Kisdorf. In der größten Gemeinde des Amtes sind der Verkehr und das Wachstum der Kommune die zentralen Themen für CDU, WKB und FDP.

Der Posten ist begehrt: An jeder Straßenecke stoßen die Kisdorfer in diesen Tagen auf Plakate mit Bürgermeisterkandidaten – ob nun der CDU, der Wählergemeinschaft Kisdorfer Bürger oder der FDP. Der Wechsel wird kommen, das ist klar, weil sich der bisherige Amtsinhaber Reimer Wisch nach zehn Jahren zurückziehen wird. Und weil dazu die SPD nicht mehr antritt, setzen die Bewerber auf eine neue Dynamik.

Dirk Schmuck-Barkmann ist wie Wisch ein Christdemokrat. „Wir waren immer die stärkste Fraktion und haben bis auf einmal auch immer den Bürgermeister gestellt“, sagt der Landwirt. Seit 1978 ist er Kommunalpolitiker, jetzt will er Bürgermeister werden. „Es ist auch eine Persönlichkeitswahl.“

Er beschreibt, wie sehr die Lage Kisdorfs Fluch und Segen zugleich sei. „Wir leben auf der Achse Neumünster-Norderstedt. Das ist sehr gut, hat aber zur Folge, dass der Verkehr durch unsere Kommune zieht. Jede Menge, jeden Abend. Wir haben Zuwachs, Neugeborene, Kinder, da müssen wir die Betreuung sicherstellen und den Schulstandort sichern“, sagt Schmuck-Barkmann. „Wir müssen unserer eigenen Bevölkerung gerecht werden, vor allem den jungen Leuten. Die gehen sonst in die Städte.“

Derzeit ist der Trend aber, dass junge Familien in Orte wie Kisdorf ziehen – der Wohnraum ist dort immer noch erschwinglicher als anderswo, gerade bei Einfamilien- oder Doppelhäusern. Was fehlt, ist bezahlbarer Wohnraum für Senioren oder Menschen, die eben nur durchschnittlich verdienen. Der soll in der Gemeinde auf den Grundstücken der Feuerwehr und der alten Meierei entstehen – die Feuerwache wird in den nächsten Jahren südlich des Stocksbergs neugebaut.

Trotzdem: Je mehr Bewohner, desto mehr Verkehr. „Eine wirkliche Entlastung wäre ein Konzept gemeinsam mit Henstedt-Ulzburg und Kaltenkirchen. Die haben beide den zweiten Schritt vor dem ersten gemacht. Gewerbegebiete sind gut, aber man muss gucken, wo der Verkehr bleibt“, sagt Schmuck-Barkmann.

Das wird in den anderen Gemeinden wichtig

Sievershütten Stefan Weber (SPD) ist ein ehrenamtlicher Bürgermeister in Doppelfunktion. Denn neben der Verantwortung für seine Gemeinde Sievershütten ist der Kreisvorsitzende der Sozialdemokraten seit 2017 auch Landtagsabgeordneter in Kiel. Für die Kommunalwahl ist er erneut Spitzenkandidat seiner Partei im Ort. Ebenso treten an: Elisabeth Sander, Lars Lentfer, Ina Steding, Ronja Weber und Robert Kühnlenz. Die stärkste Fraktion stellte in den vergangenen fünf Jahren allerdings die CDU. Sie wird angeführt von Knut Bauck, es folgen Gerhard Brandt, Heino Stubbe, Ulf Hellmann-Sieg, Jürgen Sievers und Hans-Hinrich Gerth. Dritte Kraft ist die Wählergemeinschaft mit den Kandidaten Wolfgang Buck, Fabian Lenz, Herma Henning, Stephan Reyes Ozuna, Stefanie Winther und Andrea Pfenning.

Stuvenborn Seit 21 Jahren ist Rainer Ahrens Bürgermeister von Stuvenborn – und es sollen fünf weitere hinzukommen. Also ist der Diplom-Agraringenieur erneut Spitzenkandidat seines CDU-Ortsverbandes. Ebenso bewerben sich Thomas Thies, Holger Dreyer, Hans-Peter Humburg, Viktoria Gloyer und Florian Dreyer um Direktmandate. Für die SPD treten an: Winfried Kühnlenz, Susanne Kühnlenz, Holger Rogat, Tanja Langer und Yvonne Münchow. Dritte Partei in der Gemeinde ist die FDP. Deren Liste wird angeführt von Wiegold Decke, dann folgen Hans-Herbert Pohlmann, Michael Greifenberger, Rolf Heinrichsen, Jens Küster und Edith Decke. In der Gemeindevertretung hält die CDU seit der letzten Wahl sieben der elf Mandate, SPD und FDP haben jeweils zwei Sitze.

