Norderstedt. Das 50-Millionen-Euro-Projekt Schulzentrum Süd in Norderstedt stockt. Ein Antrag von vier Parteien soll das nun ändern.
50 Millionen Euro sollen der Abriss des alten und der Neubau des neuen Schulzentrums Süd in Glashütte kosten. Damit ist das Projekt das größte und teuerste der neueren Stadtgeschichte und das vielleicht wichtigste der kommenden Jahre.
Eltern und Schüler in der Region, die Lehrer am Lise-Meitner-Gymnasium und an der Ossenmoorpark-Gemeinschaftsschule, die Bürger in Glashütte und der ganzen Stadt – sie alle warten darauf, dass es endlich losgeht. Doch obwohl der Entschluss zum Neubau der Schule seit vier Jahren steht, passiert – nichts. Zumindest kommt das in der Öffentlichkeit so an.
Tatsächlich wird hinter den Kulissen in der Stadtverwaltung, in den beiden betroffenen Schulen und in der Kommunalpolitik heftig gerungen um das Konzept der künftig modernsten Schule der Stadt. Was dabei anscheinend schiefgelaufen ist: Es mangelte an Kommunikation und an der Einbindung von allen Beteiligten.
Das kritisieren nun die Stadtvertreter von SPD, FDP, WiN und Freie Wähler, die sich für einen gemeinsamen Antrag an den Schulausschuss zusammengeschlossen haben. „Es gibt seit zehn Jahren eine Lenkungsgruppe für das Projekt, in der sitzen die Verwaltung und die Vertreter der Schulen – nicht aber die Politik“, sagt Thomas Thedens (Freie Wähler). „Die haben jetzt allein zweieinhalb Jahre diskutiert, wie viel Nutzfläche die Schule haben soll. Das hat die ganze Planung aufgehalten.“ Der FDP-Stadtvertreter Sven Wojtkowiak kritisiert: „In der Gruppe wurden Entscheidungen über die Größe der Schule getroffen – komplett ohne jeglichen politischen Beschluss.“ Und am Ende sei der Politik eine Lösung präsentiert worden, die sie nur noch abnicken sollte, sagt die SPD-Stadtvertreterin Denise Loeck. Doch über ein Projekt dieses Ausmaßes könne man sich nicht mal so eben ein qualifiziertes Bild machen. „Es ist jetzt an der Zeit, Druck auf die Verwaltung auszuüben. Das müssen wir uns als Politik vorwerfen: Wir hätten viel früher ein Zeitlimit für die Planung setzen sollen“, sagt Reimer Rathje von der WiN.
„Alle warten jetzt darauf, dass es mit der Planung und Umsetzung des neuen Schulzentrums endlich losgeht. Wenn wir nicht langsam liefern, machen wir uns als Politik völlig unglaubwürdig.“ Die Koalitionäre wollen mit ihrem Antrag die Planung beschleunigen – indem sie der Stadt klare Vorgaben für die Größe des künftigen Schulzentrums machen. „Wir haben endlich alle relevanten Zahlen und Daten aus der Lenkungsgruppe bekommen“, sagt Christian Görtz von der FDP. „Darauf basieren jetzt die Zahlen, die wir im Antrag festgelegt haben.“
Um den Anforderungen einer modernen Offenen Ganztagsschule zu genügen, müsse das Schulzentrum nach Auffassung der Norderstedter Politiker über eine Nutzfläche von 9488 Quadratmetern verfügen. Auf diese Zahl kommt man, wenn man die Größe aller nötigen Räume für ein vierzügiges Gymnasium und eine dreizügige Gemeinschaftsschule unter einem Dach berechne. Hinzu kämen die Flächen für den Jugendtreff Atrium und die Bücherei, was die Gesamtnutzfläche des neuen Zentrums auf 10.188 Quadratmeter bringe. Die Brutto-Grundfläche des Neubaus, also inklusive der Sanitärräume, Flure und Treppenhäuser, liege demnach bei 15.690 Quadratmetern. „Wenn diese Zahlen am Mittwoch im Ausschuss beschlossen werden, dann kann die Stadt im Anschluss unverzüglich mit dem Architekturwettbewerb für das Projekt und mit der Erstellung des Bebauungsplanes beginnen – dann geht es endlich konkret los“, sagt Görtz.
Denn das neue Schulzentrum werden dringend gebraucht, sagt Loeck. „In Glashütte, der Region und in Norderstedt insgesamt gibt es viel Zuzug durch Neubaugebiete. Außerdem steigen die Geburtenraten. In den Grundschulen in Glashütte herrscht schon jetzt Hochbetrieb.“ Absehbare Engpässe bei der Zahl der zur Verfügung stehenden Plätze an weiterführenden Schulen seien nur zu verhindern, wenn die Planung für das Schulzentrum endlich konkret werde. Christian Görtz: „Wir wollen erreichen, dass der Neubau bis zum Ende der laufenden Legislaturperiode steht.“ Das wäre in fünf Jahren. Eine sportliche Vorgabe, wenn man bedenkt, wie lange die Planung bislang gedauert hat.
Die öffentliche Sitzung des Ausschusses für Schule und Sport beginnt am heutigen Mittwoch, 7. November, um 18.30 Uhr, im Sitzungsraum 2 des Norderstedter Rathauses. Weiteres Thema der Sitzung: Die Vorstellung der neuen Drei-Feld-Sporthalle mit Dojo in Harksheide.