Kreis Segeberg/Neumünster. Unterschlagung war dem Angeklagten, einem ehemaligen Speditionsfahrer, nicht nachzuweisen. Er muss nun gemeinnützige Arbeit leisten.

Nur wenn Speditionsfahrer Piotr P. (46, Name geändert) Dienst hatte, verschwanden auf dem Weg vom Paketzentrum Neumünster zu den von ihm belieferten Stützpunkten Postsendungen mit hochwertigen Mobiltelefonen. Monatelang beobachteten postinterne Ermittler den Verdächtigen – mit magerem Ergebnis: Jetzt stellte das Amtsgericht Neumünster das Strafverfahren gegen P. ein – gegen 80 Stunden gemeinnützige Arbeit.

Nach den Worten des Strafrichters war dem gekündigten Paketfahrer die ihm vorgeworfene Unterschlagung von mindestens 85 Paketen im Gesamtwert von rund 50.000 Euro „im Einzelfall nicht nachzuweisen“. Mit einer Ausnahme: Anfang Februar 2016 hatte die Polizei in der Wohnung des Familienvaters drei vermisste Smartphones sichergestellt. Im Prozess behauptete der Angeklagte, diese Geräte auf der Ladefläche seines Lkw gefunden zu haben. Alle anderen Vorwürfe aus dem Tatzeitraum Mai 2014 bis Januar 2016 wies der polnische Staatsbürger zurück.

Betroffen waren Käufer aus dem Kreisgebiet

Betroffen waren vor allem Smartphone-Käufer im Kreis Segeberg, vereinzelt war auch von Käufern in den Kreisen Plön und Rendsburg-Eckernförde die Rede.

Der Richter hatte drei postinterne Ermittler als Zeugen geladen. Nach ihrer Aussage war der Angeklagte als Mitarbeiter einer Spedition im Auftrag der Post tätig. Sämtliche Sendungen, die er im Paketzentrum Neumünster übernahm, seien dort automatisch gescannt und je nach Stützpunkt vorsortiert worden. Der nächste Scan-Vorgang erfolge dann erst wieder durch den Zusteller.

Entscheidend in dem Indizienprozess war die Frage, ob auch andere Personen Zugriff auf die Pakete hatten. Dies konnten die Zeugen „nicht hundertprozentig ausschließen“. Die Postler betonten jedoch, der Paketschwund habe sich nur auf den Zuständigkeitsbereich des Angeklagten und seine Dienstzeiten konzentriert: Während seines Urlaubs und nach seiner Entlassung sei es zu keinen weiteren Unregelmäßigkeiten gekommen.

Laut kriminaltechnischer Auswertung seines Handys führte Piotr P. im Tatzeitraum sieben Chats mit Personen, die von ihm ein Smartphone kaufen wollten. Der Angeklagte erklärte die Häufung mit „abgelaufenen Handys“ aus seinem Familienkreis. Nach seiner Darstellung hätten mehrere DHL-Mitarbeiter ihm Handys angeboten. Auch seien ihm „palettenweise Fernsehgeräte“ und Drogen offeriert worden.

Zuletzt hatte das Amtsgericht Neumünster 2016 über verschwundene Sendungen aus dem Paketzentrum verhandelt: Ein DHL-Kurierfahrer und zwei Hehler hatten das Weihnachtsgeschäft für den Diebstahl von rund 160 Flachbildfernsehern genutzt, so der Vorwurf. Nach einem Deal mit dem Schöffengericht und der Staatsanwaltschaft erkaufte sich das Trio damals milde Bewährungsstrafen als Gegenleistung für ein Geständnis.