Norderstedt. Am Wochenende, 16. und 17. Juni, öffnen Hobbygärtner landesweit ihre Gärten: Meike Heinatz begrüßt Gäste in Norderstedt.

Der gute Heinrich steht da in seiner vollen Pracht – und Meike Heinatz wuschelt ihm sacht durch die Blätter. Heinrich ist einer, der beim Gemüsehändler oder im Supermarkt keine Chance mehr hat. Er steht sogar auf der Roten Liste gefährdeter Arten in ganz Deutschland, weil er kaum mehr irgendwo wächst. Aber im Garten von Meike Heinatz am Friedrichsgaber Weg. „Die zarten jungen Blätter kann man auch im Salat verwenden“, sagt Heinatz. Das auch als Wildspinat bekannte Fuchsschwanzgewächs ist vielfach verwertbar: Die Triebe können wie Spargel genossen werden, aus dem Wurzelstock lässt sich ein angeblich wie Erdnussbutter schmeckendes Konfekt herstellen, und die Blüten vom guten Heinrich kann man dünsten wie Brokkoli. Für die seltenen und vom Aussterben bedrohten Gemüsearten hat Meike Heinatz ein umzäuntes und vor Fressfeinden geschütztes Refugium inmitten ihres etwa 2000 Quadratmeter großen Prachtgartens eingerichtet. „Viele der Sorten hier dürfen nur noch von HobbyGärtnern ausgesät werden.“

Dieser Garten ist ein grüner Traum. Meike Heinatz arbeitet seit mehr als 20 Jahren daran, dass er es bleibt. In den 90er-Jahren zog sie mit der Familie in das kleine Haus und machte aus einem brachliegenden Nutzgarten ohne Charme einen mustergültigen Lebensraum für Stauden, Farne, Gräser und Gehölze, dabei unter anderem inspiriert von den Gärten der Gesinnungsgenossen auf der Insel in England.

Seit einem Jahr ist Heinatz im Organisationsteam für die Aktion Offener Garten und sorgt jedes Jahr dafür, dass sich Gartenbegeisterte auf einem „grünen Band durch ganz Schleswig-Holstein“ in Hunderten von Privatgärten an einem Wochenende im Jahr Anschauungsunterricht im Hobby-Gärtnern nehmen können. Im Jahr 2000 wurde die Aktion gegründet und ist seitdem ein bei Gärtnern beliebtes Format zum Austausch von Gartentipps geworden. Heinatz selbst lädt schon seit mehr als zehn Jahren Menschen in ihren Garten am Friedrichsgaber Weg ein, sie bietet Privatführungen an und Workshops für das Anpflanzen und Verarbeiten von alten Gemüsesorten. Und weil Meike Heinatz ohnehin fast nur noch im Garten war, hat sie ihr Faible für das Grün zum Beruf gemacht: Sie berät andere bei der Anlage von Gärten.

Gartenparadiese im Kreis Segeberg

Alle teilnehmenden Gärten, eine kurze Beschreibung und ihre Öffnungszeiten sind im Internet unter www.offenergarten.de zu finden. Hier eine kleine Auswahl:

Marion Piening, Buschberger Weg 15, Norderstedt: Garten mit 1200 Quadratmetern, viele Ruheräume, Obstbäume, Kräuter, Gemüse.

Bärbel und Bernd Hartmann, Kisdorfer Straße 19, Wakendorf II: 500 Quadratmeter Garten mit Teich und kleinem Bachlauf. Diverse Sitzecken. Taubenvoliere, kleine Weide, 300 Sorten Sempervivum (Hauswurz) in Beeten und Zinkwannen.

Kunje Ketelsen, Zum kleinen Arboretum 1, Wakendorf II: 13.500 Quadratmeter parkartige Gartenanlage mit seltenen Baum- und Straucharten (Zimtahorn, Papiertaschentuchbaum, Sassafras, Nyphenbaum) und der wahrscheinlich größte Buchsbaum Deutschlands.

Kerstin Jost, Krückauring 33, Kaltenkirchen: Heckengarten auf 1000 Quadratmetern. Kies-Senkgarten, üppige Rosen-, Hortensien- und Staudenbeete, Sitzplätze und Sichtachsen.

Andreas Liebert, Oersdorfer Weg 31, Kaltenkirchen: Garten mit 600 Quadratmetern, Gartenteich mit Fischen, Blumenbeete, Brunnen. Gartendeko aus Kupfer: Figuren, Lampen, Wetterfahnen.

Petra Wietheger, Pommernweg 31, Bad Bramstedt: Naturnaher Genießergarten mit Quellbecken, Bachlauf als Wasserfall, natürlicher Teich mit Brücke. Moderner Garten mit Schwimmbecken, Natursteinmauern. Besonderes Highlight im Dunklen: Eine beleuchtete Feuerwand.

Ingrid und Jonny Thode, Fasanenweg 4, Alveslohe: 650 Quadratmeter großer Liebhabergarten. Kleiner Bambushain, Schmucktanne, Rhododendren, Rosen, Clematis, Teich und Vogelvoliere.

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Am kommenden Wochenende, 16. und 17. Juni, lassen 254 Gartenbesitzer in Schleswig-Holstein die Gartenpforte offen stehen, allein im Kreis Segeberg machen 115 Gartenbesitzer mit. „Für jeden Gartenbesitzer ist das die Chance, sich neue Eindrücke und Inspirationen zu holen – auch ich lerne immer wieder dazu“, sagt Meike Heinatz. Aber auch für Anfänger, die sich einen Garten anlegen wollen, ist die Aktion wie gemacht. Und es gebe auch Familien, die die Aktion einfach für einen Familienausflug nutzen.

Die Pflege eines ambitionierten Gartens mit 2000 Quadratmetern Fläche ist zeitaufwendig und fordert physisch eine Menge ab. „Ich kenne Gärtner, die ihre Gärten aufgeben mussten, weil sie körperlich nicht mehr in der Lage waren, ihn zu versorgen“, sagt Heinatz. Auch die 57-Jährige macht sich dazu ihre Gedanken. „Die Beete mit den Stauden sind nicht das Problem. Wir haben ein Bewässerungssystem verlegt.“ Die seltenen Gemüsesorten und vor allem das Stückchen mit dem englischen Rasen fordern die Hobby-Gärtnerin.

Doch besonders auf Letzteren will Meike Heinatz nicht ganz verzichten. Auf ihm kann man so schön die Gartenliege aufstellen und mit Blick ins gepflegte Grün ausruhen – zumindest so lange, bis einem wieder irgendein Blatt, ein Ast oder ein Grashalm auffällt, der jetzt unbedingt abgeschnitten oder gezupft werden muss. Der Fluch der Rastlosigkeit beim Gärtnern: Hast du vorne aufgehört, kannst du hinten wieder anfangen.

Maike Heinatz öffnet am Sonnabend und Sonntag jeweils von 10 bis 17 Uhr ihre Gartenpforte am Friedrichsgaber Weg 264. Der Besuch des Stauden-, Farn- und Gräsergartens ist kostenfrei und ohne Anmeldung möglich. Wer privat mal vorbeischauen will, meldet sich unter diegartenidee@wtnet.de oder 040/52 11 08 29 bei ihr.