Kreis Segeberg. Die Vögel finden bei trockenem Wetter keine Regenwürmer. Im vergangenen Jahr war es dagegen viel zu nass für die Störche.
Die Trockenheit und die Hitze waren für den Nachwuchs der Störche im Kreis Segeberg fatal. Ein Viertel der geschlüpften Jungstörche hat den Sommer nicht überlebt. Bei dem lange anhaltenden heißen Wetter fehlte für die Kleinen eine wichtige Nahrungsquelle.
„In der ersten Phase ihres Lebens brauchen die Jungstörche Regenwürmer. Wenn es so trocken ist wie dieses Jahr, verstecken sich die Würmer tiefer im Boden, denn da ist es kühl und nass“, sagt Holger Möckelmann vom Naturschutzbund (Nabu). In der Folge kommen die Vögel nicht mehr an das Futter ran, ihre Nachkommen verhungern, so der Experte. Insgesamt haben 35 wild lebende Storchenpaare 63 Junge zur Welt gebracht. 47 von ihnen sind flügge geworden und können die lange Reise in Richtung Süden antreten.
„Zwei Störche hatten drei Eier im Nest, die nicht einmal geschlüpft sind. Sie haben aufgehört zu brüten, als sie gemerkt haben, dass sie ihre Kleinen ohne Futter nicht großziehen können“, berichtet Möckelmann, der sich seit rund 20 Jahren im Auftrag des Nabu um die Störche in der Region kümmert und eine jährliche Statistik über die Brut führt. Für das langfristige Überleben der Tiere in der Region seien die Zahlen nicht befriedigend, sagt er.
Zumal auch im vergangenen Jahr besonders viele Jungstörche wegen des extremen Wetters gestorben sind. Nach den heftigen Regenfällen starb 2017 fast die Hälfte der Nachkommen. Damals waren 80 Jungstörche geschlüpft, lediglich 44 von ihnen waren flügge geworden. Manche Tiere verendeten wegen Unterkühlung, andere ertranken in Nestern voller Wasser. Die extremen Wetterbedingungen sind eine Folge des Klimawandels, so Möckelmann. „Die Natur bleibt zunehmend auf der Strecke“, sagt er. „Die wilden Störche sind ein Opfer dieser Entwicklung.“ Damit der Weißstorch, Wappenvogel des Nabu, langfristig in der Region überleben kann, braucht es Veränderungen, sagt der Experte. Er wünscht sich eine Agrarwende, um die Auswirkungen des Klimawandels zu bändigen.
Damit die Population der Störche stabil bleibt, soll jedes Paar nach einer Faustregel zwei Junge bekommen. Mit durchschnittlich 1,34 flügge gewordenen Jungstörchen pro Paar liegen die Zahlen im Kreis deutlich unter diesem Soll.
In der Region erreichen nur sogenannte fütterungsabhängige Störche die Quote von zwei Nachkommen pro Paar. In Hitzhusen zogen 30 Vogelfamilien mit menschlicher Hilfe 56 Jungstörche groß, im Wildpark Eekholt brachten vier Paare neun Junge zur Welt.