Norderstedt. 150 Wohnungen und Reihenhäuser entstehen bis 2020 am Moorbekpark auf einer bisherigen Grünfläche. Nicht alle sind begeistert.
Was bisher nur abstrakt auf Planzeichnungen erkennbar war, ist für die Anwohner des Moorbekparks in Norderstedt-Mitte jetzt zu greifen. Vorsichtig staksen einige Fußgänger mit Kindern und Hunden über die Fläche am Buckhörner Moor, die bis vor Kurzem ein kleines Wäldchen war, jetzt aber teilweise gerodet worden ist. In den nächsten zwei Jahren, das ist zumindest der ambitionierte Zeitplan, wird hier ein neues Quartier entstehen mit 150 Wohnungen und Reihenhäusern, dazu ist eine Kindertagesstätte vorgesehen.
„Hofgemeinschaften“, so heißt das Konzept des Investors, der Richard Ditting GmbH aus Hamburg – der Begriff bezieht sich auf die Anordnung der drei Wohnhöfe mit zwei beziehungsweise drei Geschossen, von denen einer öffentlich geförderter Wohnungsbau sein wird. Der Ausschuss für Stadtentwicklung stimmte am 20. September endgültig für den Bebauungsplan 291, der finale Satzungsbeschluss ist für die Stadtvertretung am 6. November vorgesehen.
Bürgerinitiative kritisiert Ausmaß des Projektes
Schon jetzt aber erhielt Ditting, der die Fläche von der Entwicklungsgesellschaft Norderstedt erworben hat, durch die Forstbehörde die Genehmigung zur sogenannten Waldumwandlung. Es wurden also Bäume gefällt. Einige verbleiben, sie sind durch pinke Holzpflöcke abgegrenzt, demnächst wird zudem ein Bauzaun gezogen.
Für Dirk Hendess hat der Fortschritt des Verfahrens einen bitteren Beigeschmack. Er ist Sprecher der Bürgerinitiative „Rettet den Moorbekpark“, wohnt auf der gegenüberliegenden Straßenseite. „Baumschutz vor Bauschutz“, das hatten er und seine Mitstreiter stets gefordert. „Wir wollten gern, dass es grün bleibt. Jetzt müssen wir uns damit abfinden.“
Was städteplanerisch ein Filetstück ist, hat für die unmittelbare Nachbarschaft den Charakter eines Naherholungsgebietes – diesen Konflikt kennt die Stadt von anderen vergleichbaren Vorhaben. Hendess gibt allerdings zu, dass es im Architektenwettbewerb andere Entwürfe gegeben hatte, die einen noch stärkeren Eingriff in das Ortsbild dargestellt hätten, aber letztlich nicht die Zustimmung der Jury fanden. „Das ist der humanste Entwurf, in diesem Sinne hatten wir als Bürgerinitiative Erfolg.“
Seine grundsätzliche Skepsis hat er beibehalten. Die Bürgerinitiative warnt unter anderem vor Schwankungen im Grundwasserspiegel durch den Bau von Tiefgaragen – die Verwaltung verweist auf ein Gutachten von 2017, wonach es keine negativen Auswirkungen geben werde. Ebenso wenig auf die Bestandsbebauung. Denn auch das befürchten einige Anwohner. Georg Hübner, gleichermaßen Mitglied der Bürgerinitiative, berichtet davon, dass die Gläser im Schrank geklirrt hätten, als in dieser Woche lediglich ein einzelner Bagger für die Rodungsarbeiten an seinem Haus vorbeirollte.
Auch die Anliegerstraße soll ausgebaut werden
„Wenn sich Risse in der Bebauung bilden, gibt es hier einen Aufstand“, sagt Dirk Hendess. Er verweist darauf, dass der Investor angekündigt hatte, die Häuser in der Umgebung von einem Sachverständigen begutachten zu lassen – und zwar vor dem Baubeginn. Bisher habe sich niemand bei ihm gemeldet. „Wir fordern eine gutachterliche Begleitung der Baumaßnahmen, auch beim Wasserschutz. Und, dass die Bauabschnitte nacheinander durchgeführt werden.“
Das Buckhörner Moor soll in diesem Zuge ausgebaut werden – mit beidseitigen Gehwegen, neuer Fahrbahn und bis zu 25 Pkw-Parkplätzen. Wer jetzt durch die Anliegerstraße fährt, bemerkt übrigens noch ein leerstehendes Einfamilienhaus. Das ist keine Trutzburg, sondern gehörte einst einer mittlerweile verstorbenen Dame. Deren Erben verkauften die Immobilie an den Investor, das Gebäude wird bald abgerissen. Die verschwundene Wald- und Grünfläche wird an anderer Stelle wieder aufgeforstet: im Wehlenhold (Garstedt), im Dreibekenweg (Quickborn) und dazu auf den Ökokontoflächen der Stiftung Naturschutz in der Barker Heide und im Nienwohlder Moor.