Norderstedt/Harburg. Sarah von Hardenberg aus Norderstedt segelte um den Globus – aber Überwintern auf dem Boot ist auch nicht ohne.

Fünf Jahre dauerte das Seeabenteuer, das ihnen und ihrem Schiff alles abverlangt hatte. Einmal um die Welt, 38.000 Seemeilen – von Sizilien über die so genannte Barfußroute. Sie tauchten ein in die wunderbare Wasserwelt, erlebten wilde Natur und die Schönheit fremder Kulturen in fernen Ländern.

Im Sommer 2020 haben Weltumseglerin Sarah von Hardenberg (37) aus Norderstedt und ihr Lebensgefährte Sven Erhorn (41) aus Rosengarten mit ihrem Katamaran an den Hamburger Landungsbrücken festgemacht. Damit endete für Sarah und Sven und Bordhündin Odin, ein junger Dingo aus einem Tierheim in Sri Lanka, die Traumreise um den Globus. Im Abendblatt berichteten sie über ihre Abenteuer.

Doch die beiden konnten nicht lassen von ihrem Boot, der „Schironn“, einem Katamaran. Und so nahmen sie sich gleich die nächste Herausforderung vor – Überwintern an Bord im Harburger Binnenhafen. Nicht ganz so herausfordernd wie eine Weltumseglung – aber auch nicht ohne.

Hamburger Winter auf dem Wasser

Bei Wind und Wetter und eisigen Temperaturen bis 15 Grad unter dem Gefrierpunkt erlebten sie den Hamburger Winter auf dem Wasser hautnah. Es ist das letzte eisige Kapitel ihrer Erlebnistour auf dem Wasser. ,,Das schwierigste war für mich die Umstellung von fünf Jahren Sommer auf Winter“, sagt Sarah. ,,Wir haben als erstes die Heißwassertherme repariert und eine Heizung eingebaut. Wir brauchten plötzlich wieder richtige Schuhe und lebten auf dem Schiff wie in einer kleinen Höhle.“

Auch exotische Traumstrände erlebten die beiden bei ihrer Weltumseglung.
Auch exotische Traumstrände erlebten die beiden bei ihrer Weltumseglung. © Sarah von Hardenberg | Sarah von Hardenberg

Tagsüber arbeitete Sarah als Kampagnen-Managerin bei Ärzte ohne Grenzen in Hamburg, Sven als technischer Leiter in einem Unternehmen für Elektromobilität bei Hittfeld. Als es immer kälter und kälter wurde, heizte das Paar das Schiff durchgehend, damit die Temperatur an Bord nicht unter Null Grad fiel. Bei drei Grad in der Schlafkoje wurden die Nächte zum Härtetest. ,,Mit Mütze und zwei Daunenendecken geht es“, sagt Sven. ,,Wenn man bei fünf, sechs, sieben Grad aber frühmorgens im Salon steht, ist es schon hart“, ergänzt Sarah.

Weltumsegler verfolgten Tour von Boris Herrmann

Der Weg zur warmen Münzdusche an Land führte über eine wacklige Fenderbrücke. Einmal sei sie abgerutscht und ins eiskalte Wasser gestürzt, erzählt Sarah. Sie habe bis zur Brust im Wasser gestanden. Zum Glück sei nichts weiter passiert. Als der Binnenhafen zufror, war der Landgang einfacher. Sven ging gemütlich übers Eis, um das Altglas zum Container zu bringen.

Der Salon der „Schironn“ bietet die Behaglichkeit einer guten Stube.
Der Salon der „Schironn“ bietet die Behaglichkeit einer guten Stube. © Hardenberg/Privat | Hardenberg/Privat

Gemütlich eingepackt im Salon der „Schironn“ verfolgten die beiden Weltumsegler natürlich den Hamburger Kollegen Boris Herrmann auf der schwierigsten Einhand-Weltumseglung, der Vendée Globe. ,,Wir verfolgten ihn jeden Tag mit der App, schauten ständig auf die Karte und den Wetterbericht“, sagt Sarah. Sie segelte virtuell mit. Für ihren Vater in Norderstedt sei das Rennen ,,wie eine Sucht“ gewesen. ,,Er sagte, Boris hat genau das Gleiche erlebt wie ihr. Aber bei uns war es dann doch eher eine Vergnügungsfahrt“, sagt Sven.

