Wakendorf II. 48 Jahre alt, Jurist, er lebt seit 2000 im Ort – Bürgermeister Jan Hinnerk Ilse steht für eine neue Generation von Lokalpolitiker.

Bei der Wählergemeinschaft Wakendorf II (WGW) rauchten vor einiger Zeit die Köpfe. Gesucht: eine Person, die bereit wäre, als Bürgermeisterkandidat für die Gemeinde zu kandidieren. Jan Hinnerk Ilse erinnert sich: „Das war wie bei Elternabenden – wer macht den Elternsprecher? Es schreit nicht jeder ,hier’, es ist ein erheblicher Zeitaufwand, man muss entscheiden, ob man sich das ans Bein binden möchte.“

Irgendwann gab er sich einen Ruck. „Ich hatte immer die Absicht, zu unterstützen, etwas zurückzugeben – aber nicht so früh, so schnell. Es ergab sich dann so.“ Es kam die Nominierung, die Kommunalwahl am 6. Mai, die WGW gewann die absolute Mehrheit, Ilse wurde schließlich als Bürgermeister Nachfolger von Hans-Hermann Schütt, der sich nach 15 Jahren im Amt zurückgezogen hatte.

Der 48-Jährige ist ein Quereinsteiger, erst seit eineinhalb Jahren in der Lokalpolitik aktiv als Vorsitzender der Wählergemeinschaft. In Wakendorf II lebt er mit seiner Familie seit 2000. „Wir wollten gern aufs Land, wohnten erstmal zur Miete, wollten gucken, wie es so ist. Jetzt sind unsere zwei Töchter und unser Sohn hier aufgewachsen, es ist der Lebensmittelpunkt geworden.“ Ilse ist Jurist, arbeitet als Justiziar bei der Hansewerk AG in Quickborn. Sein berufliches Know-how ist von Vorteil. „Vieles fällt mir leichter. Gerade Baurecht habe ich früher viel gemacht, später auch viel im Auftragswesen.“ Trotzdem: „Jeder muss seinen eigenen Weg finden. Ich stehe voll im Beruf, ein Jurist arbeitet ja schon ein bisschen mehr. Die Aufgaben in der Gemeinde müssen auf mehrere Schultern verteilt werden.“

Ilse versucht, sich pro Woche einen Tag frei zu halten, um die Geschäfte zu erledigen – insbesondere auf dem Amt Kisdorf. „Man muss Vertrauen haben, auch mal delegieren.“ Das sollte möglich sein. Ilses Stellvertreter Jens Dürkop – ein Christdemokrat – ist quasi sein Nachbar. Dazu sitzen beide im Vorstand des Fördervereins für die freiwillige Feuerwehr, den Jan Hinnerk Ilse als Vorsitzender sogar mitgegründet hat.

„Es gibt ja immer das Vorurteil, dass Wakendorf schwerfällig ist. Das finde ich gar nicht, viele Menschen bringen sich ein, auch beim Gesangsverein und beim Freundeskreis für Senioren. Und man muss nur mal sehen, wie viele Menschen beim Blutspenden mitmachen.“ Er selbst vertrat sein Heimatdorf auf dem Fußballplatz im Trikot des TuS Wakendorf-Götzberg. „Bis hoch in die Bezirksliga, das war meine große Zeit. Dann wurde ich ein bisschen alt.“

Jetzt kommen neue Herausforderungen. Wakendorf II ist gut aufgestellt, findet er. „Wir haben eine eigene Grundschule, eine eigene Wasserentsorgung, gerade erst den Kindergarten ausgebaut. Der ist voll, erstmals mussten wir Kinder aus anderen Orten abweisen.“ Und das Dorf wächst weiter. An der Kisdorfer Straße wird ein altes Gehöft bald abgerissen, es entstehen 20 Bauplätze. Das Interesse daran ist groß – sowohl von Alt- und Neubürgern. Vermutlich werden die Grundstücke verlost. „Ich befürchte, wir werden viele enttäuschen müssen.“