Struvenhütten Die Wählergemeinschaft Bürger für Bürger stellt zwar in der Struvenhüttener Gemeindevertretung mit drei Mandaten die kleinste Fraktion – seit 2013 aber mit Britta Jürgens die Bürgermeisterin. Die medizinisch-technische Assistentin ist auch Spitzenkandidatin für diese Wahl. Ebenso treten Norbert Roll, Werner Albrecht, Daniela Schleu, Karsten Schröder und Michael Schleu für die BfB an. Die zweite Wählergemeinschaft im Dorf ist die AWg (vier Mandate in der Gemeindevertretung) – Kandidaten sind Norbert Wessel, Henning Pöhls, Jan Stuhr, Jürgen Werner Hartmann, Kerstin Bauermann und Klaus-Dieter Koch. Dritte Kraft ist die CDU (vier Mandate) mit Spitzenkandidat Benno Fricke sowie Wolfgang Mohr, Klaus-Jürgen Möller, Matthias Möller, Christoph Bachmann und Jan-Ove Lührs.

Hüttblek Ganz einfach: In Hüttblek, das etwas weniger als 400 Einwohner hat, gibt es nur eine politische Kraft – den Kommunalen Wählerverband (KWH), sie hält also sämtliche neun Sitze in der Gemeindevertretung. Bürgermeister Frank Timmermann, ein Zimmerermeister, ist Listenkandidat Nummer eins, ist also bereit für eine erste vollwertige Amtszeit. Er hatte im September 2016 den Posten von Hans-Heinrich Thies übernommen, der nach rekordverdächtigen 41 Jahren an der Dorfspitze aus Altersgründen abgetreten war. Weil die KWH ohne Konkurrenz ist, steht die Zusammensetzung der Ortspolitik quasi fest. Weitere Kandidaten für die nächste Wahlperiode sind Annette Jürs, Bettina David, Mona Rolle, Dirk David, Max Huse, Angela Pohlmann, Uwe Leers und Yasmin Thies.

Winsen Eine Standesbeamtin könnte die nächste Winsener Bürgermeisterin werden. Die Chancen stehen nicht schlecht für Jana Jagla, die Spitzenkandidatin der AFW, der Absolut Fortschrittlichen Wählergemeinschaft, ist. Schließlich gibt es nur diese Fraktion im Ort, ansonsten treten lediglich zwei Einzelbewerber an. Nicht mehr dabei ist der bisherige Bürgermeister Kurt Bonekamp, überregional bekannt geworden vor zwei Jahren durch den Streit mit dem Kreis über die Versetzung des Ortsschildes durch die Verkehrsaufsicht. Die Winsener protestierten vehement und medienwirksam, Bonekamp und sein Bruder gingen sogar vor das Verwaltungsgericht, verloren dort – doch gewannen trotzdem, da Landrat Jan Peter Schröder letztlich verfügte, dass die Tafel dort bleiben dürfe, wo sie 54 Jahre montiert gewesen war.

Kattendorf Aus drei werden zwei – derzeit sitzen in der Kattendorfer Gemeindevertretung neben CDU und SPD noch Mitglieder der Wählergemeinschaft AWK. Diese tritt allerdings nicht mehr an, also verbleiben Sozial- und Christdemokraten. Und nicht nur das – zudem findet ein Generationenwechsel statt. Auch Bürgermeister Horst-Helmut Ahrens wird nämlich seine Tätigkeit beenden – er war seit 2008 im Amt. Sein Nachfolger soll, so hofft die CDU, Thorsten Barth werden, der als Spitzenkandidat antritt. Weitere Direktmandate wollen: Melanie Haak, Lars Kriemann, Jan Stefan Lüdemann, Karsten Hübner und Ingmar Brandes. Für die SPD ist die Kauffrau Renate Soukop auf Listenplatz eins, zudem bewerben sich Marlies Rueck, Almut Hamm, Silke-Ilse Stehnck, Günter Dill und Bernd Ulrich, der übrigens Vorgänger von Ahrens war.

