Kisdorf. Verkehrsthemen stehen weit oben auf der Agenda von Wolfgang Stolze von der WKB, die bei der Wahl in Kisdorf stärkste Kraft wurde.

Der politische Wechsel geschah über den Gartenzaun an der Dorfstraße hinweg. Wolfgang Stolze weist auf die Nachbarhäuser. „Da wohnt mein Vorgänger Reimer Wisch. Wir haben ein gutes Verhältnis. Vielleicht nicht immer die gleichen Ansichten. Aber wir verstehen uns gut.“ Doch auch wenn die Schlüssel zur Gemeinde nur wenige Meter weitergereicht wurden, so steht der neue Kisdorfer Bürgermeister für eine andere Sicht auf den Ort. Stolze war als Spitzenkandidat der Wählergemeinschaft Kisdorfer Bürger (WKB) angetreten. Seine Mission: Die CDU zu überflügeln.

Mit Erfolg – heute prangt das Gemeindewappen neben dem Eingangstor zu seinem Grundstück. Die WKB wurde bei der Kommunalwahl die stärkste Kraft, Stolze seinerseits im zweiten Wahlgang zum neuen Bürgermeister gewählt. Das besondere daran: Es ist nicht der erste ehrenamtliche Spitzenposten für den 68-Jährigen. Acht Jahre war er Wehrführer. „In der Feuerwehr bin ich schon seit 44 Jahren als Aktiver. Unsere beiden Söhne sind ebenfalls aktive Feuerwehrleute – einer sogar hauptberuflich am Hamburger Flughafen.“

Kisdorfer sind die Stolzes, die vorher in Armstedt wohnten, seit 25 Jahren. Aus der Politik hielt sich der Kaufmann, der nur zur Bundeswehrzeit nicht im Kreis Segeberg lebte, lange raus – zumindest öffentlich. „Als Wehrführer kann ich zwar einer Partei angehören, aber man braucht ja die Unterstützung des gesamten Gemeinderates. Zu meiner Zeit gab es dort noch vier Parteien.“

Die SPD trat schließlich nicht mehr an, es verblieben WKB, CDU und FDP. Stolze entschied sich für die Wählergemeinschaft, die ihn gleich zum Zugpferd machte, da ihn die meisten der knapp 4000 Kisdorfer schon kannten. „Ich fand, dass die WKB bessere Konzepte hatte, sie ist nicht fraktionsgebunden bei Abstimmungen. Und es hat den Vorteil, nicht irgendwelchen Leuten gegenüber verpflichtet zu sein.“ Was er meint: Es gibt keinen Kreisverband, der sich gegebenenfalls bei bestimmten Themen einmischt. Die Wählergemeinschaften schlossen sich dafür für die Kreiswahl zusammen. Stolze: „Ich habe dann damit geworben, bürgernäher zu sein. Da werde ich halt auch einmal bei Edeka angesprochen, das ist auch gut so.“

Was vielen in der Bevölkerung missfällt? „Der Wunsch nach Verkehrsberuhigung ist ein großes Thema. Ich wohne selbst an der Dorfstraße, es ist sicherlich für alle Bürger eine Belastung.“ Kisdorf ist eine Art Transitbereich zwischen dem großen Nachbarn Henstedt-Ulzburg – gerade dessen nördlichem Gewerbegebiet – und der Strecke in östlicher Richtung zur Autobahn 1.

Eine Lösung, die Stolze gerne gemeinsam mit weiteren Kommunen verfolgen würde, wäre eine Umgehungsstraße östlich von Kaltenkirchen. Auch die langen Wartephasen an der Wesselkreuzung, wo sich die Fahrzeuge aus allen Himmelsrichtungen treffen, sind ein erhebliches Problem. Und eigentlich gibt es dort ja auch längst Einigkeit, die Ampelanlage durch einen Kreisel zu ersetzen. „Politisch ist das beschlossen. Wir müssen aber warten.“ Denn dem zuständigen Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr fehlen die Planer, das Projekt liegt auf Eis, obwohl die Finanzierung steht. „Das Land sagt, die Gemeinde könnte auch selbst planen“, sagt Stolze. Das lehnt die Ortspolitik aber ab, denn auch die Amtsverwaltung in Kattendorf hat hierfür keine Kapazitäten.

Feuerwehrgerätehaus an Winsener Straße geplant

Eine Herzensangelegenheit gerade für einen ehemaligen Wehrführer ist der geplante Neubau des Feuerwehrgerätehauses samt neuem Bauhof und eines Mischgebietes. „Die Detailplanung geht jetzt los.“ Als Fläche steht ein Areal westlich der Winsener Straße fest, das Volumen beträgt mehr als zwei Millionen Euro. Die bisher genutzten Gebäude im Ort könnten potenziell für den Bau von Wohnungen genutzt werden. Auch die alte Sporthalle soll möglichst abgerissen und neugebaut werden. Weitere Investitionen in die Bildung – offene Ganztagsgrundschule, Kindertagesstätte – sind gleichermaßen nötig.

Was die Kisdorfer sonst stört, erfährt Wolfgang Stolze bei seinen Bürgersprechstunden. „Die sind gut besucht. Ich treffe dort Bürger, die man sonst nicht so wahrnimmt.“

Sprechstunde: Immer am ersten und dritten Mittwoch eines Monats – das nächste Mal am 5. September – wartet Wolfgang Stolze von 18 bis 19 Uhr im Margarethenhoff auf Gesprächspartner, eine Anmeldung ist nicht nötig.