Norderstedt. Ein Investor will 86 Wohnungen am viel befahrenen Verkehrsknoten in Norderstedt bauen, knapp ein Drittel öffentlich gefördert.
Der Schmuggelstieg wurde neu gestaltet, der Kreisel am Ochsenzoll ist fertig, und selbst der Schandfleck an der Langenhorner Chaussee mit den verfallenen Läden ist verschwunden und wird neu bebaut. Nur eine Fläche, von vielen auch als „Schmuddelecke“ bezeichnet, erscheint nach wie vor wenig einladend: das Grundstück mit der ehemaligen Kneipe „Moby Dick“ und dem Kachelofen- und Kamingeschäft – ein Areal, das als Tor zu Norderstedt städtebaulich bedeutsam ist, hier gibt die Stadt ihre erste Visitenkarte ab.
Park soll aufgewertet werden
Nun soll die rund 5500 Quadratmeter große Fläche neu gestaltet werden. An der Grenze zu Hamburg ist eine sechsgeschossige Wohnanlage mit 86 Wohneinheiten geplant. Der Komplex soll sich von der Segeberger Chaussee um die Ecke bis zum Ende der jetzigen Parkplätze an der Langenhorner Chaussee entlangziehen. Gut zwei Drittel sind für betreutes Wohnen gedacht, 30 Prozent sollen als öffentlich geförderte Wohnungen gebaut werden. Das sehen die Pläne des Investors und Bauherren, der Hamburger Immobiliengesellschaft Nord Project, vor.
Geplant ist zudem eine Tiefgarage. Auch der kleine Park dahinter soll aufgewertet, ein Weg zur Segeberger Chaussee hergestellt werden. Das Projekt wird den Politikern im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr am Donnerstag, 1. November, vorgestellt. stellen. Voraussetzung für mehr Attraktivität am Stadteingang ist, dass die Politiker der Aufstellung des Bebauungsplans Nummer 336 zustimmen und die frühzeitige Beteiligung von Behörden und Bürgern zustimmen. Akzeptieren die Politiker das Konzept, können die weiteren Schritte folgen.
Einer davon ist sicher, den einzigen verbliebenen Mieter zu informieren. Dieter Brose, der nach wie vor an der Ecke Öfen anbietet, weiß bisher nichts von den aktuellen Neubauabsichten. „Mit mir hat noch keiner gesprochen“, sagte der Geschäftsmann gegenüber dem Abendblatt.
Seit Jahrzehnten liegen Pläne für die Neugestaltung der Fläche in den Schubladen der Stadtplaner. Der ehemalige und vor Kurzem verstorbene Stadtbaurat Jürgen Meßfeldt hatte einen Architektenwettbewerb ausgelobt. Das Ergebnis waren hoch fliegende Pläne, die dem Quartier einen besonderes Flair verleihen sollten. Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept 2030 misst der Fläche eine herausragende Bedeutung bei und enthält ein Konzept für ein neues Gesicht. 2010 sahen die Stadtplaner im Rathaus „erheblichen Handlungsbedarf“ für das Einfallstor nach Norderstedt.
Doch alle Ideen scheiterten daran, dass der Stadt die Fläche nicht gehörte und sie sich mit dem Eigentümer nicht auf einen Verkaufspreis einigen konnte. „Nun liegen die Voraussetzungen vor, um die Fläche städtebaulich zu entwickeln“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung für die Ausschusssitzung.
Die bisherigen 40 Parkplätze sollen wegfallen
Die Politiker können sich auch schon mit konkreten Plänen befassen. Die sehen vier sechsgeschossige Stadthäuser mit 86 Wohneinheiten vor, 70 Prozent für betreutes Wohnen, die restlichen als öffentlich geförderte Wohnungen. Das betreute Wohnen wird mit Dienstleistungen gekoppelt, zum Basispaket gehören Hausnotruf, Beratungen und Ansprechpartner im Gebäude. Die Bewohner können weiteren Service dazubuchen. Die Tiefgarage soll mit 32 Stellplätzen ausgestattet werden.
Die bisherigen rund 40 Parkplätze werden wegfallen. Ersatzweise Stellplätze im Neubau zu schaffen, sei nicht möglich, eine solche Maßnahme sei nicht förderfähig, heißt es in der Ausschussvorlage. Parkraum zu ebener Erde bereitzustellen, scheidet nach Ansicht der Verwaltung aus. Allerdings würden die Stellplätze kaum von Kunden genutzt, die in diesem Bereich einkaufen, sondern überwiegend von Anwohnern. Die Stadt weist darauf hin, dass mit dem Neubau des Einkaufsgebäudes am Anfang des Schmuggelstiegs Stellflächen für Kundenfahrzeuge geschaffen wurden. Außerdem könnten sie ihre Autos auf der Fläche an der Ulzburger Straße 6 abstellen.
Besonders am Herzen liegt den Planern der Lärmschutz. Die neuen Wohnungen liegen direkt am Kreisel Ochsenzoll, mit 50.000 Fahrzeugen einer der am stärksten befahrenen Straßenbereiche Schleswig-Holsteins. Untersuchungen hätten ergeben, dass der Platz nicht ausreiche, um den Neubau von der Straße abzurücken.
Vor dem Straßenlärm sollen die Bewohner geschützt werden, indem 21 von 40 Wohn- und Schlafzimmern nach hinten Richtung Park gebaut werden. Dort würden die für die Gesundheit unbedenklichen Richtwerte von 55 Dezibel am Tag und 45 Dezibel nachts nicht überschritten. Liegen die Aufenthaltsräume zur Straße, soll Schallschutzdämmung den Lärm fernhalten. Lüfteranlagen sollen für den Luftaustausch sorgen, da die Fenster geschlossen bleiben müssten.
Neubau am Ochsenzoll-Kreisel, Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr, Do, 1.11., 18.15, Rathaus Norderstedt.