Kreis Segeberg. Verbandsversammlung des Wege-Zweckverbandes vertagt Entscheidung über Einführung einer Anfahrtspauschale von 45 Euro.

Die Bürgerinnen und Bürger der 94 Gemeinden im Kreis Segeberg, die dem Wege-Zweckverband (WZV) angehören, müssen vorerst keine Anfahrtpauschale zahlen, wenn sie Sperrmüll oder Strauchgut abholen lassen. Das hat die Verbandsversammlung des WZV auf ihrer jüngsten Versammlung im Segeberger Vitalia-Seehotel beschlossen. Die Anfahrtspauschale von 45 Euro ist allerdings nicht endgültig vom Tisch – die Entscheidung, ob die Bürger zu Kasse gebeten werden, wurde lediglich verschoben.

Fest steht: Wenn es ums Geld geht, hört der Spaß für die Vertreter und Vertreterinnen der WZV-Gemeinden auf. Sie wollen mehrheitlich nichts von einer von der Verbandsleitung favorisierten „Stärkung des Bringsystems“ wissen. Wie berichtet, sollte die Anfahrtspauschale bereits ab Januar 2022 fällig werden, wenn der WZV Strauchschnitt und Sperrmüll von zu Hause abholt. Ersatzweise hätte jeder Abfallkunde jeweils zwei Kubikmeter kostenfrei anliefern können. Auf diese Weise möchte der WZV rund 400.000 Euro im Jahr sparen.

„Das ist wenig bürgerfreundlich, und wir produzieren mehr Autoverkehr“, sagte Henstedt-Ulzburgs Bürgermeisterin Ulrike Schmidt. Stefan Weber aus Sievershütten kritisierte den hohen logistischen Aufwand. Norbert Reher aus Bad Segeberg sah die zusätzlichen Einschnitte für sozial schlechter gestellte Familien: „Wenn wir schon die teuersten Abfallentsorger im Land sind, können wir nicht noch zusätzlich die Preise erhöhen.“

In anderen Kreisen ist die Müllentsorgung günstiger

Das sah Karin Honerlah, Verbandsvertreterin aus Hen­stedt-Ulzburg, ähnlich. Sie hatte bei allen Abfallentsorgern nachgefragt: „In Plön zahlt man lediglich zehn Euro, bei allen anderen ist die Sperrmüll- und Strauchgutentsorgung kostenfrei.“ Anstatt ein Großraumfahrzeug zu tausend Stellen fahren zu lassen, setze der WZV darauf, dass tausend Autos zu den Recyclinghöfen fahren. Nach Vorschlägen, die Anfahrtspauschale auf zehn Euro zu reduzieren, wurde der Beschluss darüber mit 39 Ja-Stimmen und 30 Nein-Stimmen verschoben.

Für weitere Kritik sorgten die Ausführungen zur Wertstofftonne. „Wir wurden im September 2019 von der Kreispolitik gebeten, die Wertstofftonne zu prüfen“, sagte WZV-Fachbereichsleiterin Ceyda Oguz. Eine Umsetzung könnte frühestens 2026 erfolgen. „Die Stadt Norderstedt hat die Wertstofftonne schon lange umgesetzt. Es hieß nicht, der WZV möge irgendwann mal prüfen, sondern er wurde vom Kreistag beauftragt, zum nächstmöglichen Termin eine Vereinbarung auszuhandeln. Verbiegen sie die Beschlüsse des Kreistages nicht so“, kritisierte Honerlah.

Ein weiterer Kritikpunkt betraf die Verbandsleitung: Der Wege-Zweckverband hatte Ausschreibungen für sechs Elektro-Pkw samt Ladetools und ein Elektroauto als Dienstwagen des Verbandsvorstehers veröffentlicht, obwohl der Wirtschaftsplan erst in der Verbandsversammlung gefasst werden sollte. „Das ist verwunderlich, und das kenne ich so auch nicht“, betonte Karin Honerlah.

Peter Axmann, Verbandsvorsteher des Wege-Zweckverbandes, fühlte sich dadurch der „Mauschelei bezichtigt“ und machte der Henstedt-Ulzburgerin Vorwürfe, diese Punkte in der Verbandsversammlung überhaupt angesprochen zu haben. Daraufhin sprang ihr der Bad Segeberger Wolfgang Tödt zur Seite und richtete eine Mahnung nicht nur an die Verbandsleitung: „Wir sind ein Kontrollorgan. Und wenn Frau Honerlah feststellt, dass Fahrzeuge bereits in der Anschaffung sind, die wir heute erst beschließen sollen, ist das ein No-Go. Die Verbandsspitze lamentiert sich nur heraus. Und das geht nicht.“