Langenhorn . Mit Hilfe des Nabu sind im Raakmoor in Langenhorn im Laufe der Jahre intakte Moorbereiche entstanden.

Ein Ranger im Raakmoor. Das wär’s. Einer, der vor Ort aufklärt, aufräumt und aufpasst. Das Moor behütet und hilft, es ökologisch aufzuwerten. Für Mensch, für Flora und Fauna. Diesen Wunsch von Bettina Amedick leiten wir hiermit gleich mal weiter an die Hamburger Behörde. Bevor es losgeht mit der Einsatzleiterin der Nabu-Stadtteilgruppe Langenhorn/Fuhlsbüttel zum Rundgang durch das 36 Hektar große Naturschutzgebiet. Auf der Suche nach verborgenen Schätzen und sichtbaren Gefahren.

Aufgepasst! Ein Grasfrosch hat seinen Laich im Teich verlassen und kreuzt unseren Weg. Ein Specht trommelt hoch oben gegen einen Baumstamm. Ein freilaufender Hund kommt angerannt. Einer von mehreren an diesem Morgen. Sorry, aber das darf nicht sein. Steht in der Naturschutzgebietsverordnung. Und wirft gleich die Frage auf: Was heißt Naturschutz?

„Bewusst mitzuhelfen, dass bedrohte Gebiete mit ihrer seltenen Flora und Fauna erhalten bleiben“, sagt Bettina Amedick und bringt es schmerzhaft auf den Punkt: „Wir schützen mit unserer Arbeit die Natur vor uns Menschen.“ Vor Fußgängern und Joggern, die Trampelpfade nutzen, abseits des Weges Pflanzen pflücken, Pilze sammeln oder ihren Hunden durch gesperrtes Gelände folgen. All das stresst die Natur, sagt die 51-Jährige. Die gebürtige Sauerländerin ist seit fünf Jahren aktives Nabu-Mitglied, seit 2016 in der Leitung eines 25-köpfigen Teams. Bis zu 60 Stunden monatlich ist die zweifache Mutter für den Naturschutz im Einsatz – ehrenamtlich.

„Gucken Sie mal, da fliegt gerade ein Reiher“, ruft die ausgebildete Handwerksmeisterin und holt das Fernglas raus. Bewusstsein schaffen, heißt ihre Devise. Deshalb suchen sie und ihr Team den Dialog mit Schulen, bieten geführte Wanderungen und laden ein zu Pflegeeinsätzen. Wie hier an einem von Birken gesäumten Moorteich. Bei einem Moorschutzeinsatz hat die Nabu-Gruppe mit ihrem Partner, der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, und Unterstützung vieler Helfer einzelne Bäume zurückgeschnitten beziehungsweise gefällt. Denn: „Birken verbrauchen sehr viel Wasser. Das geht dem Moor verloren. So schaffen wir eine vielfältige Struktur mit Schatten- und Sonnenflächen“, sagt Amedick. Das Totholz im Wasser biete zudem Käfern und Fischen Unterschlupf. Und über dem Wasser mache es sich der Eisvogel gern mal auf dem umgefallenen Stamm bequem.

Mit Hilfe der Naturschützer sind hier so im Laufe der Jahre intakte Moorbereiche entstanden, die auch wieder rund 40 Pflanzenarten der Roten Liste beherbergen. Wie den Lungenenzian oder die Sumpfdotterblume mit ihren goldgelben Blüten.

14.000 Quadratkilometer Moorfläche gibt es in Deutschland. Das Raakmoor ist eines der kleineren Naturschutzgebiete der Hansestadt. Die Naturschützer, sie betreuen im Auftrag des Bezirksamts Hamburg-Nord neben diesem auch das Rothsteinsmoor, arbeiten nach den für die Gebiete erstellten Pflege-und Entwicklungsplänen.

Wir stehen an einem von drei Kippwehren über dem Hummelsbütteler Moorgraben, das die Behörde auf Anraten des Nabus errichtet hat. „Unser oberstes Ziel ist es, damit das Wasser im Gebiet zu halten“, sagt Amedick. „Wir erreichen so einen deutlich höheren Wasserstand, mit dem wir das Moor weiter aufwerten.“

Sensibel sein für die Natur, achtsam agieren in der Natur, ist das Fazit des Rundgangs. Abschließend verbunden mit einem wohlwollenden Appell an die Hundehalter, ihre Hunde im Moor anzuleinen. Frage: Wie präsent ist der für Hamburg zuständige Hundekontrolldienst? Aufgabe sei in erster Linie die Überwachung gefährlicher Hunde, so Pressesprecherin Sorina Weiland. Kontrollen zur Einhaltung des Hundegesetzes wie die Beachtung der Leinenpflicht erfolgten „im Rahmen der personellen Möglichkeiten“.

Wir machen uns auf den Heimweg. Der führt Nabu-Expertin und Reporterin ganz zufällig in dieselbe Straße, die benannt ist nach einem bedrohten Raakmoorfarn: dem Königsfarn.

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