Oersdorf Im September 2016 sorgte Oersdorf bundesweit für Schlagzeilen. Joachim Kebschull, damals Bürgermeister, wurde abends vor einer Bauausschuss-Sitzung auf einem Parkplatz hinterrücks mit einem Kantholz niedergeschlagen, glücklicherweise nur leicht verletzt. Der Überfall stand vermutlich in einem Zusammenhang mit Gewaltandrohungen, die zuvor schriftlich eingegangen waren und die auf einen rechtsextremen Hintergrund schließen ließen. Ein Täter wurde jedoch nie gefasst, das Verfahren im Juli 2017 abgeschlossen. Ein knappes Jahr später legte Kebschull sein Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder. Seine Nachfolger Sieglinde Huszak, wie er von der Oersdorfer Wählervereinigung (OeWV), sprang aber aufgrund beruflicher Verpflichtungen nur übergangsweise ein, kandidiert nicht mehr. Für die OeWV steht nun die Reisekauffrau Ute Grommes auf Listenplatz eins. Für die zweite Wählergemeinschaft im Ort, die AWOe (Alte Wählergemeinschaft), ist der stellvertretende Bürgermeister Hans-Herrmann Gravert, ein Landwirt, Spitzenkandidat. Die FDP wird von dem Gärtner Jan Heesch in den Wahlkampf geführt.

Wakendorf II Für die Gemeinde Wakendorf II wird es zumindest kommunalpolitisch eine Zäsur darstellen, für die Bevölkerung mit Sicherheit ungewohnt sein. Nach 15 Jahren als Bürgermeister ist die endende Wahlperiode die letzte von Hans-Hermann Schütt, seine Wählergemeinschaft (WGW) stellt sich teilweise neu auf. In der Gemeindevertretung muss eine Mehrheit von neun zu vier Sitzen – zweite Kraft ist die CDU – verteidigt werden. Das soll dem Spitzenkandidaten Jan Hinnerk Ilse gelingen. Der Syndikusanwalt hat bisher kein Mandat, ist aber Vorsitzender der WGW. Ebenso auf der Liste: Britta Grabow, Tanja Radinger, Matthias Gülk, Wolfgang Doose, Knut Langer und Stefanie Weber. Auch bei der CDU ist ein Mann auf Listenplatz eins, der bisher kein Gemeindevertreter ist: Jens Dürkop, ein Wirtschaftsprüfer und Steuerberater. Kommunalpolitisch hat er dennoch Erfahrung vorzuweisen, ist etwa derzeit bürgerliches Mitglied für die Union im Finanzausschuss. Weitere CDU-Kandidaten: Dirk Möller, Bernd Buhmann, Dirk Möller, Kay Janiak, Peter Kröger und Frank Jeromin.

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Das sieht auch sein Kontrahent Wolfgang Stolze von der WKB so. Er war bis 2015 Wehrführer und strebt nun eine andere Funktion an. „Ich habe immer gesagt: Solange ich Wehrführer bin, brauche ich alle Parteien, also habe ich mich neutral verhalten. Jetzt sehe ich meine Aufgabe darin, mich politisch zu betätigen.“ Auch er spricht über eine Umgehung vom Kisdorfer Weg und der Graff-Kreuzung östlich über Oersdorf.

Ihre Ideen vermittelt die WKB auf ungewöhnliche Art und Weise, hat Wahlvideos im Cartoon-Stil produziert und bei Youtube eingestellt. Stolze sieht eine Chance, stärkste Fraktion zu werden. „Ich bin optimistisch. Die SPD-Wähler werden nicht unbedingt auf die CDU umschwenken. Wir sind transparenter, bürgernäher und vielleicht hören wir besser zu als die anderen Parteien.“

Hannelore Huffmeyer von der FDP verweist auf ihre Erfahrung als Vorsitzende des Ausschusses für Jugend, Soziales, Kultur und Sport. „Ich habe angeschoben, dass wir den Kindergarten ausbauen. 2019 werden wir wohl einen Engpass haben, da müssen wir erweitern, anbauen – aber keine Container.“ Ein Thema, das der leitenden kaufmännischen Angestellten wichtig ist: Straßenausbaubeiträge. Das Modell mit wiederkehrenden Beiträgen sei hinfällig. „Wir wollten eine Lösung finden, die gerechter ist, dazu sind wir mit viel Aufwand gekommen. Aber da das Gesetz gekippt worden ist und aus dem Infrastrukturprogramm Geld in die Kommunen fließen wird, ist die Satzung nicht mehr nötig.“