Norderstedt. Lise-Meitner-Gymnasium gewinnt Landestitel und tritt jetzt zum Bundesfinale an – für den Sieg braucht die Schule jede Stimme.

Ob im Unterricht oder außerhalb des klassischen Lehrplans – Umweltbildung hat am Lise-Meitner-Gymnasium ihren festen Platz. Seit mehr als zehn Jahren richten Schüler und Lehrer ihr Handeln an einer lebenswerten Zukunft aus – ein Engagement, das jetzt belohnt wurde: Das Gymnasium wurde Energiesparmeister in Schleswig-Holstein. Der Titel ist nicht nur mit einem Preisgeld von 2500 Euro dotiert, sondern auch mit der Teilnahme am Bundesfinale. Auf dem Weg dahin werden die Schüler von der Gesellschaft für Energie und Klimaschutz Schleswig-Holstein GmbH (EKSH) aus Kiel unterstützt. Die Norderstedter haben die Experten-Jury mit ihrem Projekt „Nachhaltig leben und lernen“ überzeugt. „Daran gefällt mir besonders gut, dass Schüler und Lehrer gemeinsam für den Klimaschutz arbeiten und damit im besten Sinne Bildung für eine nachhaltige Entwicklung verwirklichen“, sagte Schulleiter Stephan Damp.

Die Idee für das Projekt hatte Lehrer Thomas Kohl 2007 mit seiner damaligen fünften Klasse. Seit dieser Zeit hat sich das Klimaschutz-Projekt mit dem besonderen Einsatz vieler Schüler aus allen Jahrgangsstufen, aber auch durch die Unterstützung von Eltern, Lehrern, Schulverein und der Stadt Norderstedt ständig weiterentwickelt.

Mit dem schuleigenen Bioladen fing 2012 alles an

Keimzelle war der schuleigene Bioladen, in dem bis heute nachhaltige und klimaschützende Schulartikel wie Pappschnellhefter oder Heftumschläge aus Recyclingpapier verkauft werden. Seit 2012 managt das Bioladenteam den Verkaufsshop, 21 Mitglieder arbeiten in acht Abteilungen dafür, dass immer neue Verkäufer gefunden werden, dass der Nachschub klappt, das Angebot bekannter wird und die Finanzen stimmen. Die Gruppe Recycling organisiert die Abgabe der PET-Pfandflaschen, Korken, Batterien, Akkus, Druckerkartuschen, Tintenpatronen sowie der defekten Stifte und Handys – all das landet nicht einfach im Müll, sondern wird gesammelt. Der Bioladen ist auch in sozialen Netzwerken wie Instagram (@bioladenlmg) präsent. Doch das ist bei Weitem nicht die einzige zukunftsorien-tierte Initiative. Wer auf das Schaubild im Internet sieht, muss schon einige Zeit aufwenden, um die Fülle der Projekte zu erfassen. So können sich die Schüler im Wahlpflichtbereich zum Umweltbetriebswirt ausbilden lassen und gewinnen am Beispiel des Bioladens erste Einblicke in kaufmännisches und betriebswirtschaftliches Handeln.

Das Lise-Meitner-Gymnasium ist eine von 26 deutschen Schulen, die am internationalen „Climate Action Project“ der Unesco mitarbeitet. Zum Leitbild der Schule, die seit vielen Jahren als „Zukunftsschule Schleswig-Holstein“ eingestuft ist, gehört, dass jede Klasse zwei Schüler zu Umweltbeauftragten ernennt. Sie informieren ihre Mitschüler darüber, wie sie richtig lüften, sparsam mit dem Licht und der Heizung umgehen und wie der Müll zu trennen ist. Die inzwischen in vielen Klassenräumen installierten CO2-Messgeräte unterstützen die Jugendlichen beim effizienten Umgang mit Energie. Die jungen Umweltexperten besuchen regelmäßig Fortbildungen.

Am Ende des Schuljahres werden die besten Klassen an der Schule öffentlich für ihren Einsatz zum Klimaschutz ausgezeichnet. Regelmäßig beteiligt sich das Gymnasium auch am städtischen Wettbewerb um die besten Energiespar-Schulen. Zum Projekt „Nachhaltig leben und lernen“ gehört auch die regelmäßige Teilnahme an Aktionen wie „Klimakunst“ oder „Stadtradeln“ und die schuleigene Solaranlage, die einen Teil des Strombedarfs abdeckt.

Online-Abstimmung läuft bis zum 6. Juni

Stefan Sievers, Geschäftsführer der EKSH, gratulierte der Schule zum Erfolg auf Landesebene: „Am Lise-Meitner-Gymnasium sparen die Schüler Energie, setzen sich mit ihrem Verhalten auseinander und haben zudem die Möglichkeit, schon heute die Weichen für eine Berufslaufbahn in der Nachhaltigkeitsbranche zu stellen. Wir sind begeistert von so viel Weitblick.“

Wofür das Preisgeld vom Landessieg verwendet wird, steht noch nicht fest. „Denkbar ist, dass wir das Geld für den geplanten ‚Alternative Energien Park‘ verwenden“, sagte Mittelstufenleiter und Projektkoordinator Gerd Clasen. „Für diesen Park sparen wir schon seit Langem, wollen aber warten, bis unser Schulneubau fertiggestellt ist“, ergänzt Thomas Kohl, Umweltschutzbeauftragter der Schule und Initiator des Bioladens. Wie berichtet, soll das Schulzentrum Süd mit Lise-Meitner-Gymnasium und Gemeinschaftsschule Ossenmoorpark abgerissen und durch einen rund 50 Millionen Euro teuren Neubau ersetzt werden.

In Schleswig-Holstein hat sich das Lise-Meitner-Gymnasium gegen elf Mitbewerber durchgesetzt, bundesweit wird sich die Norderstedter Schule noch einmal mit 15 Konkurrenten messen. Der Sieger wird per Online-Abstimmung bis zum 6. Juni ermittelt. Da zählt jede Stimme. Die Preise werden in einer Feierstunde, zu der alle Finalisten eingeladen werden, am 15. Juni von 12 bis 14.30 Uhr im Bundesumweltministerium in Berlin verliehen. Gemeinsam mit Nicole Rakowski und Tom Oliver Steinhauer (beide 6. Klasse) sowie Luiza Schmülgen (9. Klasse) und Patricia Witte (12. Klasse) wird Lehrer Thomas Kohl daran teilnehmen.

Online-Abstimmung und Infos zum Wettbewerb auf www.energiesparmeister.de