„Schironn“ an Unternehmer aus Österreich verkauft

Nun ist der Winter vorbei. Ein Besuch an Bord: Auf der „Schironn“ zieht der Duft von frischem Kaffee von der Kombüse in das Halbdunkel des Salons an Deck. Die schmalen Fenster sind mit Styropor gedämmt. Auf roten Ledersesseln liegen Lammfelle. Sarah und Sven tragen Fellschuhe und Sneakers. Nicht mehr T-Shirt und Flipflops wie noch vor Monaten in Sri Lanka. Der Atem kondensiert. Ein Lichtstrahl fällt vom Oberlicht auf gepackte Umzugskartons. Sven geht die Liste durch. ,,Es gibt noch einige Dinge zu tun. Kleinigkeiten, die Lampe erneuern und so“, erzählt der Skipper und lächelt.

Die Norderstedterin Sarah von Hardenberg  mit ihrem Lebensgefährten Sven Erhorn.
Die Norderstedterin Sarah von Hardenberg mit ihrem Lebensgefährten Sven Erhorn. © Sarah von Hardenberg | Sarah von Hardenberg

In wenigen Tagen werden Sarah und er ihr Schiff für immer verlassen. Sie haben die „Schironn“, die fünf Jahre lang ihr schwimmendes Zuhause war, an einen Unternehmer aus Österreich verkauft. ,,Es kam wie aus heiterem Himmel“, erzählt Sarah. ,,Der Mann war in der Gegend unterwegs und hat unser Schiff von der Brücke aus im Hafen entdeckt. Er hat sich offenbar sofort verliebt und wollte es unbedingt haben.“ Zunächst habe er sich beim Hafenmeister erkundigt, wem das Schiff gehört. ,,Der Österreicher rief bei uns an und sagte, er will unbedingt vorbeikommen und sich das Boot anschauen“, sagt Sven.

Käufer: „Das ist mein Schiff!

Eigentlich wollte sich das Segler-Paar mit dem Verkauf der „Schironn“ noch etwas Zeit lassen. Das Schiff pflegen, die sichtbaren Spuren der Weltumseglung beseitigen, den hölzernen Innenausbau auffrischen. ,,Nun hatten wir plötzlich zwei Tage lang Vollalarm. Wir haben aufgeräumt, das Boot geschrubbt und gewienert, einen neuen Ofen in die Küche geschoben“, erzählt Sven.

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Der Kaufinteressent ging an Bord, schaute sich den Aluminium-Katamaran zuerst bei einem Rundgang von außen an, dann von innen. Als er den Salon betrat, stand er eine Minute lang da wie versteinert, sagt Sarah. ,,Er sagte: Wow, das ist ja eine richtige Stube! Das ist mein Schiff! Er war genauso begeistert wie wir, als wir das Schiff zum allerersten Mal gesehen haben“, sagt Sven.

Weltreise geht im Harburger Hafen zu Ende

Einen Tag später ist der Kauf perfekt. Nach einer gemeinsamen Probefahrt auf der Nordsee wollen die Weltumsegler den Katamaran im April dem neuen Eigentümer endgültig übergeben. Auch er will mit der „Schironn“ auf Weltreise gehen. Für Sarah und Sven geht ihre Weltreise damit nun endgültig im Harburger Hafen zu Ende.

Was bleibt, sind Erinnerungen an unvergessliche Momente auf hoher See. An den Reichtum der Meere auf und unter Wasser. An freundliche Begegnungen mit bitterarmen Menschen in fernen Ländern, die scheinbar aus Nichts etwas machen.