation in mit den Bürgern. Dass die Sperrmüllabholung weiterhin kostenlos angeboten wird, gehe aus dem verteilten Abfallkalender nicht hervor. „Erst wenn man auf die Internetseite des Betriebsamtes geht, erfährt man diese doch so wichtige ‚Kleinigkeit‘. Das hat viele Bürger verunsichert.“

Und etliche Norderstedter wissen noch gar nicht, dass es neuerdings einen städtischen Wertstoffhof und einen vom Wegezweckverband (WZV) des Kreises Segeberg in der Stadt gibt und dass die Zusammenarbeit am bisherigen gemeinsamen Hof an der Oststraße 144 nach heftigen Auseinandersetzungen aufgekündigt wurde. Sie sind verwundert, wenn sie an der Oststraße stehen, wo sie über Jahre ihren Müll entsorgten und hören, dass sie für die Entsorgung des Sperrmülls hier bezahlen müssen, sagt Mitarbeiter Helge Sahm. „Die wissen nicht, wo der Norderstedter Wertstoffhof ist“, sagt er. Das komme zwei- bis dreimal am Tag vor. „Es ist auch kein Geschimpfe. Wir sagen ihnen dann, wo sie hinfahren müssen.“ Natürlich wird man seinen Müll als Norderstedter auch an der Oststraße los. Das kostet zum Beispiel für einen Schrank 35 Euro und für Polstermöbel 70 Euro je Kubikmeter plus Mehrwertsteuer, sagt Yanneck Schwarz vom Recyclinghof.

Der Wertstoffhof an der Friedrich-Ebert-Straße 76 ist montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr und sonnabends von 8 bis 12 Uhr geöffnet.