Bad Bramstedt. Viele kleine und große Ereignisse sind im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten. Das Abendblatt hat sich auf Spurensuche begeben.

Richtige Könige haben den Kreis Segeberg gelegentlich besucht – allerdings waren sie in der Regel nur auf der Durchreise und empfingen Besucher höchstens in einem Eisenbahnwagon. Das haben die Segeberger erlebt, als sich Kaiser Wilhelm II. im Jahr 1892 ein Hirschgeweih zeigen ließ. Bad Bramstedt nimmt eine Sonderstellung ein: Hier gibt es bis heute ein Schloss, in dem die Geliebte des Königs gelebt hat, König Christian IV. von Dänemark selbst auch. Oder nicht? Die Meinungen gehen auseinander, genau geklärt ist nichts. Außerdem soll in Bad Bramstedt eine Königstafel mit Mann und Maus versunken sein. Wahrheit, Spekulation und märchenhafte Erzählungen gehen etwas durcheinander und verleihen der Fantasie Flügel.

So viel steht fest: In Bad Bramstedt gibt es das einzige Schloss im Kreis Segeberg. Wobei „Schloss“ allerdings ein großes Wort für ein verhältnismäßig kleines Gebäude ist. Eigentlich ist es auch kein Schloss, sondern nur ein Torhaus, dessen Festungstore einst in Krempe im Kreis Steinburg als Stadttor dienten und erst nach Bad Bramstedt transportiert werden mussten.

Im Jahr 1965 kaufte die Stadt Bad Bramstedt das Schloss

Die Geschichte des Schlosses und des adeligen Gutes ist lang und wechselvoll. Sie reicht bis ins Jahr 1360 zurück und ist geprägt von Besitzerwechseln, von Bränden und Abrissen quer durch die Jahrhunderte. 23 Vorbesitzer hat es gegeben, bis es schließlich 1965 von der Stadt Bad Bramstedt übernommen wurde. Unzählige Schicksale haben die Mauern erlebt, aber in diesem Bericht geht es um den König und seine Geliebte, die im 17. Jahrhundert hier lebten.

Der frühere Bramstedter Stadtarchivar Hans Finck verstieg sich 1968, als das frisch renovierte „Schloss“ (also das Torhaus) der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, zu der Behauptung, Christian IV., König von Dänemark und Norwegen, habe ein Jahr lang hier gelebt. So stand es damals in den „Bramstedter Nachrichten“. Wirklich belegen aber konnte Finck diese Darstellung nicht.

Tatsache ist: Dieses Haus gehörte von 1631 bis 1632 dem König, der das Gut Bramstedt für 19.000 Mark kaufte und es 1633 seiner Geliebten Wiebeke Kruse, einer Bauerstochter aus Föhrden, als Versorgungsgut schenkte. 1632 wird von Christian die Errichtung eines Vorwerks und die Restaurierung des Schlosses betreiben. Das Vorwerk oder Torhaus ist das Gebäude, das heute als Schloss bezeichnet wird. Ihr gehörte das Anwesen bis zu ihrem Tod im Jahre 1648. Dann übernahm es die Tochter, später die Enkelin.

Wie groß das Interesse des dänischen Königs nicht nur an seiner Geliebten, sondern auch an dem Gebäude war, zeigen etliche Bestellscheine, die er 1635 persönlich unterzeichnete, als das Gebäude weiter ausgebaut wurde. Holz, Steine und das markante Tor wurden aus Krempe herbeigeschafft, um das eigentliche Schloss zu bauen. Im oberen Saal pflegten Ihre königliche Majestät zu logieren, wie es in einem Schriftstück aus jener Zeit heißt. Vermutlich mit Wiebeke Kruse, die sich übrigens keineswegs ständig in diesem Gebäude aufhielt, um auf ihren Geliebten zu warten. Sie hatte ja noch den Königshof in Glückstadt, ebenfalls ein Geschenk des Königs, und lebte am königlichen Hof in Kopenhagen, den sie nach Christians Tod 1648 verlassen musste

Der König und seine Mätresse hatten zusammen zwei Kinder

Niemand kann also genau sagen, wie oft der König und seine Mätresse, die übrigens gemeinsam zwei Kinder hatten, in Bad Bramstedt nächtigten. Mehr als einmal, das scheint festzustehen, aber sicher kein gemeinsames Jahr lang. Gleichwohl machte der zweifelhafte Ruhm, eine von vielen Geliebten des dänischen Königs gewesen zu sein, die Dame zumindest im Raum Bad Bramstedt und Glückstadt „unsterblich“. Und heute können die Bramstedter mit Fug und Recht behaupten: Ja, in unserem Schloss hat tatsächlich mal ein König geschlafen. Noch jetzt zeigt man im Schloss das „Königszimmer“ mit dem Namenszug Christian IV. über dem Kamin und den Bildnissen des Königs und Wiebeke Kruse, noch jetzt grünt im Garten hinter dem Schloss alljährlich eine mächtige Linde, unter der der gekrönte Herr oft im traulichen Gespräch mit der einfachen Bauerntochter gesessen haben soll. Zwischen Hamburger Straße und der Holsatenallee gibt es heute noch den Königsweg, der an Christian IV. erinnert.

Nebenbei bemerkt gab es im Kreis Segeberg doch noch ein anderes Schloss: Aber das ist eine ganz andere Geschichte. Denn das Segeberger Schloss war besser als Siegesburg auf dem Kalkberg bekannt. Und ein König soll dort auch nicht genächtigt haben...

Alle Legenden, die sich im Kreis Segeberg um Könige ranken, scheinen sich auf Bad Bramstedt zu konzentrieren. Es gibt da nämlich noch die Sage von der versunkenen Königstafel, die sich nördlich des Schlosses, etwas außerhalb der Ortschaft, befunden hat. Dort soll ein König mit seinen Rittern versunken sein, als er die Ortschaft Bramstedt belagerte. Das Flurstück behielt lange den Namen Königstafel, inzwischen aber ist auch dieser Name Geschichte.